«Kocharena»-Quoten-Quickie
Die letzten vier Folgen der "alten" «Kocharena» bescherten VOX zwischen Ende Mai und Ende Juli zwischen 1,52 und 1,29 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Bei den Umworbenen lag man zwischen 7,0 und 5,7 Prozent Marktanteil. Die "neue" «Kocharena» mit Henssler nun erreichte ebenfalls sieben Prozent bei den Jungen. Man blieb somit aber hinter einer Anfang 2013 getesteten Spezial-Ausgabe «Jetzt kocht die Jury» zurück, die mehr als zehn Prozent der 14- bis 49-Jährigen anlockte.Die wesentlichste Modifikation stellte dabei die konstante Verpflichtung von ZDF-Gesicht Steffen Henssler dar, der ab sofort die bisher wechselnden TV-Köche dauerhaft ersetzt. Damit wurde ein großer Schwachpunkt der Sendung beseitigt. Bislang fehlte nämlich eine charismatische Identifikationsfigur, denn die rotierenden Köche sorgten zwar für Abwechslung, aber wenig Wiedererkennungswert. Auch die bisherigen Moderatoren Florian König und Heiko Wasser vermochten dies durch ihre meist wenig eindrucksvolle Darbietung nicht leisten, genauso wie die zu wenig präsenten Juroren Heinz Horrmann und Reiner Calmund. Nun lastet die komplette Produktion auf den Schultern von Henssler, der derart in ihren Mittelpunkt gestellt wird, dass sie komplett nach ihm benannt wurde.
Dieser Schritt ist deswegen folgerichtig, weil Programme, in denen Kandidaten gegen bekannte TV-Stars antreten, dank «Schlag den Raab», «Alle auf den Kleinen» und «5 gegen Jauch» derzeit äußerst beliebt sind. Mit Steffen Henssler konnte dafür ein Mann verpflichtet werden, der mit seiner frechen Art über ein großes Showtalent und einen hohen Unterhaltungswert verfügt. Dies bewies er zuvor insbesondere in seiner eigenen Sendung «Topfgeldjäger», wo er hauptsächlich als Moderator und Ratgeber fungierte. Bei VOX widmete er sich nun wieder vorrangig dem Kochen, wodurch er leider etwas ausgebremst wurde. Zwar konnte er auch hinter dem Herd einige flapsige Sprüche abfeuern, aber der Mann kann mehr.
Über welchen Witz und welche Spontanität er verfügt, zeigte er vor allem im Schlagabtausch mit seiner Kontrahentin Panagiota Petridou und dem Sternekoch Nelson Müller, der den Promis als Coach zur Seite stand. Von solchen Rede-Duellen lebten auch die «Topfgeldjäger», wo er sich stetig mit Frank Rosin foppte. Henssler ist dann am besten, wenn er ein ebenso schlagfertiges Gegenüber hat. Bedauerlicherweise war der neue «Koch-Arena»-Moderator Jochen Schropp nicht in der Lage diese Rolle einzunehmen. Zwar führte er souverän und unaufgeregt durch den Abend, aber auch blass und witzlos. Vielleicht wäre es schlauer gewesen, Henssler nicht gegen meist farblose Promis, sondern dauerhaft gegen einen anderen, ihm vertrauten Kollegen antreten zu lassen. Vielleicht wäre dann ein Moderator gar nicht mehr nötig gewesen.
Hensslers unterhaltsame Art konnte aber nicht verbergen, dass die Show mit einer Laufzeit von drei Stunden viel zu lang geraten ist. Erst Recht, wenn dieses Pensum fortan wöchentlich absolviert werden soll. Insgesamt wurde in vier Runden gekocht, einmarschiert und bewertet. Dadurch geriet die Ausgabe äußerst redundant und entsprechend zäh. Zusätzlich wurde der Ablauf durch Lebensmittel verschwendende Spiele - wie Eis stapeln, Orangen auspressen und Gurken schneiden - unnötig in die Länge gezogen. Überhaupt wirkte das Format in der Prime-Time deplaziert. Besser ist es am Vorabend oder im Tagesprogramm mit einer Länge von 30 Minuten und nur mit maximal zwei Runden aufgehoben, auch wenn es dann wie eine Kopie der einstigen «Topfgeldjäger» wirkt.
Letztlich stellte «Grill den Henssler – Die Neue Koch-Arena» dank Steffen Henssler ein etwas moderneres, etwas zielgerichtetes und etwas unterhaltsameres Update der früheren Version dar. Eine Revolution und Neuerfindung des Genres war damit nicht geglückt und offenbar auch nicht gewollt. Trotz einiger Schwächen bot die Auftaktausgabe immerhin solide Unterhaltung, bei der man getrost nebenbei im Internet surfen, telefonieren oder Marmelade einwecken konnte. Letztlich erinnerte sie an das letzte nur noch lauwarme Steak eines Grillabends. Man kann es noch irgendwie essen, hätte aber auch nichts verpasst, wenn man es dem Hund übrig gelassen hätte. Schade, es wäre mehr möglich gewesen.