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„Es wäre schon etwas komisch, wenn man nur noch vom Gesamtpublikum ab 3 Jahren spricht, dann also auch etwa von den dreijährigen Haushaltsführenden.“
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RTL-Chef Frank Hoffmann über Gesamt-Zielgruppen-Diskussion
Wirbel gibt es weiterhin um TV-Sternekoch Christian Rach: Wie exklusiv geht er wirklich zum ZDF? RTL-Chef Hoffmann möchte die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Rach gern fortsetzen, wie er dem Medienmagazin Quotenmeter.de mitteilt: „Ich weiß von Christian Rach, dass es aktuell weder einen Vertrag noch eine Unterschrift beim ZDF gibt. Wir sind mit ihm im Gespräch und werden in den nächsten Wochen verschiedene Formate gemeinsam durchsprechen. Dann wird er entscheiden, ob und wie es mit Rach bei RTL weitergehen wird.“ Im Spätsommer wird Rach jedenfalls im Rahmen der Bundestagswahl wieder bei RTL präsent sein. Vom ZDF zu RTL wechselte dagegen Thomas Gottschalk, der mit „Die 2“ wieder gemeinsam mit Günther Jauch on-air geht. Zudem moderiert Thomas Gottschalk die zweiteilige Showreihe «Die große ABBA-Show» – «Die Ultimative Chart Show» lässt grüßen. Das Original mit Oliver Geissen kehrt dennoch zurück wie auch «Es
kann nur E1NEN geben». Anders als zum 25-jährigen RTL-Geburtstag ist der Hamburger zum 30. Sendergeburtstag im Januar 2014 aber nicht mehr Gastgeber, wie Frank Hoffmann erklärt: „Dass wir die Jubiläumsshow mit Thomas Gottschalk machen, liegt daran, dass er ja die Anfangsjahre bei RTL selbst miterlebt hat.“
RTL setzt weiter auf das Zugpferd Castingshow: «Deutschland sucht den Superstar» und «Das Supertalent» gehen in eine weitere Runde. Die Castingshows gelten bis heute als sichere Quoten-Flagschiffe – auch, wenn mittlerweile etwas weniger Zuschauer als in früheren Staffeln erreicht werden. Dennoch verteidigt Hoffmann die Shows: „«DSDS» läuft außer in Amerika in keinem anderen Land so lange wie in Deutschland. Auch das ist eine hervorragende Leistung der Kollegen, die es immer wieder geschafft haben, das Format neu aufzuladen. Im zehnten Jahr bei rund 20 Prozent Marktanteil zu liegen, ist eine besondere Leistung.“
Dennoch: Im Juni war der Abstand zwischen ProSieben und RTL so gering wie noch nie: Während RTL 13,6 Prozent Marktanteil einfuhr, erreichte ProSieben für Senderverhältnisse gute 12,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. RTL-Programmgeschäftsführer Hoffmann relativiert allerdings: „Fakt ist: ProSieben hat beim Gesamtpublikum sogar weniger Zuschauer als VOX. Das ist aus meiner Sicht eine deutlich interessantere Nachricht als eine aus unserer Sicht überholte Zielgruppe zu betrachten, die nicht einmal mehr die Hälfte der Zuschauer abbildet.“ Ex-RTL-Chef Thoma erfand einst die erste sogenannte werberelevante Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen für RTL. Mitbewerber ProSiebenSat.1 entschied sich zuletzt gegen deren neue Währung der 14- bis 59-Jährigen. Welche Bedeutung hat also die Referenzzielgruppe? „Die Werbekunden kaufen gezielt sehr spezifische Zielgruppen ein.“ – so RTL-Chef Hoffmann – „Das war schon immer so. Für die ist diese Diskussion daher nicht so relevant. Bei der Referenzzielgruppe geht es darum, in der Kommunikation möglichst viele Menschen abzubilden, die für Werbekunden grundsätzlich interessant sind. Wenn der demografische Bauch aus der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen also rauswächst, dann sollte die Zielgruppe entsprechend erweitert werden. Die Möglichkeit einer Vergleichbarkeit auf größtem gemeinsamem Nenner ist Sinn und Zweck einer Referenzzielgruppe.“ Komplett auf die Gesamt-Zielgruppen zu setzen, macht für den RTL-Programmgeschäftsführer aber keinen Sinn: „Es wäre schon etwas komisch, wenn man nur noch vom Gesamtpublikum ab 3 Jahren spricht, dann also auch etwa von den dreijährigen Haushaltsführenden.“
Angst vor einer weiteren Fragmentierung durch kleinere Spartensender habe der RTL-Chef nicht: „Es ist davon auszugehen, dass die Fragmentierung noch deutlichere Spuren im Markt hinterlässt. Doch das ändert nichts am Ehrgeiz der RTL-Mitarbeiter: Wenn wir vor einem Basketball-Korb stehen und treffen, gehen wir automatisch noch einen Schritt zurück, um zu schauen, ob wir immer noch treffen. Im Quotenwettbewerb verhält es sich ähnlich: Wenn wir 14 Prozent schaffen, wollen wir danach 15 Prozent erzielen und so weiter.“ Die 15-Prozentmarke scheint derzeit schon erreicht. Zeit für das nächste Prozentpunkt und den nächsten Schritt vor dem RTL-Basketballkorb.