Die Kino-Kritiker

«The Conjuring»

von

Die Geisterjäger Lorraine und Ed Warren bekommen es im Horrorthriller mit einem mächtigen Dämon zu tun.

Filmfacts: «Conjuring – Die Heimsuchung»

  • Kinostart: 1. August 2013
  • Genre: Horror, Thriller
  • Laufzeit: 112 Min.
  • FSK: 16
  • Musik: Joseph Bishara
  • Autoren: Chad Hayes, Carey Hayes
  • Regie: James Wan
  • Darsteller: Vera Farmiga, Patrick Wilson, Lili Taylor, Ron Livingston, Shanley Caswell, Hayley McFarland, Joey King
  • OT: The Conjuring (USA 2013)
Der Werdegang von James Wan ist durchaus beachtlich. Vor knapp zehn Jahren läutete er zusammen mit Kumpel Leigh Whannell die Torture-Horror-Ära ein. «Saw» war neu, hart und schockierte mit einem grandiosen Finale. Umso erstaunlicher, dass sich Wan danach drei Jahre Zeit ließ, um dann mit «Dead Silence» in eine gänzlich andere Genrekerbe zu schlagen. Seitdem verweilt Wan – mit Ausnahme von «Death Sentence» – in der Gruselschiene. Nach «Insidious» nimmt sich der malaysische Regisseur in «Conjuring» nun eine wahre Begebenheit der berühmten Geisterjäger Lorraine und Ed Warren vor.

In den USA setzte sich der Thriller sofort an den ersten Platz der Kinocharts und markierte den besten Start eines Horrorfilms mit einem R-Rating. Dass ein gutes Einspielergebnis nicht zwingend für die Qualität des Films stehen muss, haben in der Vergangenheit einige andere Vertreter gezeigt. Doch bei «Conjuring» scheint die Rechnung aufzugehen, denn Wans Gruselmär ist ein atmosphärisch unheimlich dichter Albtraum.

Carolyn und Roger Perron (Lili Taylor und Ron Livingston) führen mit ihren vier Töchtern ein ruhiges Leben. Gerade erst sind sie in ein neues Haus gezogen und freuen sich auf die neue Zeit. Doch mit der Ruhe ist es bald vorbei. Die Mädchen werden in der Nacht von seltsamen Erscheinungen geplagt und auch Carolyn wird langsam aber sicher wahnsinnig. Die Familie weiß sich nicht mehr anders zu helfen und bittet Lorraine und Ed Warren (Vera Farmiga und Patrick Wilson), die schon den berühmten Amityville-Fall untersuchten, um Hilfe.

Als die beiden beim Perron-Haus eintreffen, spürt Lorraine bereits eine böse Macht. Trotzdem setzt das Ehepaar seine Arbeit fort. Doch je länger Ed und Lorraine bei den Perrons sind, desto schlimmer werden die Vorkommnisse im Haus. Solch einen Fall haben selbst die erfahrenen Dämonologen noch nicht erlebt. Ein Fall, der sie an ihre Grenzen bringt.

Die Geschichte spielt in den 1970ern und das lässt auch Wan in seine Bildsprache ungehemmt miteinfließen. Die Personen tragen Schlaghosen und zeitgemäße Frisuren, das Haus selbst wirkt schon beim bloßen Anblick wie das pure Böse. Umso erfreulicher, dass es nicht gleich mit einem lauten Schockgewitter losgeht, sondern sich erst einmal um die Charaktere gekümmert wird. Wan zeigt die Warrens bei Vorträgen an Universitäten und gibt detaillierte Blicke in ihre Arbeit. Sobald das Ehepaar dann bei den Perrons vorbeischaut, wird behutsam auf das kommende Unheil vorbereitet.

Allein das hauseigene Museum der Warrens mit angeblich von Dämonen besessenen Gegenständen lässt einen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen. Hier zeigt sich einmal mehr Wans Hang zu Angst einflößenden Puppen. Annabelle, obwohl hinter einer Glasscheibe sitzend, versprüht eine unangenehme Aura. Solch einem Spielzeug möchte wohl niemand von uns allein im Dunkeln begegnen.

Zwar macht sich auch Wan knarzende Türen, merkwürdige Geräusche und mysteriöse Bewegungen zunutze, verpackt diese aber wesentlich effektiver als andere Kollegen. Zudem legt er geschickt Finten und setzt dabei vor allem auf Spiegelungen. Auch wenn sich hier und da abzeichnet, was gleich geschieht: Erschrecken wird man sich dennoch. Die Schocks sind gut dosiert und noch besser platziert, sodass selbst genreerfahrene Zuschauer hervorragend bedient werden. Dazu sorgt der stimmige Score für passende Untermalung, ohne die Überraschungsmomente vorwegzunehmen.

«Conjuring» ist Oldschool-Horror im Stile der 1970er Jahre und erinnert in seiner Kameraführung an frühere Genrewerke, wenn beispielsweise von ganz hinten auf eine Person gezoomt wird. Darüber hinaus lässt sich Wans Handschrift in ungewöhnlichen Kamerafahrten wiedererkennen. Dadurch kreiert er eine großartige Atmosphäre, die das Szenario greifbar macht. Auch beim Cast haben die Macher alles richtig gemacht. Vera Farmiga und Patrick Wilson geben die Warrens authentisch und stilvoll. Die beste Leistung aber zeigt Lily Taylor («Das Geisterschloss»), die als verzweifelte Mutter von vier Töchtern im Haus auf sich allein gestellt ist, weil der Mann arbeiten geht. Im tosenden Finale zieht Wan mit ihr alle Register.

Der zweite Teil wurde bereits angekündigt und sollte es den beiden Drehbuchautoren Carey und Chad Heyes gelingen, den Stil beizubehalten und eine interessante Geschichte zu erzählen, könnte dieses Vorhaben tatsächlich gelingen. Denn «Conjuring» ist ein in der ersten Hälfte angenehm zurückhaltender, später umso wirkungsvoller und wirklich gruseliger Horrorthriller, der stellenweise das Blut in den Adern gefrieren lässt. Wan gelingt wie schon mit «Insidious» eine willkommene Abwechslung zum Genreeinerlei.

«The Conjuring» startet in Deutschland am 01. August 2013

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