Hinter den Kulissen der 1. Staffel
- Produktion: ITV Studios Germany
- Drehbuch: Christian Pfannenschmidt
- Regisseure: Christian Theede, Imogen Kimmel, Michael Kreindl, Sabine Bernardi, Nina C. Wolfrum
- Kamera: Stefan Spreer
- Produzentin: Gerda Müller
Im Mittelpunkt der neuen Serie "Herzensbrecher" stehen ein alleinerziehender Vater und seine Söhne, vom jungen Erwachsenen bis zum sechsjährigen Kind, jeder auf seine Weise mit dem Potenzial, Frauenherzen zu brechen: frech, charmant, eigensinnig, verletzlich und einfach nur süß. Lukas, der Älteste, der vor der Frage steht: weiterhin zur Familie halten und als Nesthocker gelten, oder endlich auf eigenen Beinen stehen. Thomas, genannt "Tom", der Zweitälteste, 17 Jahre alt, der kurz vor dem Abitur steht und den Weg ins Erwachsenenleben antritt. "Jo" (Johannes) ist 13 Jahre alt, steckt mitten in der Pubertät und lehnt sich als Rebell der Truppe besonders gern gegen seinen Vater und gelegentlich auch gegen seine Brüder auf. Und Jakob, der sechsjährige Sonnenschein, der darauf besteht, nicht mehr klein zu sein. Im Zentrum: Vater Andreas Tabarius (Mitte 40), der als Pfarrer eine evangelische Gemeinde in Bonn übernimmt.
Sie sind eine starke Truppe und was sie eint, ist Zusammenhalt, Teamgeist, Familiensinn, Lebensfreude, beim einen oder anderen der Glaube. Aber sie alle wissen, dass etwas fehlt: Andreas' Frau ist vor zwei Jahren gestorben, und so sehr die Männer sich auch Mühe geben, ihrem Alltag und ihrer Familie gerecht zu werden, Natalie fehlt. Als Trösterin, Ansprechpartnerin, Zuhörerin, als Mutter und Geliebte.
Denn Andreas, der sich trotz des Widerstands der Kirchenvorstandsvorsitzenden Brigitte Abels nach und nach den Rückhalt der Gemeinde erwirbt, braucht manchmal Unterstützung, auch wenn er nicht danach fragt. Jede Woche beschäftigt ihn eine Geschichte aus seiner Gemeinde, mal ein Vikar mit krimineller Vorgeschichte, mal ein schwangeres Mädchen, mal ein Paar in der Eheberatung. Auch seine Söhne haben ihren Alltag, ihre Freunde, ihre Haltungen, Ängste und Kämpfe. Andreas glaubt zunächst, dass er all das allein bewältigen kann. Seine neue eigenwillige Gemeindesekretärin Katharina Marquardt, die mit Kirche und Religion wenig am Hut hat, ist da anderer Meinung, und versucht auszuhelfen. Ob aus dieser Kollegialität und Freundschaft mehr wird, bleibt abzuwarten.
Es ist ein Neuanfang für Pfarrer Andreas Tabarius und seine vier Söhne, nicht nur in Bonn, sondern auch in seiner neuen Gemeinde. Direkt am ersten Tag wird Andreas mit einem ungewöhnlichen Problem konfrontiert: Die zehnjährige Paula bittet um Kirchenasyl. Egal, wie hartnäckig Andreas nachbohrt, er wird aus dem Mädchen nicht schlau. Sicher ist nur, dass sie unter keinen Umständen zu ihren Eltern zurückwill.
Andreas nimmt die Kleine erst einmal bei sich und seinen vier Jungs auf, was in dem turbulenten Männerhaushalt für zusätzliches Chaos sorgt. Zoff mit der Vorsitzenden des Kirchenvorstands, Constanze Abels, ist da programmiert. Sie ist von den unkonventionellen Methoden alles andere als begeistert und empört darüber, was sich der Neue gleich zu Beginn raus nimmt und schaltet eiskalt die Jugendbehörde ein. Zum Glück kann Andreas zwar die Beamtin mit seinem Charme um den Finger wickeln, der Krieg zwischen ihm und Frau Abels scheint damit jedoch eröffnet. Alles in allem hält das den Familienvater aber nicht von seiner Pflicht ab, Paula wieder in ihr Elternhaus zu integrieren.
Doch das sind nicht die einzigen Probleme, mit denen Andreas fertigwerden muss. Aufgrund der schweren Krankheit seines Vorgängers wurde die Administration im Pfarrbüro schmählich vernachlässigt. Es wird dringend eine Gemeindesekretärin gebraucht, die unterstützend zur Hand geht. Ausgerechnet Katharina Marquardt, mit der er zunächst heftig aneinandergerät, bewirbt sich auf die Stelle und überzeugt ihn letztlich durch ihr zupackendes Wesen, auch wenn von Anfang klar scheint, dass damit der Grundstein für eine turbulente Zusammenarbeit gelegt ist.
Darsteller
Simon Böer («Der Landarzt») als als Andreas Tabarius
Annika Ernst («In aller Freundschaft») als Katharina Marquardt
Tamara Rohloff («Freundschaft mit Herz») als Constanze Abels
Gerrit Klein («Hotel 13») als Kukas Tabarius
Lukas Karlsch («Rennschwein Rudi Rüssel») als Thomas Tabarius
Tom Hoßbach («Dschungelkind») als Johannes Tabarius
Maurizio Magno («Knallerfrauen») als Jakob Tabarius
Kritik
Samstagabend 19.25 Uhr im ZDF. Die Stunde des Warm-ups, bevor Markus Lanz bei «Wetten, dass..?» Wow sagen darf, bevor Carmen Nebel ihr Panoptikum des Volkstümlichen vorstellt oder Wilsberg zum nächsten Tatort radelt. Zeit für die heile Welt. Das bestimmende Merkmal ist der sendeplatzgerechte Anspruch, eine Familienserie zu sein. Mit allem, was dazugehört: Behäbigkeit, so manchen Banalitäten, und der Gewissheit, dass sich am Schluss alles zum Guten wenden wird. Ob bei «Die Bergretter», «Unser Charly», «Da kommt Kalle» oder nun eben «Herzensbrecher».
Ein alleinerziehender Priester mit vier Söhnen ist vielleicht ein etwas merkwürdiger Protagonist für diese Sehgewohnheiten, das klerikale Milieu ebenso ein eher ungewohntes. Aber die Erzählweise macht klar: Alles bleibt beim Alten.
Die Konflikte etabliert Christian Pfannenschmidt so reduziert und banalisiert wie für diesen Sendeplatz gewünscht: Der neue sexy Priester hält seine erste Predigt in neongrünen Turnschuhen. Das adrettere Schuhwerk hat er in einer der zahlreichen Umzugskisten verschusselt. Wenn er zu seiner Gemeinde spricht; bevorzugt er Klartext. Ein bisschen so, als wäre Peer Steinbrück Pfarrer geworden: „Weil ich so bin. Und weil ich mich nicht verstellen will.“ Man muss kein Prophet sein, um vorhersagen zu können, dass die Storylines auf ihrer zweiten Ebene so gut wie nie über diesen simplen Dualismus zwischen Anpassung und Individualität hinauskommen werden. Mehr ist am samstäglichen ZDF-Vorabend nicht drin.
Ein Pastor zum Anfassen will dieser sympathische Andreas Tabarius sein, bei dem das gezwungen Nette aber manchmal ins unangenehm Geleckte abgleitet. „Ein Pfarrer für die Alten und gerade auch für die Jungen“, wie er in seiner Predigt ausführt. Eine Anspielung auf die angestrebte Publikumsstruktur? Angesichts der alles durchdringenden Behäbigkeit wohl eher Wunschdenken.
«Herzensbrecher» will nirgendwo anecken, sondern das Gegenteil: überall ein bisschen gut ankommen. Auf diesem Sendeplatz ist das seit Jahren gang und gäbe. Und man musste hier schon deutlich Schlimmeres sehen als einen netten Priester, der seine Gemeinde ein bisschen aufmischt und sich mit seinen vier Söhnen durch's Leben wuselt. Prädikat: solide. Ziel erreicht?
Das ZDF zeigt zehn Folgen seiner neuen Vorabendserie «Herzensbrecher» samstags ab dem 2. November um 19.25 Uhr. Wiederholungen laufen beim Spartensender ZDFneo ab Freitag, dem 8. November um 18.00 Uhr.