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‚Kickstarter‘: Brot für das Showbiz

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Über die Internetplattform Kickstarter haben wenigbetuchte Kreative die Chance sich ihr Projekt von Usern sponsern zu lassen. Wie Prominente und die Film- und TV-Industrie das nutzen.

"Crowdfunding"

Crowdfunding ist eine Art der Finanzierung. Mit dieser Methode der Geldbeschaffung lassen sich Projekte, Produkte, die Umsetzung von Geschäftsideen und vieles andere mit Eigenkapital versorgen. Eine so finanzierte Unternehmung und ihr Ablauf werden auch als eine Aktion bezeichnet. Ihre Kapitalgeber sind eine Vielzahl von Personen – in aller Regel bestehend aus Internetnutzern, da zum Crowdfunding meist im World Wide Web aufgerufen wird.
Eine Fanbase müsste man haben. Um seine Ideen in die Tat umzusetzen gibt es Internetseiten wie die Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“. Künstler und Kreative können sich für ihr vielversprechendes Gedankengut für Musikalben, Spiele, Technik oder sogar Lebensmittel finanzielle Unterstützung von Fans oder Gleichgesinnten erhoffen. Besonders in der Showbranche ist der Geldregen aber nicht gewiss. Viele etablierte Namen und Marken haben „Kickstarter“ für sich entdeckt und beziehen mal mehr, mal weniger erfolgreich ihr Film- oder Serienbudget über ihre Fans.

Zach Braff, bekannt für die Rolle als John Dorian aus «Scrubs», sammelte für seinen 2014 erscheinenden Indie-Streifen «Wish I Was Here» 3,1 Millionen US-Dollar von 46.520 Spendern. 5,7 Millionen Dollar erlangte eine Filmadaption der abgesetzten Serie «Veronica Mars» von 91.585 Usern. Unterstützt wurde letzteres Projekt übrigens von Warner Bros. (Betriebseinkommen 2012: 1,2 Billionen Dollar). Angestrebt waren für das Projekt nur zwei Millionen Dollar, nun ist es die größte „Kickstarter“-Kampagne im Filmbereich. James Franco («127 Hours») will ähnliches schaffen und sein Buch „Palo Alto Stories“ in drei verschiedene Filme verwandeln. 500.000 Dollar strebt der Schauspieler an um mehrere Jung-Regisseure für die Verwirklichung der Filme zu bezahlen, während hierzulande innerhalb von nur drei Wochen von rund 3.000 Spendern «Stromberg – der Film» finanziert wurde. Oft revanchieren sich die Stars mit Postern, Autogrammen, persönlichen Grüßen oder einer Statistenrolle im Film.

Die Seite wurde seit Bestehen schnell bekannt und erwarb sich den Ruf eines Ortes, wo Kreative ihre Träume wahr werden lassen können. Das ist nur ein Teil der Wahrheit, denn längst ist es nicht mehr so einfach wie zu Beginn genug Geld für sein Projekt aufzutreiben, besonders wenn die Big Player dazwischenfunken. Bekannte Gesichter haben schließlich oft in der Vergangenheit bewiesen, dass sie zu qualitativ Befriedigendem fähig sind, womit sie deutlich leichteres Spiel haben als gänzlich unbekannte oder sogar anonyme Schöpfer von Spendenaufrufen. Trotzdem sind auch die Projekte von Prominenten keine garantierten Spendenhits. Das musste zum Beispiel, anders als Zach Braff (Foto links), Melissa Joan-Hart («Melissa & Joey») erfahren, deren Comedy-Entwurf «Darci’s Walk of Shame» von angepeilten zwei Millionen Dollar nur 51.605 von 315 Spendern einsackte. Insgesamt schaffen es 56 Prozent der „Kickstarter“-Projekte nicht ihr Ziel zu erreichen, 28 Prozent davon sind entweder Filme oder Video-Projekte.

Scott Steinberg, Autor von „The Crowdfunding Bible“, sagt: „Die größten Erfolge sind meist die Projekte von bekannten Besitzern oder solche, die einen bekannten Betrieb hinter sich stehen haben.“ Filmprojekte haben seit dem Start von Kickstarter 2008 einen beeindruckenden Batzen Geld von insgesamt 119 Millionen Dollar angehäuft. Zehn Prozent der Streifen des Sundance Film-Festivals wurden von „Kickstarter“-Usern unterstützt. Auch mit einem Oscar-Gewinner kann sich die Plattform rühmen: «Inocente», eine Dokumentation über ein 15-jähriges, obdachloses Mädchen aus San Diego, gewann bei den vergangenen Academy Awards den Goldjungen in der Kategorie Doku-Kurzfilm. Kein Wunder, dass „Kickstarter“ nun vom Mainstream genutzt wird. Vor allem deswegen, weil es selbst für bescheiden budgetierte Filme immer schwieriger wird ein Studio für sich zu gewinnen.Zur Causa Braff sagte Mitproduzentin Stacey Sher: „Zunächst versuchten wir es über den traditionellen Indie-Weg, aber es stellte sich als zu restriktiv heraus, sowohl im Falle der Drehorte als auch in Sachen Cast.“

Zwar beteiligt sich Braff(Foto links)mit einem unbekannten Anteil auch an «Wish I Was Here», trotzdem ersparte es ihm nicht abfällige Kommentare darüber, dass „Kickstarter“ kein Ort für betuchte Prominente sei. „Kickstarter“ selbst reagierte auf den Unmut bezüglich «Veronica Mars» und Zach Braff mit dem Fakt, dass diese beiden Filme „Zehntausende neuer Leute zu „Kickstarter“ gebracht haben. 66 Prozent dieser Leute haben nie zuvor ein Projekt unterstützt. Tausende dieser haben seitdem andere Projekte mitfinanziert mit über 440.000 Dollar für 2.200 Projekte.“

Neben der Kontroverse darüber, ob „Kickstarter“ von Prominenten missbraucht werde, herrscht auch oft Uneinigkeit über die Plattform generell und ihr Potenzial. Gary Michael Walters, Co-Präsident von Bold Films, sagt beispielsweise: „In manchen Fällen wird es nützlich sein, aber es kann leicht missbraucht werden. Das muss man beobachten. Außerdem kann die Quelle überfischt werden.“ Eine Gefahr ist immer, dass sich die Kampagnen-Macher mitten im oder nach dem Funding-Prozess deutlich umentscheiden bezüglich ihres Projekts, in eine Richtung, die den Unterstützern weniger bis gar nicht gefällt.“

Jedoch ist Erfolg bei „Kickstarter“ nicht an die erworbenen Dollars gebunden. Die Crowdfunding-Seite kann als Publicity-Maschine und als einer der besten Marketings im Web dienen, besonders für aufstrebende Filmemacher, die ein Händchen für Eigenwerbung haben. „Man versucht eine Beziehung zu einem Publikum aufzubauen und eine Mailing-Liste zu erstellen“, meint Scott Steinberg. Auch die Eigenverantwortung spielt eine große Rolle für die Kickstarter der Showbranche. Die Künstler behalten die kreative Kontrolle über ihre Projekte, haben weniger Druck bezüglich Verkaufszahlen oder Einspiel, sind also alles in allem ihr eigener Chef.

Letztlich überwiegen die Vorteile der Crowdfunding-Seiten, trotzdem bergen sie einige Gefahren in sich. Größte Uneinigkeit herrscht bei den Kampagnen von Menschen, die schon Stars sind, schon eine Lobby haben. Doch was viele Unterstützer anzieht, ist, dass ihre Idole oder zumindest Schauspieler, die sie vielleicht eine lange Zeit im Fernsehen begleitet haben, mit ihren Fans in Dialog treten, die sagen: „Ich habe keine andere Möglichkeit als das so durchzuziehen, deswegen trete ich an Euch, meine Fans, heran und gebe euch eine Möglichkeit mit mir zu arbeiten und diese Idee zum Leben zu erwecken.“

Kurz-URL: qmde.de/64454
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