Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Nicht sendefähig!

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 256: Die fürchterlichen Moderationsversuche einer beliebten Sportlerin.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir des Beweises dafür, dass nicht alles, was lang währt, am Ende auch gut wird.

«Franzi trifft...» wurde am 14. April 1995 in Sat.1 geboren und entstand zu einer Zeit, als die erst 14jährige Leistungsschwimmerin Franziska van Almsick dank ihres überraschenden Erfolgs bei den Olympischen Spielen im Jahr 1992 auf einer enormen Welle der Begeisterung schwamm und als erstes gesamtdeutsches Sportidol gefeiert wurde. Parallel etablierte sie sich als ein gefragtes Werbegesicht für zahlreiche große Unternehmen, wodurch ihre Bekanntheit zusätzlich wuchs. Was lag daher näher, als den Shootingstar für das Fernsehen verpflichten zu wollen?

Obwohl die Sportlerin bis dato über noch keine Fernseh- oder Moderationserfahrungen verfügte, boten ihr die Verantwortlichen von Sat.1 im Jahr 1994 einen Vertrag mit einem Gesamthonorar über zwei bis drei Millionen D-Mark an. Geplant war dafür die Produktion eines monatlichen Unterhaltungsformats, das den einfallsreichen Arbeitstitel «Die Franzi-Show» trug, sich aber bereits während der Vorbereitungen zu einem seichten Talk mit Prominenten wandelte. Aus Sicherheitsgründen entschieden sich die Verantwortlichen dazu, vor dem im Herbst angepeilten Start der Reihe zunächst zwei Pilotausgaben anfertigen zu lassen. In diesen versuchte van Almsick, Günther Jauch und Peter Maffay unterhaltsam zu befragen.

Das Ergebnis entpuppte sich als wenig vielversprechend, denn der Sat.1-Aufsichtsrat wurde von mehreren Quellen übereinstimmend mit den Worten „nicht sendefähig“ zitiert. Sogar van Almsicks Manager musste dies eingestehen und gab zu, dass in der ersten Ausgabe „wenig Action drin“ war. Als Konsequenz wurde nicht nur das Konzept der Sendung radikal verändert, sondern auch die Anzahl der beabsichtigten Ausgaben vorab von 20 auf zwölf herabgesetzt sowie der Starttermin um drei Monate verschoben. An eine Ausstrahlung zur besten Sendezeit glaubte zu diesem Zeitpunkt kaum noch jemand.

Die weiteren Folgen sollten zudem nicht als volle Staffel, sondern schrittweise mit regelmäßiger Prüfung entstehen. Also wurden zwei weitere Ausgaben fertiggestellt, in denen van Almsick auf die Schauspieler Harald Juhnke und Uschi Glas an öffentlichen Orten traf. Mit Uschi Glas schlenderte sie beispielsweise über einen Markt und aß mit ihr eine echte bayrische Weißwurst. Derartige Aktionen vermochten zwar van Almsicks allgemeine Überforderung etwas überdecken, reichten allerdings nicht aus, um von den banalen und einfallslosen Fragen abzulenken. Bei der senderinternen Abnahme fielen daher auch diese Episoden durch.

Weil man aber nicht noch mehr Material ungesendet im Archiv begraben wollte, wurde in der Nachbearbeitung versucht zu retten, was noch zu retten war. Gleichzeitig nahm man ein weiteres Mal vom angesetzten Sendetermin Abstand und verschob diesen auf die weniger riskanten Osterfeiertage. Am Karfreitag und Ostersonntag des Jahres 1995 schaffte die ehemalige Quotenhoffnung am Vorabend um 18:20 Uhr bzw. 17:45 Uhr schließlich doch noch den Sprung auf den Bildschirm. Mit 2,39 Millionen bzw. 2,04 Millionen Zuschauern und Marktanteilen von 10,2 bzw. 9,8 Prozent verliefen die halbstündigen Ausstrahlungen zwar nicht so katastrophal wie zu befürchten war, einen Erfolg stellten sie dennoch nicht dar. Wenig überraschend entschied sich der Kanal daher, die Reihe nicht weiter fortsetzen und die ursprünglich ausgehandelte Anzahl der Ausgaben nicht realisieren zu lassen. Van Almsick soll trotzdem die volle Vertragsgage erhalten haben.

«Franzi trifft...» wurde am 16. April 1995 beerdigt und erreichte ein Alter von vier Folgen, von denen nur zwei ausgestrahlt wurden. Die Show hinterließ die Moderatorin Franziska van Almsick, die ihre aktive Sportkarriere im Sommer 2004 beendete und seitdem regelmäßig als Expertin bei großen Schwimmwettbewerben für die ARD zu sehen ist. Zuletzt nahm sie zusätzlich den Platz als Jurorin beim RTL-Trash-Event «Die Pool Champions» ein.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der blassen Kopie eines 80er-Jahre Showklassikers.

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