Hinter den Kulissen
- Schöpfer: Kenneth Biller, Michael Sussman
- Kamera: Jeff Jur
- Musik: Tree Adams
- Produzenten: Jason Ning, Eric McCormack, Mark H. Ovitz
Daniel Pierce (Eric McCormack) ist Neuropsychiater und geht in seinem Beruf, der vielmehr eine Berufung ist, vollends auf. Davon bekommt auch das FBI Wind, das den manischen Exzentriker zur Aufklärung schwieriger Mordfälle anwirbt. Pierce sagt zu und bekommt die toughe Jungermittlerin Kate Moretti (Rachael Leigh Cook) an die Seite gestellt. Beide kennen sich von früher. War Moretti doch einst eine Studentin von Pierce, der auch als Dozent an der Universität tätig ist. Pierce gilt aufgrund seiner Menschenkenntnisse und der Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erkennen als Genie, macht es seiner Umwelt durch seine Extravaganz jedoch nicht immer ganz leicht. Dennoch erhofft sich die Polizei von Chicago viel von ihm. Schon bald löst das Duo, bestehend aus Daniel und Kate, Seite an Seite schwierige Mordfälle.
Darsteller:
Eric McCormack («Will & Grace», «Free Enterprise») ist Daniel Pierce
Rachael Leigh Cook («Eine wie keine», «Psych») ist Kate Moretti
Kelly Rowan («O.C., California», «Assassins - Die Killer») ist Natalie Vincent
Arjay Smith («The Day after Tomorrow», «Abgedreht») ist Max Lewicki
LeVar Burton («Transformers: Rescue Bots», «Ali») ist Paul Haley
Scott Wolf («Party of Five», «Navy CIS») ist Donnie Ryan
Kritik:
Früher ermittelten in Crime-Formaten ausschließlich anerkannte Spezialisten. Cops, Special-Agents, Detectives und ab und zu Anwälte. Heutzutage wird das Team aus derartigen Ermittlern gern um weitere ergänzt. So zu sehen in «Castle», wo ein Schriftsteller der leitenden Kommissarin mit Rat und Tat zur Seite steht, in «NCIS», in welcher eine der Hauptfiguren dem Beruf der Forensikerin nachgeht und sogar vor Kannibalen und Serienmördern wird nicht Halt gemacht, um den Gedanken mit «Hannibal» einmal kurios zu Ende zu spinnen.
In der ABC-Studios-Serie «Perception» bedient man sich erneut diesem wiederkehrenden Schema. Mit der Figur des Neuropsychiaters Daniel Pierce greift man wieder einmal auf einen fachfremden Ermittler zurück, stellt ihm eine toughe Agentin zur Seite und lässt dieses ungleiche Duo knifflige Fälle lösen. Kurzum: Einer wirklich neuen Idee bediente sich die Schreiberriege um Kenneth Biller und Greg Beeman («Star Trek – Raumschiff Voyager»), beide gleichzeitig auch die Schöpfer der Serie, wahrlich nicht. Und so gilt es, aus dieser mittlerweile abgestandenen Prämisse das Optimum an Unterhaltungswert herauszuholen.
Mit Charmebolzen Eric McCormack gelingt dieses Vorhaben per se ganz gut. Der durch die Comedy-Serie «Will & Grace» bekannt gewordene Kanadier verkörpert seine exzentrische Hauptfigur irgendwo zwischen Robert Downey Jrs Iron Man, Benedict Cumberbatchs Sherlock Holmes und Karl-Friedrich Boerne aus dem Münsteraner «Tatort». Dies lässt jedoch eine gewisse Eigenständigkeit vermissen. Wenn Daniel Pierce wie in Trance Dirigentenbewegungen zu klassischen Orchesterstücken macht und dabei ganz in seiner eigenen Welt versinkt, ist dies beim ersten Anschauen noch komisch und scheint das Profil des «Perception»-Hauptcharakters zu schleifen. Wenn derartige Kleinigkeiten jedoch nur dazu dienen, der Figur eine undefinierbare Komik zu verleihen, hat dies mit ernstzunehmender Charakterisierung nicht viel zu tun.
Auch Rachael Leigh Cook, die mit «Psych» bereits ein ähnlich gelagertes Crime-Format mit ihrer Person beglückte, gelingt es in den ersten Folgen von «Perception» nur schwer, sich zu profilieren. Mit dem überdeutlichen Kontrast von ihrem zierlichen Erscheinungsbild zu ihren toughen Ermittlertätigkeiten hat ihre Figur interessante Ansätze, aus denen sich viel herausholen lässt und vom welchem die Schöpfer an manchen Stellen auch einiges durchblitzen lassen. Zudem erhält Kate hierdurch einen leicht ironischen Touch und durch ihr Dasein als ehemalige Studentin von Pierce einen interessanten Background. Insgesamt präsentiert sich Kate in den ersten Folgen jedoch noch viel zu unausgereift, woran auch eine solide Darstellung von Rachael Leigh Cook nichts ändern kann. Um zu verhindern, dass Kate in jeder Szene mit Daniel Pierce von diesem an die Wand gespielt wird, sollten sich die Autoren der Serie ab sofort intensiver mit den Profilen der einzelnen Figuren auseinandersetzen.
Neben den Hauptfiguren hinterlässt unter den Nebencharakteren keiner einen bleibenden Eindruck. Ebenso wie die Handlung. Diese besteht lediglich aus Versatzstücken anderer Crime-Serien und bietet Mord und Todschlag vom Reißbrett. Die von Jeffrey Jur eingefangenen Bilder lassen seine hypnotische Handschrift aus Horrorreißern wie «The Eye», mit welcher er auch hier gekonnt die Szenerien beobachtet, wiedererkennen. Auf Brutalität verlässt sich «Perception» dabei nicht. Auch wenn die Kamera weitestgehend detailliert die einzelnen Tatorte einfängt, lässt die Serie einen typisch düsteren Crime-Look vermissen – und profitiert davon.
Fazit: Kultcharakter hat das Ermittlerduo aus «Perception» (noch) nicht. Dafür präsentieren sich die Charaktere in Staffel eins der Serie zu unausgereift und die beschwingte Grundstimmung zu aufgesetzt und bemüht. Dennoch lässt das Format Ansätze eines eigens geschaffenen Grundtons erkennen und offenbart somit Potential, das die Macher in den Folgestaffeln hoffentlich auszuschöpfen wissen.
RTL Crime zeigt «Perception» ab Freitag, den 08. November um 20:15 Uhr.