Stattdessen gibt die enorme Geschwindigkeit der Reportage den Ton an. Tatsächlich kann man in dieser Geschwindigkeit den „ganz normalen Wahnsinn“ irgendwie erkennen. So wird zum Beispiel erwähnt, dass die Richter kaum Pausen einlegen und ständig von einem Fall zum nächsten hetzen. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch den ein oder anderen sehr banalen Fall wie den Nachbarschaftsstreit oder einen geblitzten Autofahrer. Wenn die Kamera dann noch dreimal zeigt, dass ein Angeklagter nicht zum Prozess erschienen ist, kann man als Zuschauer doch schon Mitleid mit den Richtern bekommen. Schade ist nur, dass an dieser Stelle nicht weiter auf dieses Überlastungsproblem eingegangen wird. Die vier gezeigten Richterinnen und Richter kommen viel zu selten mit viel zu unwichtigen O-Tönen zu Wort. Erst nach 20 Minuten fallen das erste Mal die Worte Überstunden, unterbesetzt und Aktenberge und dann ist die Reportage auch leider schon vorbei.
Unterhaltsam ist die Produktion aber dennoch auf eine gewisse Weise. Da bei den meisten Prozessen keine Kamera dabei sein darf, werden sie anhand eines Gerichtszeichners nachgestellt und von Sprecher Joachim Schönfeld vertont. Das funktioniert überraschend gut, da Joachim Schönfeld es schafft, den gemalten Figuren etwas Leben einzuhauchen. Barbara Salesch mal ohne Skript und Schauspieler ergibt einen netten, wenn auch nur kleinen Einblick, in das Gerichtsleben. Vor und nach den Prozessen werden die Opfer, Täter und Zeugen dann meist in einem kleinen Interview befragt. Natürlich fehlt auch hier jeglicher Tiefgang , aber was will man von 30 Minuten Laufzeit auch schon erwarten. Es ist ein bisschen wie «Familien im Brennpunkt», nur dass die Schicksale und Gefühle der Menschen hier echt sind.
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«Ich sag jetzt nichts mehr – Der ganz normale Wahnsinn am Amtsgericht» ist am Mittwoch, den 18. September, um 22.45 Uhr im RBB zu sehen.