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Vor der PK: Wo muss RTL 2013/14 Hand anlegen?

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Am Mittwoch stellt RTL sein neues Programm vor. Quotenmeter.de liefert eine Analyse - warum bröckeln die Quoten zur Zeit?

Das vergangene Jahr…


MA-Entwicklung RTL

  • 08/09: 16,6%
  • 09/10: 18,1 %
  • 10/11: 19,2 %
  • 11/12: 17,7 %
  • 12/13: 15,4%
MA 14-49
… war für RTL kein wirklich gutes Jahr. Zwar ist man mit durchschnittlich 15,4 Prozent Marktanteil weiterhin Marktführer in der werberelevanten Zielgruppe geblieben. Doch zur Wahrheit gehört eben auch, dass dies das schwächste Jahresergebnis seit Langem war. Viele Formate, die früher mal echte Quotenabräumer waren, tun sich inzwischen schwer – oder haben zumindest deutlich an Quote einbüßen müssen. Die Samstagabendshows «Deutschland sucht den Superstar» und «Das Supertalent» sind beispielsweise Opfer der allgemein in Deutschland herrschenden Casting-Müdigkeit geworden, dazu taten sich erste Probleme im sonst so erfolgsverwöhnten Nachmittagsprogramm auf. Und am Vorabend ist längst nicht mehr jede Soap ein Garant für gute Einschaltquoten…

Die Baustellen…


… gilt es für RTL nun, schnellstmöglich aus dem Weg zu räumen. Andernfalls kann es schon sehr bald passieren, dass sich die Kölner in der Zielgruppe von ProSieben geschlagen geben müssen. Im Juni war der Abstand zwischen den beiden Privatsendern nämlich so gering wie noch nie: Während für RTL nur 13,6 Prozent Marktanteil auf der Uhr standen, fuhr ProSieben für Senderverhältnisse sehr gute 12,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen ein.

Wo genau sollte RTL jedoch ansetzen, um die Konkurrenz in Zukunft wieder weiter hinter sich lassen zu können? Die Antwort auf diese Frage ist nicht so einfach, denn schließlich mussten fast alle Sendungen Verluste einstecken. Ein Rundumschlag wäre sicherlich ebenso wenig empfehlenswert, wie einfach alles so zu lassen wie es ist – und dann darauf zu hoffen, dass das Drehen an kleinen Stellschrauben ausreicht.

Im Falle von «Das Supertalent» und «DSDS» hat das nämlich kein bisschen weitergeholfen. Zwar holten beide Shows noch überdurchschnittliche Quoten für den Sender, massive Verluste waren aber nicht zu leugnen. Bei «DSDS» haben ein paar dramaturgische Änderungen, wie beispielsweise das Einsetzen neuer Moderatoren oder das Streichen der Top15-Show, keine Wirkung gezeigt – im Gegenteil: Mit durchschnittlich 20,9 Prozent Marktanteil bei den Umworbenen schnitt die Jubiläumsstaffel so schlecht ab wie keine andere zuvor. Und beim «Supertalent» hat es sich nicht bezahlt gemacht, Thomas Gottschalk in die Jury zu holen. Mit ihm konnte der sich langsam anbahnende Abwärtstrend nicht gestoppt werden. Alleine die absolute Zuschauerzahl sank im Vergleich zur Staffel davor um 1,6 Millionen auf 5,03 Millionen Zuschauer; ganz zu schweigen von dem Marktanteil in der Zielgruppe, der von 31,2 auf 23,6 Prozent zurückgegangen war.

Nun mögen manche Branchenbeobachter das als Meckern auf hohem Niveau bezeichnen - und freilich: das ist es auch. Sollte RTL auf die sinkenden Quoten aber nicht reagieren, läuft man Gefahr, in den roten Bereich abzurutschen. Das gilt für ziemlich jede hier von uns genannte Baustelle von RTL.

Am Montag- und Freitagabend lief es 2012/13 zum Beispiel nicht immer rund für die Kölner, denn im Vergleich zu 2011/12 ging das Interesse an «Wer wird Millionär?» beim jungen Publikum weiter zurück, um genau zu sein um 1,7 Prozentpunkte. Zu Wochenbeginn musste auch «Bauer sucht Frau» minimale Abstriche machen, «Rach, der Restauranttester» ebenfalls.

Den Mittwoch hat man knapp zwei Monate lang erfolgreich mit «Der Bachelor» bespielt, «Raus aus den Schulden» ist hingegen mit der zehnten Staffel die Puste ausgegangen. Mehr als 15,4 Prozent Marktanteil waren für die zwischen September und Dezember vergangenen Jahres gezeigten Folgen nicht drin gewesen, sodass eine Fortsetzung diesmal tatsächlich bezweifelt werden kann.

Größere Sorgen sollte RTL der Dienstag und Donnerstag machen. Immerhin: Mit dem Wegfall von «Dr. House», das sich mit der Finalstaffel ohnehin zur Quotenenttäuschung entwickelt hatte (im Schnitt 15,3 % MA), hatte RTL endlich die Chance, seine Serienabende neu zu ordnen. Geklappt hat das allerdings nur bedingt: Serien wie «White Collar» oder «Dallas» flogen wieder aus dem Programm, Erstausstrahlungen von «The Glades» tun sich derzeit selbst bei harmloser Konkurrenz im Sommerprogramm schwer. Das quotenschwache «Royal Pains» ließ man 2012/13 sogar gar nicht on Air, Fans warten hier schon seit April 2012 auf den Start der dritten Staffel.

Mit der in den USA hochgelobten Crime-Serie «Person of Interest» riss RTL ebenfalls keine Bäume aus. Ob die zweite Staffel im Herbst wirklich noch über den Schirm gehen wird, ist fraglich. Das wird wahrscheinlich von den Quoten der momentan am späten Dienstagabend zu sehenden Wiederholungen der ersten Staffel abhängen. Zu wünschen wäre es RTL jedenfalls, denn mit «The Following» startet im Herbst schließlich eine weitere Krimiserie, die inhaltlich am Dienstag gut zu «Person of Interest» passen würde.

Auf der anderen Seite dürfte es für RTL nicht schwierig werden, für die gut laufenden Serien «CSI: Vegas», «Bones» und «Alarm für Cobra 11» ein passendes Umfeld zu finden. Im deutschen Serienbereich besteht für RTL Nachholbedarf, denn Versuche wie «IK 1 – Touristen in Gefahr» scheiterten jüngst. Deswegen wird es spannend sein zu beobachten, ob die Kölner weiter auf zwei Serienabende setzen wollen – oder ob sie einen der beiden Tage zu einem Comedy-Tag umwandeln. Schließlich hat man noch neue Folgen von «Der Lehrer» sowie Diana Amfts neue Sitcom «Christine. Perfekt war gestern» in der Hinterhand.

Abseits des Abendprogramms machten sich auch erste Abnutzungserscheinungen im Tagesprogramm bemerkbar. Um 14 Uhr tauschte man beispielsweise «Mitten im Leben» durch «Die Trovatos» aus, mit Marktanteilen von durchschnittlich rund 15 Prozent besteht hier jedoch noch Luft nach oben. Am Vorabend kann man sich weiterhin auf «GZSZ» verlassen, nicht selten holt der Soap-Klassiker sogar den Tagessieg in der werberelevanten Zielgruppe. Anders ist die Situation bei dem davor laufenden «Alles was zählt», das immer häufiger die Marke von 15 Prozent verfehlt. «Unter uns» macht um 17.30 Uhr dagegen oftmals noch eine gute Figur.

Die Chancen…


stehen gut, denn mit Frank Hoffmann zieht bei RTL nun einer die Strippen, der bereits die kleinere Schwester von RTL – VOX - auf die Erfolgsspur führen konnte. Mit der Verlängerung des Morgenmagazins «Punkt 6» sowie dem Vorhaben, am Sonntagmittag ein neues Magazin mit Wolfram Kons zu installieren, setzt Hoffmann bereits vor der Programmvorstellung ein Zeichen, wohin die Reise 2013/14 gehen könnte.

Über die bereits viel geschriebene neue Show mit Thomas Gottschalk und Günther Jauch verspricht ebenfalls interessant zu werden, darüber hinaus hat man im Show-Bereich jüngst wieder mehr ausprobiert. So ist bereits bekannt, dass es Nachschub von den in den vergangenen Monaten getesteten Shows «Cash Crash» und «Unschlagbar» geben soll; auch «Das Familienduell» kehrt mit einer Neuauflage zurück, moderiert von RTL-Allzweckwaffe Daniel Hartwich.

Man darf also gespannt sein, was Hoffmann und seine Truppe am Mittwochabend der Presse vorstellen werden. RTL sollte sich in der kommenden Saison mehr wagen, sprich mehr neue Programmideen und/oder –farben auf Sendung bringen. Mit den bereits angesprochenen Show-Tests hat man bewiesen, dass sich Mut und Erfolg nicht zwingend ausschließen müssen.

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