Auf einer Intensivstation gilt: engmaschiges Kontrollieren! Nicht aus den Augen lassen!
So ähnlich handhaben wir das an dieser Stelle seit geraumer Zeit mit Sat.1. Schließlich liegt der Sender seit dem Champions-League- und Harald-Schmidt-Aus kreativ in guten Monaten im nebulösen Dämmerzustand, in schlechten vollends im Koma.
Vor kurzem dann die Ultima Ratio. Die dicke Spritze, vollgepumpt mit einem Format, dem der Ruf des Wunderheilmittels vorauseilt: «Big Brother». Nebenwirkungen: Cindy aus Marzahn.
Und was hat es gebracht? Ein paar Ausschläge bei den Quoten. Die Kritiker wollen aber bereits den Totenschein ausstellen. Das langsame Abgleiten aus dem Relevant Set, das scheinbar nie enden wollende Siechtum von Sat.1, geht weiter. Und der große Bruder wurde fast zum, Achtung, AntiQuotikum.
Aber... Moment. Da bewegt sich was.
Ja. Tatsächlich. Noch kein Erwachen. Aber ein leichtes Zucken. Dank US-Serien. Intravenös und hoch dosiert. «NCIS» läuft samt Spin-Off am Sonntagabend gut. «Homeland», die qualitative Spitzenklasse des US-Fernsehens, musste zwar jüngst Federn lassen, beweist aber nach wie vor, dass man auch bei einem Sender wie Sat.1 noch hochwertiges Fernsehen findet. Und das nächste Mittelchen steht schon bereit: «House of Cards», frisch mit einigen Emmys ausgezeichnet, soll ab dem 10. November die Tradition von «Homeland» fortsetzen.
Ein löblicher Schritt. Nur: Kann Sat.1 allein mit hochkarätiger US-Ware den kreativen Exitus verhindern, wenn es selbst Formate produziert, die abseits von «Der letzte Bulle» und «The Voice» im besten Falle «Mein Mann kann» und im schlechtesten «Schwer verliebt» heißen?
Da müsste schon etwas mehr kommen.
Geht auf's Ganze!