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«Heiter bis tödlich» passt zu unseren Anstalten (…) Ich weiß aber auch, dass diese Krimis nicht von vornherein stark laufen werden, wir denken da mittelfristig, weil die Etablierung von Neuem gerade am Vorabend Zeit braucht.“
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ARD-Vorabendkoordinator Frank Beckmann zum Start der neuen Krimi-Dachmarke
Der Misserfolg der im Oktober 2011 eingeführten Dachmarke für leichtgängige Krimiserien mit Lokalkolorit und humorigem Einschlag ist mittlerweile nahezu legendär. Von den ersten drei Serien («Henker & Richter», «Nordisch herb» und «Hubert & Staller») wurden zwei mangels Publikumsinteresse nach nur einer Staffel eingestellt, rund ein Jahr später erlitt «Fuchs und Gans» dasselbe Schicksal. Nicht, dass die übrigen Regional-Comedykrimis bedeutsam bessere Quoten einfuhren: Die mit Abstand populärsten «Heiter bis tödlich»-Reihen sind die Bayern-Serien «Hubert und Staller» mit durchschnittlich 7,8 Prozent während der zweiten Staffel und das bereits aus dem Regionalprogramm bekannte Format «München 7» mit 7,6 Prozent. Die weiteren Formate der gefloppten ARD-Marke kommen selten aus dem 5-Prozent-Bereich heraus. All dies beim Gesamtpublikum, wohlgemerkt, wo Das Erste derzeit einen Senderschnitt von 12,3 Prozent genießt.
Nicht, dass «Akte Ex», «Hauptstadtrevier» und Co. bei den 14- bis 49-Jährigen derartige Hits wären, dass sich die Treue der ARD gegenüber «Heiter bis tödlich» erklären würde: Auch in dieser Altersgruppe scheitert die Krimimarke durchgehend daran, dem Senderschnitt auch nur nahe zu kommen. Auch hier gehört «Hubert und Staller», wohl auch dank Christian Tramitz in einer der beiden Titelrollen, zu den größten Quotenbringern, und dennoch standen für Staffel zwei bloß 4,9 Prozent zu Buche. Der Senderschnitt liegt beim jungen Publikum derweil bei 6,9 Prozent.
Was also hat die Programmplaner im Ersten geritten, sich nun auch in der Primetime auf die Schmunzelkrimis mit regionalem Charme zu verlassen? Ist dies eine Bankrotterklärung, und das ausgerechnet am Dienstagabend, wo man traditionell mit seinen Familienserien so erfolgreich fährt? Nein. Stattdessen bezeugt diese Programmierung, wie fest man an «Heiter bis tödlich» glaubt – und selbst wenn die Serien von äußerst schwankender Qualität sind, haben die Entscheidungsträger der ARD guten Grund, am Konzept festzuhalten. Beim ZDF hat man mit «Die Garmisch-Cops» und «Die Rosenheim-Cops» zwei Serien im Programm, die so auch zu «Heiter bis tödlich» abwandern könnten – aber im Gegensatz zu den ARD-Formaten gut Quote holen. Und in der ARD-Primetime lassen sich mit «Mord mit Aussicht», «Reiff für die Insel» oder auch «Um Himmels Willen» ebenfalls munter Serien rekrutieren, die für die «Heiter bis tödlich»-Schiene geeignet wären.
Es ist angesichts des Erfolgs, den Sendungen mit einem ähnlichen Tonfall wie «Heiter bis tödlich» auf anderen Programmplätzen feiern, ein Leichtes, den Schluss zu ziehen, dass der ARD-Vorabendfluch das Hauptproblem der Comedy-Regionalkrimis ist. Das ZDF sendet zur gleichen Zeit mit seinen «SOKO»-Serien Dauerbrenner mit treuem Publikum, das junge Publikum schaut derweil «Die Simpsons» und «Galileo» auf ProSieben, die Daily Soaps von RTL oder lässt sich von «Berlin – Tag & Nacht» berieseln. Wo soll da schon die Quote für «Heiter bis tödlich» herkommen? Eine Primetimeausstrahlung schlägt da zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie beweist, dass die «Heiter bis tödlich»-Serien funktionieren und sie ist eine kostengünstige, viele Menschen erreichende Werbemaßnahme.