Zum Start kein Hit
Die erste Folge der «Luder-WG» kam am Dienstag nur auf 70.000 Zuschauer ab drei Jahren, vor allem beim jungen Publikum blieb das fragwürdige Format deutlich unterhalb des Senderschnitts. Mehr dazu gibt's hierDas einst als «Wild Wanna Bees» angekündigte Format, das vor wenigen Tagen noch den eindeutigen Zusatz «Die Luder-WG» bekam, wird aber nicht von den Machern der RTL-II-Soaps hergestellt, sondern von der in München ansässigen Firma Constantin Entertainment, die im Bereich der Fake-Formate lange Zeit führend war. Sie lieferte für Sat.1 über Ewigkeiten Sendungen wie «Lenßen & Partner» oder «K 11» – zuletzt aber brachen diese wichtigen Aufträge weg und eine Soap mit durchgehender Geschichte brachte man bis jetzt nirgends unter.
Beim Anblick von «Wild Wanna Bees» entsteht somit der Eindruck, Constantin Entertainment habe es ganz schön nötig. Dabei ist das Unternehmen doch eigentlich eine ganz anständige Firma. Und von dieser kommt nunohne Zweifel die fragwürdigste der "authentischen WG-Sendungen", weil sie offensichtlich auf dem schmalen Grat zwischen Soap und Erotik-Format wandert. Gesetzt auf dem Slot um 23.15 Uhr wissen die Verantwortlichen von Sport1, dass einige Zuschauer schon auf das Nachtprogramm voller Titten warten. Entsprechend ist eine der Voraussetzung der Darsteller der «Luder WG» wohl gewesen, die meist üppigen Brüste auch gerne ohne Bekleidung vor die Linse zu halten.

Gut, dass wenigstens diese Figur schnell aus der Serie verschwindet, wenngleich die anderen Charaktere nicht mehr bieten. Die Autoren beschränken die Mädels vollkommen auf ihr Aussehen – es kann nach 45 Minuten keinerlei Charakterzug festgestellt werden. Eigentlich hätte man sich auch jeglichen Text komplett sparen können. Krampfhaft wird versucht, sportliche Aspekte einzubeziehen – der WG-Chef geht beispielsweise mit den Mädels ins Freibad oder zum Volleyball, die Jungs müssen Liegestütze machen. Dass der ebenfalls auftauchende 0815-Nerd, der "World of Warcraft" liebt, schon nach vier Liegestützen schnaufend zusammenbricht, überrascht in dieser Produktion nicht. Ungewöhnliche Typen mit Ecken und Kanten könnten den Zuschauer schließlich vom Gaffen auf bestimmte Körperteile abhalten. Einzig die Tatsache, dass nicht alle agierenden Laiendarsteller ein Totalausfall sind, steht auf der Haben-Seite der Sendung.

«Wild Wanna Bees» wird so nicht nur zum Ärgernis für den Zuschauer, der nicht auf die Erotik-Clips in der Nacht wartet, sondern auch für Teile der Produzentenlandschaft. Da ist es doch gerade filmpool, die aktuell versuchen, das Image dieses Genres etwas zu heben, indem sie fiktionaler Erzählen. Ein erster Schritt wurde schon mit dem immer noch sehr spitze laufenden «Köln 50667» gemacht, ein weiterer mit dem gefloppten «Patchwork Family». Die Tatsache, dass man bei RTL nun eine Serie dieser Machart untergebracht hat, die 2014 werktags laufen soll, zeigt aber, dass die Verantwortlichen durchaus an ein Gelingen glauben. Die Luder-WG geht da aber in eine falsche Richtung.