Inhalt:
Erik und Charlie Lowton sind ein sehr glückliches Paar, bis Erik sich eines Abends eine Kugel durch den Kopf jagt. Charlie ist am Boden zerstört. Sie kann sich überhaupt nicht erklären, warum ihr Mann das getan hat. Doch schnell kommen Zweifel am Saubermannimage von Erik auf. Mysteriöse Anrufe auf seinem Handy, ein Bankschließfach voller Geld und der plötzliche Besuch einer Arbeitskollegin lassen Charlie nicht in Ruhe schlafen. Was wollte ihr Mann verbergen? Mit Hilfe ihrer Freundin versucht sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Doch während die beiden Eriks Vergangenheit nach Hinweisen durchsuchen, geht es Charlie immer schlechter: Eine angebliche Grippe nimmt immer größere Ausmaße an ...
Darsteller:
Dennenesch Zoudé («Hinter Gittern») als Charlie Lowton
Karin Baal («Der Tunnel») als Charlies Mutter
Anja Nejarri («Tierisch Verknallt») als Charlies Freundin Bethany
Bart Johnson («The Run») als Erik Lawton
Dean Norris («Breaking Bad») als Terry
Kritik:
Der Film «Vergiss nie, dass ich dich liebe», basierend auf dem Roman von Elizabeth George, hat ein ganz großes Problem: Seine überdeutlich erkennbare Identität als deutsch-amerikanische Co-Produktion. Es schmerzt fast schon, mitanzusehen, wie die Ansätze eines amerikanischen Thrillers unter den deutschen Einflüssen im Keim erstickt werden. Der Drang danach, möglichst amerikanisch zu sein, sorgt dafür, dass der Film viel zu aufgesetzt wirkt. Platte Dialoge a la „Es geht um Leben und Tod“ hat man wohl aus dem Hollywood der 90er-Jahre geklaut und die Schauplätze nach klischeehaftem Vorbild ausgesucht.
Besonders schlimm ist aber das Schauspiel, welches so verkrampft ist, dass jegliche Spannung tief verborgen bleibt. Ein Sinnbild für dieses verkrampfte Spiel sind die Umarmungen im Film. Anscheinend hatte keiner der Schauspieler Lust, sich von den anderen drücken zu lassen. Auch Charakterentwicklungen waren anscheinend zu mühevoll zu konstruieren, stattdessen werden Beziehungen lieblos und viel zu nüchtern von Dritten erklärt und runtergespielt. Da hilft es dann auch nicht mehr, «Breaking Bad»-Darsteller Dean Norris in die Rolle eines Frauen aufreißenden Anwalts zu besetzen.
Hinzu kommt, dass viele Handlungen, die die Personen betreffen, absolut nicht nachvollziehbar sind, sodass man nicht mehr über kleinere Logikfehler hinwegsehen kann. Warum zum Beispiel geht Charlie nicht zum Arzt? Dass sie nicht nur eine Grippe hat, ist schnell zu erkennen. Warum versucht sich ihr Anwalt nur wenige Tage nach Eriks Tod an sie ran zu machen? Warum lässt Charlie eine wildfremde Frau in ihrem Haus herum schnüffeln? Und warum sind eigentlich alle Figuren so unsentimental? Klar gibt es in jedem solcher Filme eine Person, die keine Rücksicht auf die Gefühle nimmt und dumme Dinge sagt (Stichwort: Antagonist), aber in «Vergiss nie, dass ich dich liebe» macht es einfach jeder. Charlies Mutter zum Beispiel stößt mit ihrer Tochter freudig auf ihr Wiedersehen an und sagt ihr, dass sie doch ohne Erik besser dran wäre. Ein Polizist lädt freundlicher Weise die Waffe nach, mit der sich Erik umgebracht hat „Falls sie sich mal verteidigen müssen!“ und Charlies Freundin versucht unablässig Erik schlecht zu reden, um sich selbst an sie ran zu schmeißen. Alles unlogisch! Für den Zuschauer ist der Moment, in dem man sich die Hand vor den Kopf schlägt, schon längst überschritten. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als voller Unverständnis dem Geschehen auf dem Bildschirm zu folgen.
Wenn man dann bis zum Schluss durchgehalten hat, folgt noch eine Szene, die so verkorkst ist, dass sie den ganzen Film zusammenfasst. Charlie versucht hier ihre Freundin zu retten, die von ehemaligen Kollegen ihres Mannes gefangen gehalten wird, um von Charlie ein spezielles Gift zu bekommen. Als besagte Freundin dann aufspringt (warum auch immer) schaut sich der Entführer die Situation in aller Ruhe an bevor er schießt, was übrigens auch unnötig war, da von Charlies Freundin keine Gefahr ausging. Das gibt Charlie jedenfalls die Zeit, ihre Waffe zu ziehen. Doch auch sie lässt sich Zeit bevor sie abdrückt, anstatt voller Panik und Angst direkt zu schießen. Man könnte das Gefühl haben, dass mit dieser Situation Spannung und Action erzeugt werden sollte, allerdings reicht es hier nur für ein weiteres genervtes Unverständnis beim Zuschauer.
«Vergiss nie, dass ich dich liebe» ist ein Paradebeispiel für eine richtig schlechte Romanverfilmung. Die größte Schande dabei ist, dass die Geschichte und besonders der Twist am Ende eigentlich eine großartige Vorlage sind. Diese Wendung ist frisch und neu. Der Film weiß aber überhaupt nicht damit umzugehen, zumal vieles auch schon vorher abzusehen ist. Plattes Schauspiel, dumme Aktionen und Dialoge sowie der Drang, möglichst amerikanisch zu wirken, machen diesen Film kaputt. Wäre er mal besser im NDR-Archiv geblieben.
«Vergiss nie, dass ich dich liebe» läuft am 15. November um 23:25 Uhr im Ersten.