Sonntagsfragen

Sabine Heinrich: 'Bin ja nicht so die Moralelse'

von

Im Interview mit Quotenmeter.de spricht 'Frau Heinrich' über ihr neues Format «Gewissensbisse - Frau Heinrich und die sieben Todünden», den ESC und ihr bald erscheinendes Buch.

Zur Person

Die am 27. Dezember 1976 in Unna geborene Radio- und Fernsehmoderatorin Sabine Heinrich ist seit 2001 beim Radiosender 1Live tätig. Ihre Fernsehkarriere begann 2006, als sie mit Thorsten Schorn die zehnteilige Live-Show «Schorn und Heinrich» moderierte. Am bekanntesten ist Heinrich wohl für ihre Moderation der ESC-Castings «Unser Star für Oslo» und «Unser Song für Deutschland» mit Matthias Opdenhövel. Bei Einsfestival moderiert sie seit 2011 den «1Live Talk mit Frau Heinrich», im WDR FS startete 2013 ihre Roadshow «Frau Heinrich kommt».
Frau Heinrich, sind Sie ein gläubiger Mensch oder was hat Sie zu diesem Format bewogen?
Glauben spielt für das Format eigentlich keine Rolle. Es war nicht wichtig, ob ich jetzt einer Konfession angehöre oder an die Kirche glaube.

In der Episode über „Zorn“ rammen Sie zu Beginn eine Eisenstange durch eine Windschutzscheibe. Wie sehr gefällt ihnen diese Abwechslung zu ihren Talk-Formaten?
Entschuldigung, das ist mal das Allergeilste, mit einer Dreschstange auf einem Auto rumzudreschen. Das war schon gut. Das ist ja genau das Geschenk meines Berufs, dass ich nicht am Schreibtisch festgetackert bin, dass ich das wirklich so machen darf, dass ich mal hier und mal da bin.

In jeder der sieben Folgen begleiten Sie eine Person, die ein besonderes Verhältnis zu einer der Todsünden hat. Welche Begegnung ist ihnen am stärksten in Erinnerung geblieben?
„Trägheit im Herzen“ hat mich besonders berührt. Da habe ich mit einer Frau gesprochen, die wirklich Burnout hatte, und mit einem Mann, der eine Leere im Herzen gespürt hat. Der hatte wirklich alles: Journalist, Schriftsteller, tolle Wohnung, aber er sagte, es fehlt immer was, das konnte er nicht ausfüllen durch Reisen, durch Geld, durch noch mehr Partys. Das fand ich auch sehr berührend.

«Gewissensbisse» ist eine Gemeinschaftsproduktion mit „Planet Schule“. Inwiefern denken Sie können Schüler etwas aus der Reihe mitnehmen?
Ich bin ja nicht so die Moralelse. Ich bin auch nicht die, die sagt, guckt euch das mal gut an. Darum ging es mir nicht. Es geht um Orientierung. Wenn ich es schaffe, dass man sich am Ende fragt, inwiefern berührt mich das eigentlich, vor allem beim Thema Habgier, und wie zeitgemäß ist das eigentlich, egal ob derjenige nun Schüler oder Erwachsener ist, dann ist das schon sehr schön, dann würde ich mich schon sehr freuen. Etwas, was mir aufgefallen ist während der ganzen Dreharbeiten: Ich habe mir immer die Frage gestellt: Was ist das eigentlich genau und wie zeitgemäß ist das und warum ist das eine Sünde? Warum ist Wollust eine Sünde? Kann es eine Sünde sein, wenn man mal geil auf jemanden ist? Und wer ist eigentlich die Instanz? Ich hatte durch die Dreharbeiten hindurch immer Schwierigkeiten mit dem Wort Todsünde. Ich fürchte mich vor diesem Wort und möchte das auch nicht in meinem Sprachgebrauch haben. Mir ist auch aufgefallen: Die Kirche ist eigentlich keine Instanz, sondern man ist es selber.

Was ist ihrer Meinung nach die am weitesten verbreitete der von ihnen erforschten Todsünden und haben Sie vielleicht sogar selbst öfter mit einer der Todsünden Erfahrungen gemacht?
Ich habe bei vielen Todsünden vorher gedacht, das betrifft mich nicht. Ich bin kein zorniger Mensch. Ich bin auch kein neidischer Mensch. Ich bin auch kein hochmütiger Mensch. Das ist aber auch der Reiz dieser Folgen, dass es immer eine Stelle gibt, an der man sich sagt „Ah doch“. Wir haben all das in uns und das ist auch ganz gesund und ganz normal. Die Frage ist immer nach dem Maß. Bei vielen Todsünden hatte ich den Eindruck, dass sie eine Prüfung sind, gerade bei Zorn. Zorn auf irgendjemanden, auf eine Situation oder sogar auf sich selbst kennt ja wohl jeder, aber das hat man noch im Griff, und dann ist das eine Prüfung, vor der man steht. Kriege ich das hin oder wird das stärker, als ich es eigentlich will?

Mit sieben Folgen ist die Reihe «Gewissensbisse» recht kurz. Können wir in nächster Zeit noch mehr neue Projekte von Ihnen im Fernsehen miterleben?
Ja, wir beginnen gerade mit dem Dreh für ein Talkformat im WDR Fernsehen. Ob das allerdings ausgestrahlt wird, das kann ich jetzt noch nicht sagen. Wir probieren das jetzt erst einmal aus.

Sie haben bereits vor vielen Millionen Menschen «Unser Star für Oslo» und die Vorberichterstattungen zum ESC moderiert. Welche Chancen rechnen Sie sich für Deutschland in Kopenhagen 2014 aus?
Da kann ich noch gar nichts dazu sagen.

Welche Änderungen müssten ihrer Einschätzung nach, besonders im Vorentscheid vorgenommen werden, um wieder zumindest in die Nähe des ersten Platzes zu kommen?
Das System macht nicht den Gewinner, sondern der Künstler. Es war nicht das System, es war Lena, die gewonnen hat. Zur Art des Auswählens kann ich gar nichts sagen, da habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Lena musste zuerst darauf kommen da hinzufahren und dann musste das auch gesehen werden. Ich finde, Stillstand ist der Tod. Zu sagen, es gab eine Methode, mit der waren wir erfolgreich und das muss jetzt immer so bleiben, ist falsch.

Um was geht es in ihrem bald erscheinenden Buch?
Es ist eine Roadnovel, eine Reise zweier Frauen, einer Großmutter und ihrer Enkelin. Es geht um Entscheidungen im Leben, wo geht die Reise hin? Die beiden fahren ans Meer nach Elba, im Januar, da ist ja nichts los. Die Oma hat den Opa verlassen und die Enkelin sucht auch gerade nach dem richtigen Weg, wie will ich eigentlich leben, und die beiden lernen voneinander.

War es eine große Umstellung für Sie von Radio- und Fernsehmoderation nun auch als Autorin tätig zu sein?
Ich fand das Schreiben ganz toll. Es war nie mein großer Plan, Schriftstellerin zu werden. Ich hab einfach mal angefangen zu schreiben und auch zu recherchieren und es ist mir gar nicht so schwer gefallen.

Vielen Dank für das Interview.


Der WDR strahlt «Gewissenbisse - Frau Heinrich und die sieben Todsünden» ab Mittwoch, dem 6. November, immer mittwochs um 20.15 Uhr auf Einsfestival aus. Die sieben Todsünden werden in folgender Reihenfolge besprochen: Wollust, Zorn, Habgier, Hochmut, Neid, Trägheit, Völlerei.

Kurz-URL: qmde.de/67168
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelDie Kritiker: «Hubert und Staller – Die ins Gras beißen»nächster ArtikelThe CW nimmt sich weiteren DC-Comichelden vor
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner Veit-Luca Roth

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung