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Die VOX-Analyse: Voller Angriff auf Sat.1?

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Kann der Sender seinen Aufwärtstrend fortsetzen oder wird er nach einem starken Jahr wieder auf Normalniveau zurückfallen? Wo liegen die großen Stärken und Defizite?

Das vergangene Jahr:


MA-Entwicklung VOX

  • 08/09: 7,4%
  • 09/10: 7,8%
  • 10/11: 7,6%
  • 11/12: 7,3%
  • 12/13: 7,9%
Marktanteile in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen
... war in für VOX ein voller Erfolg. Mit 7,9 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe und 5,8 Prozent beim Gesamtpublikum wurden historische Höchstwerte erzielt, gegenüber dem Vorjahr steigerte man sich um 0,6 bzw. 0,2 Prozentpunkte. Bei den acht großen Vollprogrammen konnten nur das ZDF und RTL II auf einen ähnlich positiven Trend verweisen, während die meisten anderen großen Kanäle mehr oder minder deutliche Verluste erlitten. Mit Dokumentationen, Dokusoaps und Scripted Reality, US-Serien, Spielfilmen und Showformaten war man sehr breit aufgestellt - und wusste beinahe in jedem Segment mehr oder minder häufig zu überzeugen.


Die Probleme:


... des Senders sind selten wirklich akut. Zwar gibt es wie bei jedem anderen Sender auch weniger erfolgreiche Programminhalte, doch echte Quotenflops, die eine rasche Intervention erfordern, gibt es kaum. Am schwächsten schneidet meist der Samstagabend ab, den man löblicherweise sehr häufig mit Dokumentationen besetzt, welche jedoch nur selten beim Publikum ziehen. So erreichten von den 21 in der ersten Jahreshälfte gezeigten Doku-Abenden gerade einmal fünf mehr als acht Prozent der werberelevanten Zielgruppe, also überdurchschnittliche Werte. Am stärksten lief hierbei eine Mitte Juni gezeigte vierstündige Doku zum 50-jährigen Jubiläum der Bee Gees mit herausragenden 7,3 Prozent aller und 9,6 Prozent der jüngeren Konsumenten. Auf der anderen Seite kamen zwei Drittel der Samstags-Dokus auf weniger als sechs Prozent des Zielpublikums, also wahrlich kritische Werte.

Doch auch wenn die Samstags-Dokus selten wirklich erfolgreich sind, stellen sie nicht nur eine eigenständige und speziellere Programmfarbe dar, sondern sind darüber hinaus auch nicht minder reich bzw. arm an Erfolgen als die Spielfilmabende, an denen sich VOX hin und wieder versucht. Von den 21 Spielfilmen, die zur Primetime seit Anfang 2013 gezeigt wurden, kamen sogar nur drei auf überdurchschnitte Werte bei den 14- bis 49-Jährigen - allerdings auch "nur" zwölf auf desaströse Quoten jenseits der sechs Prozent. Hierfür hat man beim Sender also bisher noch kein Konzept gefunden, das sich als wirklich ertragreich herausstellt.

Die größten Probleme im Bereich US-Serien sind nicht hausgemacht, sondern der Einstellung einiger langjähriger Hits geschuldet. So wurden mit «Burn Notice», «The Closer» und «CSI: New York» gleich drei Formate in den Vereinigten Staaten eingestellt, die dem Privatsender jahrelang etliche erfolgreiche Abende beschert haben. Am Montag hat man mit der Serie «Grimm» ein erfolgreiches Ersatzprogramm geschaffen, das auch langfristig den Verlust von «Burn Notice» kompensieren kann. Und da der «CSI»-Ableger zur besten Sendezeit ohnehin bereits seit einiger Zeit nicht mehr allzu starke Werte einfährt, muss man hierzulande nicht besonders traurig über dieses Ende sein - zumindest, wenn es gelingt, um «Grimm» herum weitere erfolgreiche Serien zu platzieren.

Eine nicht immer gute Figur machten in der abgelaufenen Saison die US-Serien, die am Freitag zur Primetime meist in Reruns versendet wurden. «CSI: Miami» scheint die Puste inzwischen ausgegangen zu sein, «Lie to Me» fand ebenfalls kaum sein Publikum und auch «Law & Order: SVU» kommt erst seit Ende April vermehrt auf zufriedenstellende Werte. Hier macht sich einmal mehr die immer beliebtere Doppelprogrammierung bezahlt. Dauerhaft würde dem Freitag eine kleine Frischzellenkur gut zu Gesicht stehen, wenngleich hier kein dringender Handlungsbedarf besteht.

Auf recht hohem Niveau meckert man zur Zeit auch bei Daniela Katzenberger, die am Dienstag nur noch Werte knapp unterhalb des Senderschnitts erzielt. Der ganz große Hype um das vollbusige Blondchen ist abgeebbt, doch fallen lassen sollte und wird VOX sein vielleicht größtes Sendergesicht nicht. Die Reihe «Natürlich blond» nutzt sich allerdings am Dienstagabend merklich ab und sollte in dieser Form zunächst einmal eine kleine Pause erhalten. Wesentlich schwerer dürfte es hingegen Harald Glööckler haben, der im März und April dieses Jahres mit Glanz und Gloria vollkommen an den Bedürfnissen des Publikums vorbei sendete. Doch mit Guido Maria Kretschmer gelang es dem Sender zuletzt auch, einen neuen Shooting-Star im Bereich Mode aufzubauen. Auch im Bereich Dokusoap muss man sich also keine allzu großen Sorgen machen.

Mit die größte Enttäuschung der abgelaufenen TV-Saison war die dritte Staffel von «X Factor», die nach einem zufriedenstellenden Start im weiteren Verlauf der Show schlimmstenfalls auf bis zu 1,22 Millionen Zuschauer und nur noch 3,5 Prozent aller sowie 5,3 Prozent der werberelevanten Konsumenten zurückfiel. Derartige Werte sind für eine so kosten- und organisationsintensive Produktion insbesondere in den Live-Shows völlig inakzeptabel - doch auch bei Aufmachung und konzeptionellen Änderungen der Live-Phase im dritten Durchgang sah es nicht immer gut aus. Somit stellt sich die Frage nach einer vierten Runde für den Sender äußerst kompliziert dar, denn ohne jede Frage sind ökonomische Risiken damit verbunden. Gleichzeitig verliehen gerade die ersten beiden Staffeln der Sendeanstalt aber auch eine so außergewöhnlich starke Relevanz, dass eine verbesserte Rückkehr auch zu einem großen Hit werden könnte. Der überaus beachtliche Charterfolg von Mrs. Greenbird jedenfalls zeigte, dass selbst in der dritten Staffel nicht alles falsch gemacht wurde.

Die Chancen:


... stehen für VOX nach wie vor sehr gut. Wie im vorherigen Abschnitt bereits beschrieben, halten sich die wirklich großen Quotensorgen auf der einen Seite in sehr überschaubaren Grenzen, auf der anderen Seite gibt es etliche Programminhalte, die Fans des Senders wie auch Programmverantwortliche für die Zukunft hoffen lassen. Das beste Beispiel hierfür ist «Shopping Queen», das nach leichten Anlaufschwierigkeiten nach inzwischen anderthalb Jahren längst zu einem großen Hit avanciert ist. Sogar auf dem zumeist eher quotenschwachen Sonntagabend hat sich die Promi-Version der Reihe zu einem Hit entwickelt. Sollte sich der aktuell stark umworbene Guido Maria Kretschmer nicht allzu schnell selbst verheizen, kann er zu einer festen Größe des Senders werden und in die Fußstapfen von Daniela Katzenberger oder Konny Reimann treten.

In Kombination mit den Scripted Realities «Hilf mir doch!» und «Verklag mich doch!» stellt «Shopping Queen» auch ein zumeist starkes Nachmittagsprogramm dar, das sich in eine alles in allem ohnehin zufriedenstellende Daytime einfügt. Zuletzt mit leicht sinkenden Quoten zu kämpfen hatte «Das perfekte Dinner», doch auch nach sieben Jahren werktäglicher Ausstrahlung läuft die Sendung noch immer in aller Regel gut bis sehr gut. Insofern sollten die Programmverantwortlichen hier gewiss nicht in Aktionismus verfallen und können wohl auch noch einige Zeit auf ein sicheres Flaggschiff zum umkämpften 19:00-Uhr-Sendeplatz setzen. Gleichzeitig allerdings muss die kreative Abteilung hier allmählich doch in stärkerem Maße tätig werden, um nicht den Punkt zu verschlafen, an dem sich der langjährige Hit bei den Zuschauern totläuft.

Ein weiterer großer Trumpf von VOX ist das sehr beliebte Programm am späten Abend und der Nacht. Fast immer ist das zumeist aus Doku-Soaps, Wiederholungen von US-Serien oder Spielfilmen bestehende Programm hier sehr erfolgreich, während andere Sendeanstalten nach 22 Uhr häufig einige Federn lassen müssen. Wenngleich dieser Zeitraum für gute Durchschnittsmarktanteile eines Tages natürlich bei weitem nicht so relevant ist wie die Primetime, verschafft man sich somit ein sicheres Polster, um auch bei möglichen Misserfolgen zur Primetime nicht komplett baden zu gehen.

Mit neidischem Blick dürften die Vertreter anderer Sender auch auf die Werte des Serienmittwochs blicken, denn dieser lief in aller Regel richtig gut. Die großen Hits lauten hier in erster Linie die bereits eingestellten Formate «Crossing Jordan» und «Criminal Intent» am späten Abend sowie das neue Aushängeschild zur Primetime «Rizzoli & Isles». Zumeist setzt der Sender hier auf die Strategie, zur Primetime mit Erstausstrahlungen aufzuwarten und anschließend das serienaffine Publikum auch mit Wiederholungen alter Formate bei der Stange zu halten - mit Erfolg, denn bis zu 15,2 Prozent der jungen Zuschauer sahen im vergangenen TV-Jahr mittwochabends zu. Einzig bei der ebenfalls seit gut einem Jahr eingestellten kanadischen Krimiserie «King» ging dieses Konzept zuletzt nicht auf: Nur 14 von 37 Ausstrahlungen in der abgelaufenen Season kamen in der Zielgruppe auf mehr als acht Prozent Marktanteil.

Auch bei den Neustarts gibt es nominell nicht allzu viel zu meckern. Das Dramaformat «Revenge» und die Mysteryserie «Continuum» beweisen sich derzeit am Mittwoch- bzw. Montagabend und schlagen sich weitgehend wacker, zudem bringen sie mehr thematische Vielfalt in das ansonsten doch recht stark von Krimis dominierte Repertoire des Senders. Mit der dokumentarischen Miniserie «The Bible» konnte man sich einen der größten Überraschungserfolge der vergangenen US-Season sichern, auch die neue Sheen-Sitcom «Anger Management» verspricht äußerst interessant zu werden. Allerdings sollte man hier bereits dauerhaft sinkende Einschaltquoten mit einberechnen, denn in den USA lief sich die Sendung nach einem starken Start relativ fix tot. Mit der Anwaltsserie «Suits» und der Actionproduktion «Arrow» kann man auf weitere Quotenhits hoffen. Vor allem im Genre Serie scheint man sich also nicht auf den aktuellen Erfolgen auszuruhen - was kein allzu schlechtes Zeichen in Zeiten des oftmals so innovationshemmenden Erfolgs ist.

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