Hingeschaut

«joiZone»: Junges Fernsehen mit Substanz

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Die Ratgebersendung ist das bis dato stärkste Format auf dem noch jungen Sender joiz und traut sich sogar an schwierige politische Themen heran.

Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte Quotenmeter.de einen Artikel zum jungen Social-Media-Sender joiz, in dem wir uns ausführlich mit dem Konzept sowie den bisher zu sehenden Formaten auseinandersetzten. Unser Zwischenfazit fiel eher gemischt aus, wobei der größte Kritikpunkt die bis dato eher geringe Auswahl an Sendungen und Inhalten darstellte. Nach Veröffentlichung des Artikels erhielten wir eine Mail von Seiten der Redaktionsleiterin, die es bedauerte, dass in unserem Artikel «joiZone» nicht zur Sprache kam. Nach Begutachtung der Sendung sind auch wir der Ansicht, dass diese eine nähere Betrachtung wert ist.

«joiZone» ist ein von Montag bis Donnerstag live ausgestrahlter 30-minütiger Ratgeber, welcher sich mit Themen aus Gesundheit, Sexualität, digitale Medien, aber vor allem auch Gesellschaft und Politik auseinandersetzt. Moderiert wird das Format zumeist von Martin Tietjen, in jeder Folge begrüßt er mindestens einen Gast in seinem kleinen, leider noch etwas kalt wirkenden Studio und widmet sich gemeinsam mit den Gästen ausführlich einem bestimmten Themenschwerpunkt. Das interaktive Element kommt hier durch Straßenumfragen, Online-Votings oder auch Chatfragen zum Tragen, von denen pro Sendung etwa eine Hand voll in der Sendung Platz finden.

So breit das Themenspektrum hier ist, so unterschiedlich ist auch die inhaltliche Qualität der Sendung. Während eine Folge mit Youtube-Star Alexi Bexi eher ein netter, aber letztlich substanzarmer Talk über dessen Schaffen darstellt, leistet man in einer anderen Folge ein gewisses Maß an Aufklärung über die rechtlichen Möglichkeiten, das eigene Studium bestmöglich zu finanzieren - was sicher kein schlechter Ansatz bei einem Jugendsender ist. Außergewöhnlich gut gelungen und letztlich für uns auch ausschlaggebend für diesen Artikel ist jedoch die Folge vom vergangenen Donnerstag, in der Tietjen mit seinem Gast Wenzel Michalski von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch über die Diskriminierung von Homosexuellen in Russland spricht.

Über eine knappe halbe Stunde fasst man das brisante Thema, das aktuell im Zuge der Leichtathletik-WM für einige Schlagzeilen sorgt, für das junge Publikum verständlich, aber keineswegs oberflächlich oder zu verallgemeinernd zusammen und sorgt damit für einen echten Mehrwert beim Zuschauer. Vor allem Michalski ist ein dankbarer Gast für dieses Thema, da er zum einen sehr vielschichtig über die Probleme sprechen kann, zum anderen aber auch weiß, wie er es für junge Zuschauer verständlich formulieren kann. In zwei Einspielern werden zum einen Szenen der zum Teil erschreckenden Attacken auf Homosexuelle gezeigt, zum anderen wird auch ein junger Russe per Skype-Interview befragt, der aus eigener Erfahrung spricht.

Nicht seinen besten Tag hat Martin Tietjen, dem man den zu Beginn eingestandenen "Bammel vor dem Thema" an einigen Stellen deutlich anmerkt. Ungewöhnlich oft verspricht er sich in der Sendung, verliert kurz den Faden oder wirkt leicht fahrig. Ein Lob hat er dennoch für seine ansonsten lockere Moderationsart verdient, die sich so angenehm von der steifen und bemüht seriös wirkenden Präsentationsform von politischen Magazinen bei den Öffentlich-Rechtlichen abhebt. Auch kann er das Gespräch solide leiten und weiß einzuschätzen, welche Themen sein Publikum besonders interessieren.

Obwohl auch bei «joiZone» nicht alles funktioniert und die Sendungen qualitativ doch noch argen Schwankungen unterliegen, hat dieses Format das größte Potenzial aller bisher bei joiz erblickten Inhalte. Somit lohnt es sich durchaus, in die viermal wöchentlich um 19 Uhr gezeigten Folgen reinzuschauen - selbst dann, wenn man mit sozialen Netzwerken und interaktivem Fernsehen nicht allzu viel anzufangen weiß. In Bezug auf das Gesamtangebot des Senders bleibt die Problematik, dass sich zu viele Inhalte über den Tag verteilt noch wiederholen und man sich das Programm somit kaum länger als zwei bis drei Stunden ansehen kann, jedoch leider trotzdem bestehen.

Mehr zum Thema... joiZone joiz
Kurz-URL: qmde.de/65580
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