Meinungen

Joko und Klaas gegen das Dschungelcamp

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Klaas Heufer-Umlauf schießt gegen Dokusoaps und das "Dschungelcamp" und bezeichnet diese Formate als "Behindertenfernsehen". Berechtigte Kritik von jemandem, dessen Shows teils auch als Trash beschrieben werden?

Wer sich den Playboy nicht bloß kauft, um die Bilder leicht bekleideter Damen zu betrachten, sondern auch, um sich die im Herrenmagazin enthaltenen Artikel durchzulesen, bekommt in der jüngsten Ausgabe einige harsche Worte zu lesen. Diese stammen von Klaas Heufer-Umlauf und zielen in Richtung der trashigen TV-Konkurrenz. Der neuerdings auch als Musiker und Schauspieler agierende Moderator nimmt im Interview mit dem Playboy nämlich Kuppel-Dokusoaps ins Visier. Mit scharfer Zunge bezeichnet er Verkupplungsformate der Marke «Bauer sucht Frau» oder «Schwiegertochter gesucht» als "Behinderten-Fernsehen" und bemängelt, "[d]ass da so getan wird, als ob sich Leute, die eigentlich dringend zu beschützen wären, ineinander verlieben." Klaas führt seine Kritik fort: "Und dass man das dann, um dem Ganzen einen romantischen Überbau zu geben, als Kuppelshow tarnt, das ist zynisch."

Die nicht sonderlich zögerliche Wortwahl Klaas' sei Absicht, wie der «Circus HalliGalli»-Moderator beteuert: Er äußere sich "bewusst provokant", in der Hoffnung, so ein breiteres Publikum auf die Machenschaften solcher Sendungen aufmerksam zu machen. Darüber hinaus griff Klaas die emotionale Grundlage solcher B-Promi-Formate wie «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» an, die er nicht mit den Shows verglichen sehen will, die er gemeinsam mit Joko Winterscheidt auf die Mattscheibe bringt:

"Es ist ein großer Unterschied, ob du das Gefühl hast, du guckst einem Freund zu und hast entsprechend positiven Spaß daran, weil du dich fragst: Schafft der das? Oder ob du jemandem zuschaust, den du scheitern sehen willst, weil du ihn sowieso schon hasst", äußerte Klaas. Für ihn habe es eine gänzlich andere psychologische Basis, wenn sich eine Sendung darum drehe, bereits gescheiterten Medienpersönlichkeiten beim erneuten Versagen zuzuschauen. "Das ist bei uns eben nicht so. Das ist eine Show, nicht unser Leben. Und das weiß jeder", schloss Klaas ab.

Manchem Fernsehzuschauer könnte Klaas' "Dschungelcamp"-Schelte zu harsch oder sogar doppelzüngig erscheinen. Denn zwischen «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» und den verrückten Wettstreitereien von Joko & Klaas (egal ob in «Circus HalliGalli» oder «Joko gegen Klaas - Das Duell um die Welt») bestehen durchaus Parallelen. Schließlich werden sowohl beim RTL-Camp als auch in den Shows von Joko und Klaas zum teils eklige Wettbewerbe und Schockmomente von sarkastischen Kommentaren begleitet. Dafür heimste sich das "Dschungelcamp" bereits eine Grimme-Preis-Nominierung ein, ebenso, wie Joko und Klaas schon auf diese renommierte Ehrung hoffen durften.

Dessen ungeachtet macht Klaas in seinem Playboy-Interview auf eine erschreckende Verschiebung in der Fernsehunterhaltung aufmerksam. Dadurch, dass Joko und Klaas in ihren Wettbewerben noch immer die kollegiale Freundschaft zueinander zelebrieren und bei ihrem Wahnsinn mit dem Zuschauer auf Augenhöhe agieren, zählen sie noch zur alten Schule. Der Witz ihrer Sendungen basiert darauf, dass sich das Publikum fragt "Ach, Jungs, wieso tut ihr euch das an?" sowie darauf, dass sie letztlich ja doch Spaß an ihren Aktionen haben.

Zu sehen etwa zuletzt beim «Circus HalliGalli»-Beitrag rund um Jokos Einsatz bei der «Newstime»: Dass Jokos Auftritt als Nachrichtenmoderator durch Klaas' Einmischungen zur Katastrophe wurde und daher die ProSieben-Newsredaktion erzürnte, wurde so aufgemacht, dass Klaas' Aktionen als schurkisch daherkamen. Mit dem entnervten Joko sollte Mitleid entstehen - der erlösende Lacher kam dann zum Schluss, mit Jokos abschließendem Statement: "War schon geil!", gefolgt von seiner markanten Lache.

Anders dagegen «Promi Big Brother», "Dschungelcamp" und Konsorten: Allein schon die begleitenden Beiträge in den Boulevardmedien (egal ob in der Bild oder den sendereigenen Promi-Fernsehmagazinen) zeichnen diese Shows als "letzte Chance" für die Teilnehmer, als den letzten Strohhalm, an den sich die verzweifelten Promis klammern. Kommen Jokos und Klaas Albernheiten inszenatorisch als Dumme-Jungen-Streiche (XXL) zweier Freunde daher, so sind diese Formate als Erniederung gedacht, als der TV-Pranger, an den sich Promis stellen, die das Publikum hämisch auslachen kann.

Die mittlerweile selbst vom Feuilleton gefeierten Moderationstexte von Sonja Zietlow machen dies beim "Dschungelcamp" kaum besser: Ja, Zietlow unterläuft ironisch das Trash-Image der Show und lässt auch den Zuschauer fragen "Wieso schau ich mir diesen Müll überhaupt an?" Das verleiht dem Ganzen zusätzlichen Witz. Trotzdem erhärten ihre Seitenhiebe auf die Promis bloß den Status des Camps als televisionäre Strafe.

So manch feingeistiges Gemüt mag auch «Joko gegen Klaas - Das Duell um die Welt» als zu vulgär empfinden oder auch als grobschlächtig. Doch wenigstens beinhaltet dieses Format, aller Gemeinheiten, die sich die Moderatoren füreinander ausdenken, keine wahre Gehässigkeit. Zwei Kollegen fordern den jeweils anderen zu neuen Höchstleistungen in Irrsinn und Wagemut heraus und karikieren ihre Einfälle durch flotte Sprüche und mediale Verweise. Das ist wahrlich kein Trash.

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