Hingeschaut

Wie bekomm‘ ich Beef in eine Dating-Show?

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RTL II startet am Montag ein neues Dating-Format um 17.00 Uhr – Sommer und Sonne inklusive. Eine Zutat, die bei RTL II jüngst für hohe Quoten sorgte, fehlt aber.

Sommer, Sonne, gebräunte Körper – das gab es bei RTL II bislang vor allem in der Scripted Reality «X-Diaries», die seit einiger Zeit werktags um 17.00 Uhr als Wiederholung in die deutschen Wohnzimmer kam. Ab dieser Woche setzt der Münchner Kanal am Vorabend nun auf eine neue Dating-Show namens «Next, please», produziert auf Rhodos und somit ebenfalls vor herrlich sommerlicher Kulisse. Dass man trotz der jüngsten Rekordquoten der Soaps «Köln 50667» und «Berlin – Tag & Nacht» nicht auf eine weitere Soap, sondern auf ein Dating-Format setzt, mag zunächst ungewöhnlich sein. Es hat aber gute Gründe, dass sich der in Grünwald beheimatete Sender etwas breiter aufstellen will.

Betrachtet man das Tagesprogramm zwischen zwölf und 20.00 Uhr am Montag, so finden sich dort acht einstündige Sendungen, von denen sieben Stück aus dem Hause filmpool kommen. Um sich nicht zu abhängig von dem Kölner Unternehmen zu machen, war es für RTL II also nötig, einen Produktionsauftrag an die Konkurrenz zu vergeben – die Wahl fiel auf Tresor TV, das jüngst zum Beispiel für VOX einen Testlauf mit dem Nachmittagsformat «Date my Style» unternahm. Sich von filmpool zu lösen, versuchte RTL II auch schon Anfang des Jahres, als man mit «Der Jugendclub» eine Scripted Reality bei imago TV bestellte, diese nach schlechten Kritiken und noch schlechteren Quoten aber nach wenigen Tagen wieder aus dem Programm nahm.

Offenbar also traut man anderen Firmen das Genre Scripted Reality nicht mehr so richtig zu – und agiert deshalb in der Dating-Show mit echten Protagonisten. Um das Krawall liebende Publikum von «X-Diaries» aber nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich mitzunehmen, wird «Next, please» nicht gänzlich auf Stunk verzichten. Krawall in einer Dating-Show ist letztlich schwer unterzubekommen, aber wie von MTV bekannt, geht es an einer Stelle – nämlich dann, wenn die drei Konkurrenten aufeinander treffen und auf den zu datenden warten. Oder wie es ein Off-Sprecher sagt: „Wenn es um den Traummann geht, verstehen die Mädels eben keinen Spaß.“ Da fallen dann Sätze wie „Die eine sieht aus wie ein Mann und die andere ist ein bisschen unterbelichtet.“ Ob der klassische «X-Diaries»-Zuschauer damit vollends zufrieden ist, bleibt fraglich. Immerhin: Für die Premierenfolge hat sich RTL II Mario als Mann der Begierde ausgesucht – einen „gestählten Mechaniker“, von Kopf bis Fuß tätowiert.

Optisch also fügen sich Mann und seine drei Frauen gut in das ein, was RTL II um diese Zeit bisher serviert hat. Unterlegt werden die Einzeldates, die Vorstellungen der Akteure und auch die Entscheidungssequenzen mit hipper Musik von Sean Paul, Macklemore und anderen, die derzeit in den iTunes-Charts ganz oben stehen – alles was gut tanzbar ist, wird unter die fröhlichen Sommerbilder gelegt.

Pro Folge gibt es immer zwei Singles, die je drei Bewerbern gegenüber stehen. Nach einem ersten gemeinsamen Date folgt eine „Top-Secret“-Runde, in der der Single je ein Geheimnis der Bewerber erfährt. Das „schlimmste Geheimnis“ (in der ersten Folge zum Beispiel, dass Fußball einen höheren Stellenwert hat als Frauen), fliegt raus – ohne, dass der Single weiß, zu welchem Bewerber es überhaupt gehört. Danach hetzt das Format zu weiteren Einzeldates, ehe schließlich im besten «Dismissed»-Stil die Entscheidung fällt.

Das ist alles nett anzuschauen, letztlich aber nicht der ganz große Wurf. Natürlich, vielleicht muss es den für die Sendezeit um 17.00 Uhr auch nicht geben. Aber schon beim zweiten Single, einer attraktiven Gogo-Tänzerin aus Augsburg (übrigens nicht tätowiert), beginnen sich die Elemente logischerweise zu wiederholen und eine gewisse Langatmigkeit stellt sich ein. Mit der unglaublichen Erzähldichte der gescripteten Soaps kann eine Dating-Show letztlich auch gar nicht mithalten. Und somit ist die Frage durchaus berechtigt, ob sich ein größeres Publikum für eine Vorabenddating-Show finden lässt. Das ist aber kein Vorwurf an den Produzenten – dem muss man eigentlich sogar eher ein Kompliment machen. «Next, Please» sieht aus wie eine 17.00-Uhr-Produktion im Jahr 2013 aussehen sollte, bietet ordentliche Unterhaltung und (recht) sympathische Charaktere. Sollte in den kommenden Wochen um 17.00 Uhr aber noch einmal die Sonne scheinen und die Chance bestehen, selbst ein paar Strahlen nach Feierabend zu erhaschen, so ist «Next, Please» wohl kein Format, das davor abhält.

Kurz-URL: qmde.de/65736
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