Behutsamer Senderstart? Nicht mit Disney!
Disney macht beim Free-TV-Start seines Senders keine halben Sachen: Der Schritt ins frei empfangbare Fernsehen wird von einer Werbekampagne begleitet, die einen achtstelligen Mediawert verspricht. Und die technische Reichweite des Senders? Direkt zum Start werden 93 Prozent der TV-Haushalte in Deutschland, Österreich und der Schweiz erreicht, außerdem gibt es den Sender im Simultancast über mobile Endgeräte und eine Mediathek.Darüber hinaus gab es erste Einblicke in den Look des neuen Disney Channels, welcher mit seiner abends explizit auch an Erwachsene gerichteten Senderstruktur noch einmalig in der weiten Disney-Welt ist. Während in der Daytime eine bunte, helle Farbauswahl den On-Air-Look prägt, werden abends dunkle Blautöne und Violett dominieren. Als zusätzliches Unterscheidungsmerkmal dient eine Modifikation des Senderlogos: Bei Programmen, die primär für Kinder gedacht sind, wird das „i“ im Disney-Schriftzug um zwei Micky-Maus-Ohren ergänzt. Wenn alle Familienmitglieder oder Erwachsene im Fokus stehen, erscheint das Logo in alter, unveränderter Form. Und dieses Logo wird in den ersten sechs Sendermonaten allein tagsüber unter anderem 450 Premierenepisoden begleiten. So gibt es im Vorschulprogramm (das zirka von 6 bis 10 Uhr ansteht) die neue Jim-Henson-Computeranimationsserie «Dino-Zug», das kunterbunte Format «Henry Knuddelmonster» sowie die mit freundlichen Bienen bevölkerte Trickserie «Summ, summ, super!» in der Free-TV-Erstausstrahung zu sehen, sowie neue Episoden der bereits etablierten Disney-Vorschulreihen «Art Attack», «Sofia die Erste» und «Micky Maus Wunderhaus».
Die primär an Schulkinder und Jugendliche gerichtete Daytime wechselt zwischen Animation (zirka 10 bis 14 Uhr und 17 bis 19 Uhr) sowie Realserien, wobei diese Programmierung dem Sehverhalten des Kinderpublikums Rechnung tragen soll – wenn jüngere Kinder fernsehen, wird’s beim Disney Channel etwas bunter als zu typischen Teen- und Tween-Fernsehzeiten. Besonders große Hoffnungen steckt der Sender in die Eigenproduktion «Binny und der Geist», eine aufwändig produzierte Mischung aus Teen-Sitcom und Geistergeschichte, in der die junge Binny (Merle Juschka) versucht, die Hintergründe des Todes ihres geisterhaften Zimmergenossen (Johannes Hallervorden, Dieter Hallervordens Sohn) aufzuklären. Mussten die Köpfe hinter dem Disney Channel zunächst noch die Konzernmutter davon überzeugen, eine eigene Serie produzieren zu dürfen, besteht seit der Sichtung des bislang entstandenen Materials nun das Interesse einiger internationaler Disney Channels, die Serie ebenfalls zu zeigen. Los geht es allerdings erst nach den Sommerferien 2014.
Weiteres neues Daytime-Material im Live-Action-Bereich sind die Free-TV-Premieren von «Crash & Bernstein» (eine Sitcom über einen 12-Jährigen und seinen lebenden Puppen-Kumpel), «Hund mit Blog» (eine Sitcom über einen bloggenden, sprechenden Hund) sowie neue Episoden von «Jessie» und «Meine Schwester Charlie». Großes Augenmerk wurde zudem auf «Violetta» gelenkt, eine europäisch-lateinamerikanische Disney-Koproduktion, die die Disney-Erfolgselemente Musik und Tanz mit dem Genre einer Telenovela kreuzt. In Südamerika und Südeuropa ist das Format bereits ein gewaltiger Renner, und nachdem der Disney Channel in Großbritannien die Serie ebenfalls erfolgreich platzierte, steht 2014 also auch der deutsche Markt an.
Für Trickfreunde wird es wiederum neben neuen Episoden von «Phineas & Ferb» und «Der ultimative Spider-Man» eine facettenreiche Auswahl an Neustarts geben – darunter die im hochstilisierten 60er-Look gehaltene BBC-Serie «Die Top Secret Show» und das US-Phänomen «Willkommen in Gravity Falls», eine im Stil von «Phineas & Ferb» gehaltene, sich auch an Erwachsene richtende Serie, die sich auf verrückte Art mit zahlreichen Monstergeschichten beschäftigt und so auch unter anderem den Vampir-Hype der vergangenen Jahre persifliert. Außerdem wird das blaue, freche Alienmonster Stitch in «Yuna & Stitch» ein Comeback feiern.
Hinsichtlich der Primetime wurden hauptsächlich schon zuvor kommunizierte Formate vorgestellt, etwa die ambitionierte, spanische Dramaserie «Grand Hotel», «Switched at Birth» (Foto) und das mit Andie MacDowell besetzte Drama «Cedar Cove» (Programmchef Ralf Gerhardt: „Die Serie mit der schönsten Terrasse der Filmgeschichte!“) . Erstmals bestätigt wurde dafür die ABC-Sitcom «The Neighbors», die von einer stinknormalen Familie handelt, welche unwissentlich in eine Undercover-Aliensiedlung zieht.
Außerdem stellte Ralf Gerhardt eine weitere Reality-Sendung vor, die beim Disney Channel auf Quotenfang gehen wird. Er sei sich bewusst, dass diese Programmfarbe bei vielen anderen Sendern für fragwürdige Produktionen stünde, allerdings wolle man beim Disney Channel Dokusoaps mit einem guten Herzen einführen. „Disney macht sich nicht über irgendwelche Leute lustig. Wir sind nicht der Sender für irgendwelche Freak-Shows“, betonte der Programmchef, ehe er neben dem zuvor angekündigten «100 Days of Being Nice» (mehr dazu) auch «Vollpension bei Fremden» (AT) präsentierte. In dieser Produktion von Imago TV spielen drei Familien für je ein Wochenende den Gastgeber für andere Familie und lassen so in die verschiedenen Familienmentalitäten und Auffassungen von Gastlichkeit blicken.
Darüber hinaus verrieten Gerhardt und Wagner auch, welche Sendung den Startschuss für den Disney Channel gibt. Am 17. Januar geht es um exakt 6 Uhr morgens los – mit «Steamboat Willie», dem ersten Cartoon-Auftritt von Micky Maus. Ein symbolischer Beginn für eine neue Ära, die innerhalb der ersten Tage zur Primetime auch die Free-TV-Premiere von «Susi & Strolch» sowie Ausstrahlungen der Disney-Hits «Aristocats» und «Ratatouille» umfasst. Und vielleicht wird der neue deutsche Disney Channel zum internationalen Vorbild – laut Lars Wagner blicken die internationalen Disney-Kollegen gebannt nach Deutschland und überlegen, eine ähnliche Programmstruktur einzuführen.