Die Kino-Kritiker

«2 Guns»

von

Denzel Washington und Mark Wahlberg unterhalten als zwielichtiges Duo in einem Ganovenstück mit 90er-Flair.

Hinter den Kulissen

  • Regie: Baltasar Kormákur
  • Drehbuch: Blake Masters
  • Musik: Clinton Shorter
  • Kamera: Oliver Wood
  • Schnitt: Michael Tronick
Nicht sämtliche Comicadaptionen basieren auf Superheldencomics. Edgar Wrights ebenso hyperaktive wie brillante Regiearbeit «Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt» etwa spielt zwar in einer irrealen Welt, maskierte Helden mit wehenden Capes sucht man dennoch vergeblich. Auch die Star bespickten Actioner «RED» und «RED 2» basieren auf Sprechblasengeschichten, die nicht Teil des überrepräsentierten Genres sind, und erzählen stattdessen von rüstigen Agenten, die es noch immer faustdick hinter den Ohren haben. Mit «2 Guns» bringt Regisseur Baltasar Kormákur («Contraband») nun einen weiteren Actionfilm in die Kinos, der auf einem relativ unbekannten Comic basiert, und nicht mit dem Namen seiner Vorlage, sondern seinen prominenten Hauptdarstellern wirbt. In diesem Fall erwecken Oscar-Preisträger Denzel Washington und der Oscar-nominierte Mark Wahlberg eine vergnüglich-spannende Comicreihe aus der Feder von Steven Grant zum Leben. Und somit schafft er einen kernigen, kurzweiligen Gangsterfilm in bester 90er-Jahre-Manier.

Bobby (Denzel Wahsington) und Stig (Mark Wahlberg) sind ein archetypisches Ganoven-Duo: Während Bobby lieber plant, sorgt Stig gern dafür, Sachen in die Tat umzusetzen. Wenn sich die stets gegenseitig aufziehenden, doch immer füreinander einstehenden Tagediebe mit Gangsterbossen treffen, übernimmt Bobby das Reden, unterdessen scherzt Stig mit den Handlangern und hält sie mit seiner großen Klappe sowie seinen beeindruckenden Schießkünsten in Zaum. Die Zusammenarbeit von Bobby und Stig wird jedoch auf eine harte Probe gestellt, als sie kurz nach einem geplatzten Deal mit dem mexikanischen Drogenbaron Papi Greco (Edward James Olmos) von der Drogenpolizei aufgegabelt werden. Bald heftet sich zudem ein ruchloser Kerl namens Pearl (Bill Paxton) an ihre Fersen …

In den mittleren 90ern erlebte das Genre der Gangster- und Cop-Actionthriller, in denen Action, Twists und kühle Sprüche zu gleichen Teilen geboten wurden, seinen quantitativen Höhepunkt. Im Fahrwasser von «Pulp Fiction» und «True Romance» wimmelte es in den Kinos und Videotheken geradezu vor solchen Filmen. Versuche, das Flair solcher Filme wieder einzufangen, sind in den vergangenen Jahren zumeist danebengegangen, wie etwa im Falle von Oliver Stones pseudo-gesellschaftskritischen «Savages». «2 Guns» verzichtet auf jegliche Möchtegernintellektualität und erzählt stattdessen ein Old-School-Schurkenstück, das allerhand Storytwists bereit hält, vor allem aber einfach von der Coolness seiner Figuren und dem Charisma der Hauptdarsteller lebt.

Die Zusammenstellung des zentralen Duos, Womanizer und Spaßvogel Stig einerseits, der besonnen-gestrenge Bobby andererseits, mag konventionell sein, aber diese Charakterisierungen dienen hier auch bloß, um jede Menge Zündstoff für Dialoghumor zu liefern. Und diesen Dialogwitz übermitteln Mark Wahlberg mit seiner ansteckenden Spielfreude sowie Denzel Washington mit seinem rauen Charme ohne große Blindgänger. Die flotten, smarten Sprüche sitzen und kommen trotz des irren Tempos authentisch rüber, da Wahlberg und Washington über eine stimmige Leinwandchemie verfügen. Und da «2 Guns» keine reine Action-Komödie ist, sondern stets zu seinem zwar altbackenen, allerdings knackig und stringent umgesetzten Crimeplot zurückfindet, überstrapazieren die sich neckenden Kumpel auch nie die Geduld des Zuschauers.

Die Lügen, Intrigen und Machtspielchen, mit denen Bobby und Stig zu tun haben, werden von Kormákur mit selbstbewusster, aber nicht selbstgefälliger Coolness in Szene gesetzt, so dass sie zwar als spannender roter Faden dienen, nicht aber zu nervenaufreibend geraten. Dadurch bleibt die lockere, lässige Art der Protagonisten glaubwürdig, selbst wenn die Masse an Twists nüchtern betrachtet übertrieben ist. Dies ist angesichts der bodenständigen, griffig inszenierten Action und den vergnüglich-coolen Figuren aber schnell verziehen, denn «2 Guns» möchte einfach nur für rund 100 Minuten den schnellen, schroffen und dennoch lässigen Crime-Flick der 90er wiederbeleben. Und dies gelingt hier in sehr erfrischendem Ausmaße – Sympathie für die Hauptdarsteller vorausgesetzt.

«2 Guns» ist ab Donnerstag, dem 26. September, in vielen deutschen Kinos zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/66346
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