Hingeschaut

Leichter Sommerspaß ohne Ballaststoffe

von

Ist «Alles auf einen Deckel» zum Wegwerfen oder Anlass genug für eine lockere Sommerfete?

Eine Show muss auf jeden Fall abwechslungsreich sein. Ich mag es nicht, wenn ich wie festgetackert hinter einem Pult stehen muss und mich nicht bewegen kann.
Matthias Opdenhövel über Showformate, die ihn ansprechen
Im deutschen Fernsehen grassiert die Völlerei: Showformate begnügen sich nicht weiter mit gertenschlanken Konzepten ohne großen Fettrand. Nein, es muss immer ein ganzes Showgelage voller XL-Leckereien sein, ein fettes Event mit satter Sendedauer. Mehr, noch mehr, draller und vor allem länger – so lautet die Devise. Was beim von Ehrgeizling Stefan Raab geschulterten Entertainmentgiganten «Schlag den Raab» funktioniert, muss allerdings nicht immer das stimmigste Rezept sein. «Alle auf den Kleinen», «5 gegen Jauch», «Elton zockt live», und so weiter: Spielshows haben heutzutage ein 5-Gänge-Menü mit Zierrat und Nachschlag darzustellen. Dies meinen zumindest die Programmverantwortlichen. Dabei kann nicht jede Showidee diese Masse tragen, zumal doch nichts gegen sommerlich leichte, kurze und frische Unterhaltung auszusetzen ist.

Die neue WDR-Sendung «Alles auf einen Deckel» geht daher wohl mit perfekten Timing an den Sendestart: Während die Temperaturen draußen in die Höhe klettern, kühlt das jüngste Format mit Moderator Matthias Opdenhövel die Laufzeit-Rekordejagd herunter. 45 knackige Minuten lang lässt Opdenhövel zwei Vereine aus NRW (vertreten durch je ein vierköpfiges Team) in einem bunt geschmückten und von feierlich gelaunten Zuschauern bevölkerten Biergarten gegeneinander antreten. Das Duell erstreckt sich über flotte Raterunden, in denen Lokalwissen sowie popkulturelle Themen gefragt sind, und rasche Aktionsspiele mit sommerlichem Flair. So gilt es etwa, Wasserbomben unbeschadet von A nach B zu werfen oder mittels Wasserpistolen Klopapier aufzuweichen, um die daran befestigten Quietscheentchen in ein Wasserbecken zu befördern.

Die Quizrunden widmen sich derweil den Themenübergebieten Lokalwissen, Essen und Trinken oder sommerlicher Popkultur. Die zu bewältigende Aufgabe: Alle vier Teammitglieder müssen hintereinander eine Frage korrekt beantworten – die Mannschaft, die dafür weniger Zeit benötigt, erhält einen Punkt. Die jeweils vier Rate- und Spielrunden dauern maximal 90 Sekunden und sind somit zeitlich perfekt geplant: «Alles auf einen Deckel» will mit vergnüglicher Kurzweil auftrumpfen und nicht mit der eigenwilligen, epischen Spannung eines «Schlag den Raab». Die kindisch-ulkigen Spiele und die raschen Quizrunden fügen sich auch ideal in den sommerlich-spaßigen Charakter des Formats, der nicht nur durch das Setting entsteht, sondern auch eine bunt gekleidete Kneipenband, die diverse Sommerhits fesch neu interpretiert.

Für Opdenhövel ist die Verwaltung des Vereinswettstreits, bei dem die Gewinnermannschaft für jeden erspielten Punkt 100 Euro in die Vereinskasse erhält, wenig überraschend ein Klacks: Es gab «Schlag den Raab»-Ausgaben, die länger dauerten, als die gesamte Premierenstaffel «Alles auf einen Deckel» – wer über fünf Stunden lang einem Stefan Raab Regeln erklären musste und weit nach Mitternacht live absurdeste XL-Wettkämpfe kommentierte, kann diese Sommerbrise unter den Spielshows einfach so runtermoderieren. Dies macht Opdenhövel jedoch erfreulicherweise nicht: Stattdessen tritt er mit gewohnter Vitalität und verspielter, guter Laune auf, ohne dadurch an Souveränität zu verlieren.

Kurzum: In einem Sommer voller krawalliger und frivoler Promispielshows und in Zeiten, in denen es mehr vermeintliche Showevents gibt als simple Unterhaltungsshows, ist «Alles auf einen Deckel» die perfekte Antithese. Kurz, bündig, amüsant und mit leichtfüßigem Flair.

Kurz-URL: qmde.de/65397
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