Die Kritiker

«Lieber verliebt»

von

Catherine Zeta-Jones spielt eine frisch geschiedene Mutter, die sich in einen 15 Jahre jüngeren Buben verliebt. Romantisch oder öde?

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Regie und Drehbuch: Bart Freundlich
  • Musik: Clint Mansell
  • Kamera: Jonathan Freeman
  • Schnitt: Christopher Tellefsen
Die zweifache Hausfrau und Mutter Sandy findet durch Zufall heraus, dass ihr langjähriger Gefährte sie hintergeht. Um ein neues Leben zu beginnen, zieht sie nach der eiligen Scheidung mit ihren Kindern nach New York City, wo sie sich in den 15 Jahre jüngeren Kellner Aram verliebt. Diesem steht mit seinem Collegeabschluss eine Vielzahl an Möglichkeiten offen, was er aus seinem Leben machen könnte, allerdings kann sich der Hobby-Feminist nicht so recht entscheiden, weshalb er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Zunächst springt er auch als Babysitter für Sandy ein, was aber nach und nach zu einer Hauptbeschäftigung wird. Bald beginnt es auch, zwischen ihm und Sandy zu knistern. Doch kann eine Beziehung bei solch einer Altersdifferenz funktionieren?

Darsteller


Catherine Zeta-Jones («Chicago») als Sandy
Justin Bartha («Hangover») als Aram Finklestein
Art Garfunkel («Boxing Helena») als Harry Finklestein
Joanna Gleason («The Good Wife») als Roberta Finklestein
Lynn Whitfield («Without a Trace») als Laura Reilly

Kritik


Frau trifft Mann, kann Mann nicht leiden, verliebt sich dennoch in Mann, kämpft um Mann, bekommt Mann: Die übliche Romantic Comedy verfolgt ein strenges Schema, das sich längst totgelaufen hat und selbst toll besetzten, originell inszenierten Genrevertretern ein großes Stück Lebhaftigkeit raubt. Wenn «Californication»-Regisseur Bart Freundlich mit «Lieber verliebt» eines richtig macht, dann ist es der Verzicht auf ein Gros der üblichen RomCom-Formel. Auch beweist der Ehegatte von Julianne Moore ein gutes Gespür für Besetzungen: Hauptdarstellerin Catherine Zeta-Jones macht sich ihre Rolle, die leicht gegen ihren üblichen Strich gebürstet ist und eher die verletzte Schüchterne als die feurige Dominante darstellt, sichtbar zu eigen. Und der ausnahmsweise die männliche Hauptrolle übernehmende Dauer-Sidekick Justin Bartha überzeugt ebenfalls als charismatischer Bube, dem einfach nur die Ecken und Kanten fehlen, damit er als erwachsener Mann durchginge, der mit beiden Beinen im Leben steht.

Hiermit enden allerdings die Qualitäten von «Lieber verliebt», einem Film, der sich in der neurotischen New Yorker Mentalität eines Woody Allen zu üben versucht, ohne je die Exzentrik oder Lebensweisheit des Altmeisters zu erreichen. Nicht nur inhaltlich bleibt diese Geschichte einer ungewöhnlichen Beziehung formlos, auch inszenatorisch bleibt Freundlichs Film identitätslos. Selbst ungewöhnlichere Sequenzen, wie eine Verabredung, die die zentralen Figuren in ein launiges Laientheater führt, sind ideenlos herunter gefilmt und verhindern, dass jegliches Flair entstehen kann.

Zündender Humor ist ebenso Mangelware, da sich die von der Filmmusik als komödiantisch untermalten Sequenzen auf solche Dinge beschränken wie sich übergebende Kinder oder beim Sex ertappte Paare – da Bart Freundlich aber davor zurückschreckt, auch nur irgendwelche Details zu zeigen, mangelt es diesen trivialen Gags an ihrem zündenden Element. Auf der anderen Seite ist diese Liebeskomödie auch erstaunlich unromantisch, da sie nach knapp der halben Laufzeit die übliche Annäherungsphase zwischen den Hauptfiguren überspringt und sie ganz selbstverständlich als Paar zeigt. Hier stimmt die Chemie zwischen Zeta-Jones und Bartha, so dass sich der Film vielleicht als banaler, aber charismatischer „Slice of Life“-Streifen etablieren könnte, würde nicht der an den Haaren herbeigezogene Konflikt zwischen den Protagonisten auch diese Stimmung kaputt machen.

Das Erste strahlt «Lieber verliebt» am Montag, den 12. August, um 20.15 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/65436
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