Hinter den Kulissen
- Regiesseur: Torsten Wacker
- Autoren: Hartmut Block, Michael Gantenberg, nach dem Roman von Mia Morgowski
- Musik: Florian Tessloff
- Kamera: Andre Lex
Tom Moreno ist ein gutaussehender Lebemann in den besten Jahren. Sein Geld verdient er als Mitarbeiter in einer großen Werbeagentur, seine Freizeit verbringt er am liebsten in fremden Betten oder umringt von jungen, schönen Frauen. Seine Devise: Nach dem dritten Mal ist Schluss, denn spätestens dann wird aus einer unverbindlichen Affäre eine Beziehung. Als eines Tages die hübsche Elisa als Art-Directorin in seiner Firma anfängt, sieht sich Tom jedoch gezwungen, seine bisherigen Prinzipien zu überdenken. Auch wenn er es nicht wahrhaben mag, so muss sich der selbsternannte Casanova eingestehen, sich tatsächlich verliebt zu haben. Was er nicht ahnt: In Elisa hat Tom eine weibliche Version seiner selbst gefunden, die ebenfalls nichts davon hält, länger als drei Nächte bei ein und demselben Kerl auszuharren. Nun muss sich der Verliebte anstrengen, seine Angebetete von sich zu überzeugen. Dabei stehen ihm seine Mitbewohnerin Paule sowie seine Kumpels Luke und Vince zur Seite, die allerdings auch mit nichts Geringerem als dem Suchen und Finden der Liebe beschäftigt sind.
Darsteller
Stephan Luca («KeinOhrHasen», «Resturlaub») ist Tom Moreno
Marleen Lohse («Maria, ihm schmeckt’s nicht!», «Zimmer 205») ist Elisa
Armin Rohde («Contagion», «Nachtschicht») ist Rolf
Corinna Harfouch («Elementarteilchen», «Was bleibt») ist Theresa
Anna Thalbach («Der Baader Meinhof Komplex», «Eine dunkle Begierde») ist Paule
Johannes Allmayer («Wer wenn nicht wir», «Arschkalt») ist Luke
Oliver Fleischer («Vollidiot», «Danni Lowinski») ist Vince
Janin Reinhardt («Lotta in Love», «Ein Leben auf Probe») ist Lydia Cremand
Hannelore Elsner («Kirschblüten – Hanami», «Wer’s glaubt wird selig») ist Friederike Cremand
Michael Kessler («Pastewka», «Götter wie wir») ist Urs Cremand
Kritik
Würde man der Regiearbeit von TV-Regisseur Torsten Wacker Böses wollen, so ließe sich über «Kein Sex ist auch keine Lösung» sagen, dass der Strippenzieher hinter Fernseh-Dauerbrennern wie «Mord mit Aussicht» oder «SOKO Köln» mit der Komödie den Beweis abliefert, weshalb es deutschen Kinoproduktionen hierzulande nicht gelingt, ihren miesen Ruf unter Cineasten ein für alle Mal abzuschütteln. Mit gut 178.000 Kinobesuchern ist der Streifen weit von deutschen Vorzeige-RomComs wie den Til Schweiger- oder Matthias Schweighöfer-Filmen entfernt, die das Publikum zwar ebenfalls spalten, es jedoch verstärkt zum Kauf einer Kinokarte animieren. Vor allem, da es sich bei «Kein Sex ist auch keine Lösung» um die Leinwandadaption eines Bestsellers, geschrieben von Mia Morgowski, handelt – und es Buchverfilmungen per se schon immer einen kleinen Tick leichter haben, zahlendes Publikum in die Lichtspielhäuser zu locken – wundert die mäßige Resonanz umso mehr.
Dass die Anfang Dezember 2011 in den Kinos gestartete Produktion bereits dieser Tage im Free-TV zu sehen ist, liegt vornehmlich an der Kooperation zwischen dem Filmverleih Studiocanal und dem ZDF, das sich maßgeblich an der Fertigstellung von «Kein Sex ist auch keine Lösung» beteiligte. Dies könnte einer der Gründe sein, weshalb die halbgare Komödie ihr stetes TV-Movie-Niveau nicht abzuschütteln vermag. Dies ist angesichts der kommenden Ausstrahlung im Fernsehen zu verschmerzen, würde bei der Auswertung als Kinofilm allerdings für einen großen Punktabzug sorgen.
Besonders bemerkenswert sind in diesem Fall vor allem die Figuren, oder besser: das, was unter den Stereotypen von ihnen übrig bleibt. Während Stephan Luca, immerhin mit einem Augenzwinkern und auf charmante Art, den Vorzeigemacho verkörpert, mimt Marleen Lohse das Objekt der Begierde, der man die Femme-Fatale jedoch zu keinem Zeitpunkt abnimmt. Die Aktrice, die ihre Karriere als Jungdarstellerin in der Kinderserie «Wir Kinder vom Alstertal» begann, gelingt es auch in «Kein Sex ist auch keine Lösung» nicht, ihr Braves-Mädchen-Image abzuschütteln. In Momenten, in denen sich die rothaarige Schauspielerin lasziv in einer Badewanne räkelt oder auf allen Vieren versucht, ihr Gegenüber zu verführen, wirkt ihr Schauspiel aufgesetzt und schlichtweg nicht überzeugend. In weniger offensiven Momenten hat Lohse jedoch leichtes Spiel, die Blicke des Publikums auf sich zu ziehen und mit der Kamera zu flirten.
Weitaus forscher geht vor allem Janin Reinhardt derartige Situationen an, die als toughe Geschäftsfrau und knallhartes Luder eine der gelungeneren Nebenrollen einnimmt. Selbiges gilt für Michael Kessler, dessen verschrobenen Charakter er mit solch einer Selbstverständlichkeit ausfüllt, dass sein – zugegebenermaßen viel zu kurz geratener – Gastauftritt zu den Highlights des insgesamt eher mauen Films wird. Schauspielgrößen wie Hannelore Elsner und Corinna Harfouch spielen ihr übliches Programm ab, wobei vor allem Harfouch als äußerst umtriebige Mutter des Protagonisten weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt, die nichts mit solch fesselnden Performances wie im erst kürzlich erschienenen Familiendrama «Was bleibt» zu tun haben. Toms Freunde bieten schließlich, wie bereits in der Buchvorlage, lediglich am Reißbrett entworfene Figuren. Von der burschikosen besten Freundin ohne Männer-Erfahrung über den zum Weichei verkommenen Familienvater und dem unerfahrenen Freak, der mit Frauen bislang wenig anfangen konnte bis hin zum, von Tetje Mierendorf charmant verkörperten, in Vorurteilen ertrinkenden Homosexuellen. Selbst Armin Rohde als knallharter, aber nicht minder planloser Boss, sorgt zwar für gelungene Dialoge im Zusammenspiel mit seinen Kollegen, hat schlussendlich aber auch nur eine Figur auszufüllen, die auf allerhand Klischees basiert.
Kurzum: In Sachen Figurenzeichnung darf man von «Kein Sex ist auch keine Lösung» keinerlei Innovation erwarten. Die Charaktere bleiben ecken- und kantenlos und könnten so wie sie sind ihren Einsatz jederzeit in anderen romantischen Komödie finden. Und leider plätschert auch die Handlung mehr schlecht als recht dahin. Wie eine Romantic Comedy hierzulande endet, weiß jeder auch nur halbwegs filmerfahrene Zuschauer, die bis zum Finale auftretenden Konflikte zwischen den Figuren finden ihre Auflösung in allerlei Banalitäten und ein Nebenstrang über die Rettung der Firma entpuppt sich als rund zehnminütige Sequenz, die augenscheinlich nur dazu diente, den Slapstick-Gehalt innerhalb der Produktion nochmal ordentlich anzuschieben. Dass man ausgerechnet dieser Passage die Rolle von Michael Kessler zu verdanken hat, schmälert jedoch den negativen Gesamteindruckt der Szenerie. Die zwischenzeitlich eingeschobenen Traumsequenzen wirken derart überzeichnet, dass sie nicht nur stören, sondern zusätzlich den Rhythmus des Films durcheinander bringen. Gelungener ist da schon die Idee, Stephan Luca an einigen Stellen zum Erzähler werden zu lassen, der sich direkt in die Kamera ans Publikum wendet und den Zuschauer so an seinen Gedanken teilhaben lässt.
In Sachen künstlerische Gestaltung macht «Kein Sex ist auch keine Lösung» immerhin das Meiste richtig. Die Kamerafahrten über Hamburg könnten zwar auch vom Hamburger Tourismus-Verbund stammen, wirken aber gerade in den Abendmomenten äußerst gut aufgemacht. Wenn Kameramann Andre Lex die Bilder der modernen Großstadt in der Dämmerung einfängt, versprüht diese Location einen ungeheuren Charme. Auch aus den steril wirkenden Bürogebäuden holt Lex eine Menge heraus und schafft es so, ohne viele Mittel elegante Kulissen zu kreieren. Musikalisch dominieren das Geschehen zur Situation passende Popsongs sowie ein simpler Score, der zum ebenso simpel aufgebauten Film passt und somit nicht stört. Mit der Wahl des Songs „Die wirklich wahren Dinge“ des Bremer Popmusikers Flo Mega als Leitthema verdient sich Florian Tessloff, als Verantwortlicher für die musikalische Gestaltung, einen großen Pluspunkt, scheint „Die wirklich wahren Dinge“ doch wie gemacht für den Film und wird durch seine netten Platzierungen im Laufe des Streifens optimal genutzt.
Fazit: «Kein Sex ist auch keine Lösung» enttäuscht zu gleichen Teilen auf der Darsteller- als auch der Storyebene. Der schmuck aussehenden und klingenden Komödie fehlt es an einem Alleinstellungsmerkmal, sie bietet bis auf einige Highlights, wie etwa den Auftritt von Michael Kessler oder die Idee, den Protagonisten zum Erzähler werden zu lassen, nichts, was andere deutsche RomComs nicht auch bieten könnten. Trotz eines Aufgebots an deutschen Stars – in weiteren Gastauftritten sind unter anderem Collien Ulmen-Fernandes, Felicitas Woll und Stefan Kretzschmar – zu sehen, hat «Kein Sex ist auch keine Lösung» zwar das Zeug zu einem immerhin netten Primetime-Film, aufgrund seiner Aufmachung als große Kinoproduktion versprachen sich die Macher jedoch offensichtlich viel mehr als nur eine halbwegs solide Pflichtarbeit.
Das ZDF zeigt «Kein Sex ist auch keine Lösung» am Mittwoch, den 10. Juli um 20:15 Uhr.