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«Mittendrin» lockert den Talk auch kaum anderweitig auf, wie es beispielsweise der «Doppelpass» tut: Dort werden mehrere Clips zum Liga-Geschehen eingestreut, darunter die legendäre Rubrik „Schwarz auf Weiß“. «Mittendrin» begnügte sich mit einem kurzen Hintergrundbericht zur Hertha. Immerhin: Zuschauermeinungen aus dem Netz werden immer wieder eingestreut, aktuelle Informationen oder Spielerpostings weitergegeben (beispielweise zu Julian Draxlers Verletzung). Neu macht dieser Talk dennoch fast nichts. Einziges hinzugefügtes Element: Man zeigt Spielerbenotungen der Sonntags-Partien, die User vom Sport1-Internetportal vergeben haben.
Moderator Jörg Wontorra führt gewohnt souverän durch die Sendung, sorgt für eine lockere Stimmung und bringt sofort die gemütliche «Doppelpass»-Atmosphäre zu seinen Zuschauern. Damit aber erweckt sich auch der generelle Eindruck eines «Doppelpass» light, den Sport1 hier anbietet – und die Frage aufkommen lässt, wen der Sender mit «Mittendrin» überhaupt erreichen will? Ungeduldige, zahlungskräftige Fußballverliebte haben sich vermutlich am Vorabend bereits die Gesprächsrunde «Sky90» angesehen, die deutlich tiefgründiger und detailreicher daherkommt als der neue Free-TV-Talk. Und die aufgrund der hauseigenen Experten vermutlich oft die besseren Gäste haben wird, dazu ausführliche Spielberichte. Analytiker und Statistiker schalten ebenfalls bei «Sky90» ein oder am Montagabend in der Sport1-«Spieltaganalyse», die sich unter Fußballfans einen Namen gemacht hat. Und wer echte Zusammenfassungen der Sonntagsspiele haben will, schaltet um 21.45 Uhr entweder die Öffentlich-Rechtlichen ein oder um 23 Uhr die Bundesliga-Zusammenfassung – wiederum bei Sport1.
«Mittendrin» macht zu wenig neu, um sich Profil inmitten dieser Formate zu verschaffen. Und bietet zu wenig echten Fußball vom Sonntag, um für diejenigen Fans interessant zu sein, die sich erstmals über die Partien informieren wollen. Es bleiben wohl als Zielgruppe jene Zuschauer, die von den ARD-Zusammenfassungen zu Sport1 rüberschalten. Oder jene, die unbedingt weitere Stimmen zu den Begegnungen wissen wollen. «Mittendrin» wird nach der lauen Auftaktsendung vor allem dann seine Stärke beweisen müssen: Wenn spannende, entscheidende Partien mit Dortmund, Bayern und anderen Titelfavoriten am Sonntag anstehen, kann man eine echte Lücke schließen. Dann, wenn Fußballdeutschland aufgrund der großen Duelle gar nicht aufhören will zu diskutieren.
Und es bleiben als Zuschauer selbstverständlich jene Fanatiker, die ohnehin jeden TV-Schnipsel verschlingen, der sich um das runde Leder dreht. Schließlich redet man hier nicht über irgendwas – sondern über: (Quoten-)König Fußball.