Hingeschaut

Wie «Cobra 11» seinen Fokus verändert

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„Die Auferstehung“ ist der Beginn einer neuen Zeitrechnung der Serie – RTL startet die letzten Folgen mit Tom Beck. Bevor ein ganz Neuer übernimmt, kehrt im Piloten aber Mark Keller in die Action-Serie zurück.

Quotenentwicklung «Alarm für Cobra 11»

  • Staffel 28 (September bis November 2011, 9 Folgen): 4,51 Mio. (14,4%/19,5%)
  • Staffel 29 (März/April 2012, 7 Folgen): 4,02 Mio. (12,7%/17,6%)
  • Staffel 30: (September/Oktober 2012, 5 Folgen): 3,96 Mio. (13,4%/17,2%)
  • Staffel 31: (Februar bis Mai 2013, 10 Folgen): 4,13 Mio. (12,8%/18,0%)
«Alarm für Cobra 11» - der Dauerbrenner unter den RTL-Serien – meldet sich am Donnerstag mit einer gänzlich neuen Staffel zurück. Es wird die letzte sein, in der Tom Beck Kommissar Ben Jäger mimt. Danach gibt es für Erdogan Atalay, der in der Action-Serie seit Folge zwei als Semir Gerkhan an Bord ist, wieder einen neuen Partner. Entsprechend ist es auch klar, dass das Format an sich immer mehr auf Semir zugeschnitten wird. Im Pilotfilm zum Staffelfinale spielen private Ereignisse und die Frage, ob Semirs Frau Andrea einen anderen hat, eine nicht unwichtige Rolle. Es wäre nun übertrieben zu sagen, die Kommissare an Semirs Seite sind nur Beiwerk. Aber der Schwerpunkt des Formats hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verlagert. Dass Semir und Ben das wohl beste «Cobra 11»-Duo aller Zeiten sind, hat der Chef der Produktionsfirma Hermann Joha vor einiger Zeit einmal gesagt.

Derzeit führt Joha den Jäger-Nachfolger ein, in und um Köln wird der Pilotfilm für die schon nächste Staffel gedreht. In der Folge mit dem Arbeitstitel „Revolution“ agiert dann Vincenz Kiefer als Alex Brandt an der Seite von Semir. Das aber ist noch Zukunftsmusik. Für den Auftakt zur letzten Staffel mit bewährtem Duo hat RTL einen alten Bekannten zurückgeholt, der früher ebenfalls zum Hauptcast der Serie gehörte: Mark Keller, drei Jahre lang im Action-Hit als cooler Cop namens Andrè Fux zu sehen, ehe er bei einem Einsatz auf Mallorca von einer Harpune getroffen und im Ozean versenkt wurde. Seitdem war er nicht mehr gesehen und taucht nun direkt in der Auftaktsequenz des 95-Minüters als Schurke auf.

RTL macht hier etwas relativ Ungewöhnliches; man vertraut nämlich auf das Wissen der langjährigen Serienfans. Keller wird in der Figur als nun zum Bösewicht mutierten Andre Fux auch nur als solcher dargestellt – Hinweise, dass er früher bei der Polizei war, gibt es keine. Auch als er seinen ehemaligen Kumpel und Partner Semir als (sehr ungewohnt) kleinen Wüterich in einem Fernsehbeitrag sieht und erkennt, wird zwar deutlich, dass die Figur davon bewegt ist, aber nur die ganz alten Fans wissen sofort warum. Das ist mutig, aber das ist gut.

Ohnehin ist es neben Semir in der Pilotfolge Mark Keller, der die Handlung auf Grund seines enorm starken Spiels trägt. Die Rückkehr des eigentlichen Toten ist naheliegend und lustig zugleich: In der Serie wurde der verletzte Polizist von einem Fischer gefunden und sah in der Rettung die Möglichkeit eines neuen Lebens. „Ich hatte keinen Bock mehr. Schon bevor ich nach Mallorca kam“, sagt Fux in einer Szene – eine Parallele zum echten Mark Keller, die schon in seiner letzten Staffel in diversen Folgen aussetzte und auf die Serie keine Lust hatte. Jetzt aber ist er wieder zurück im RTL-Actionhit: Da kommt zwangsläufig die Frage auf, warum offenbar niemand ernsthaftes Interesse hat, die Figur Andrè Fux, nun ja wieder am Leben, dauerhaft zur Serie zurückzuholen. Ist es wirklich das Alter (48), das man Keller aber eigentlich gar nicht ansieht? Natürlich ist der nächste Kommissar, gespielt von Kiefer, jünger und agiler – gerade im Zuge der Alterung und Ausweitung der Zielgruppe auf bis 59 Jahre wäre ein reiferer Kommissar für die Action-Serie eigentlich eine Bereicherung. Eventuell aber ist es gar nicht im Sinne der Macher wieder eine so starke Figur neben Semir aufzubauen wie das damals der Fall war.

Die Marschroute jedenfalls ist klar: Es geht noch mehr ins Privatleben der Charaktere, die persönlichen Probleme bekommen mehr Screentime. Dazu gibt es eine Portion „Fall der Woche“, der sich inzwischen gerne um internationale Verbrecherbanden, die vor schlicht nichts zurückschrecken, dreht. Leider ist es auch in „Die Abrechnung“ der Fall, dass die Story in den letzten 15 Minuten ins Unglaubwürdige abdriftet – alle alten Klamotten haben die Autoren von Action Concept also nicht abgelegt. Dass die Action auch diesmal wieder passt, muss eigentlich gar nicht mehr erwähnt werden – im Gegenteil. Es ist so natürlich für die dafür mehrfach ausgezeichnete Firma, dass der Augenmerk des TV-Kritikers bei «Cobra 11» inzwischen woanders liegt. Das ist Chance und Gefahr zugleich: Wurde «Cobra 11» bisher gerne für ihre durchaus seichte Unterhaltung kritisiert, scheint man sich gerade in diesem Bereich zum Positiven zu entwickeln. Was der Zuschauer letztlich aber wirklich will, wird sich zeigen. Möglicherweise hat das Format sämtliche Serien-Krisen überlebt, weil eben so verlässlich auf eher unkonplizierte, simple Storys und stets schön fliegende Autos gesetzt wurde. Vielleicht auch deshalb, weil stets ein gewisser Witz (mal mehr, mal weniger) in der Luft lag, aber der klassische Drama-Anteil nie zu hoch war. Genau das scheint sich – zumindest in der Pilotfolge – nun etwas zu ändern.

Den eingefleischten «Cobra»-Fans tun die Verantwortlichen mit dem „neuen Weg“ jedenfalls einen großen Gefallen, denn selten haben sich die Figuren so dynamisch gezeigt wie nun Ende 2013. Jetzt müssen nur die Gelegenheits-Zuschauer auch mitziehen.

RTL startet die neue «Alarm für Cobra 11»-Staffel am Donnerstag, 24. Oktober 2013, mit einem zweistündigen Pilotfilm um 20.15 Uhr.

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