Fernsehen vs. Reichweite

Eine Zeitung ist normalerweise kein TV-Sender. Früher war es sogar eher die Konkurrenz zum Medium Fernsehen. Irgendwann kam dann die Webseite hinzu. Eine digitale Ausgabe der Zeitung. Heute allerdings sind Zeitungen oftmals schon kleine Fernsehsender. Tests, Kolumnen und Interviews sind mittlerweile Alltag in den Redaktionen. Dabei sind es nicht nur Zeitungen mit diesem neuen Angebot. Das Radio erwächst langsam zum eigenen Mediennetzwerk. Leider erkennt man das Potential in den Redaktionen scheinbar noch nicht wirklich.



Kennen Sie Matthias Matting? Der Redakteur testet bei Focus.de regelmäßig neue Gadgets und elektronische Produkte. Mittlerweile dürfte er es schon ein paar Jahre machen. Für mich ist Matting der Warentester von Focus.de und somit ein Gesicht der Plattform. Ist er YouTube-Star? Nein. Vielmehr hat er wie im Fernsehen sofort eine extrem starke Reichweite durch die beliebte Nachrichtenseite. Sein Verteiler ist einfach einer der besten Plätze im deutschsprachigen Internet. Somit sieht man sein Gesicht oft. Matze Knop? Sendet täglich auf BILD.de seine Parodien. Ob er im Fernsehen ist? Vielleicht bei «Schlag den Star». Das habe ich wohl mitbekommen. Hat er auch eine eigene Show? Weiß ich nicht einmal. Es ist auch egal. BILD.de ist sein Sender. Nicht umsonst versucht man sich bei BILD immer mehr auch im Bereich BILD.TV. Der Radiosender 1LIVE aus NRW ist eigentlich ein waschechter Radiosender für die Jugend in Nordrhein-Westfalen. Mittlerweile schickt man dort aber auch die Moderatoren zu „Challenges“ auf Festivals und lässt massenhaft Videomaterial für die Webseite produzieren.

Große Webseiten, Verlage und Radiosender haben im Gegensatz zu Bloggern mittlerweile starke Reichweiten im Netz. Beim Radio kann man theoretisch sogar 24 Stunden und über Tage bestimmte Videos auf der Webseite bewerben. Man schaltet im Radio live zum Reporter auf das Festival und das Video kann der Hörer im Netz betrachten. Kein YouTuber hat diese Möglichkeit. Radio könnte Menschen zu einem bestimmten Ort rufen und dort Videomaterial mit den Hörern produzieren. Flashmobs sind hier nur ein möglicher Gedanke.

Der Bereich Video wird aber oftmals noch stiefmütterlich betrachtet. Kostet mehr Geld und ist halt nur Video. Macht man halt auch. Dabei dürfte Matze Knop wohl mittlerweile durch seine täglichen Videos auf BILD.de einen enormen Bekanntheitsgrad in der Nation haben. Besser als jeder Fernsehsender. BILD zeigt täglich sein Foto und bietet neue Videos. Matthias Matting ist für Menschen wie mich schon der gefühlte Ulrich Wickert der Produkttests. Doch entsteht hier eine enorme Gewichtsverteilung durch das Internet. Bewegtbild ist nun für alle Plattformen da und jede reichweitenstarke Plattform kann selbst eigene Produktionen in den Markt drücken.

Das Problem bisher? Budgets. Es sind keine aufwändigen Produktionen. Oftmals haben die Macher nicht einmal einen Kameramann und filmen die Videos selbst. Wir werden also auf lange Sicht kein neues «Wetten, dass..?» im Netz erleben. Nach der Lanz-Pleite vielleicht aber auch kein Manko. Ich wage nur einen kleinen Blick durch den Nebel in die Zukunft. Vielleicht erleben wir noch eine Art kleine LateNightShow mit Matze Knop auf BILD.de mit Gästen. Vielleicht wird Focus.de eigene Talkshows anbieten. Vielleicht wird sogar Hans-Ulrich Jörges nicht mehr nur Gast bei Illner sein. Vielleicht wird er sich nicht nur auf stern.de mit seinem Video-Zwischenruf bei politischen Schlagzeilen zu Wort melden. Vielleicht wird er gar auf stern.de seine eigene Talkshow starten. Mit den wachsenden Reichweiten könnte man in ein paar Jahren sogar 500.000 Besucher der Webseite mit so einem Produkt erreichen. Aus Lesern werden so Zuschauer. Aus Hörern im Radio Zuschauer im Netz.

Was bald nur noch zählt?

Reichweite.

Ihr

Rob Vegas