Über Securitel
Die Firma wurde vor mehr als 40 Jahren von Eduard Zimmermann gegründet und stellt neben «Aktenzeichen XY...ungelöst» auch Programme für die ARD und private Sender her. Für die ARD machte das Unternehmen die Doku «Natascha Kampusch - 3096 Tage Gefangenschaft», für ProSieben einst das Service-Tainment-Format «Anatomie des Verbrechens» (2003, Moderation: Dominik Bachmair).Privatsender sind schon seit Längerem auf den Erfolg aufmerksam geworden, Sat.1 bastelte vor einigen Jahren an einem Ableger, wollte ihn ebenfalls live aus München senden. Letztlich aber ging das Format nie On Air, stattdessen holte man Julia Leischik von RTL zu sich und ließ sie nach Vermissten suchen. Ina-Maria Reize-Wiedemann, Redaktionsleiterin von «Aktenzeichen XY», wundert das nicht. „Ich weiß, welche Strukturen man dafür braucht und die muss man sich sehr hart erarbeiten. Dazu kommt, dass die Privaten ein solches Format über Werbung finanzieren müssen.“ Genau dies sei schon ein Problem der einstigen Sat.1-Sendung «FahndungsAkte» gewesen, die der damalige Berliner Sender 2000 einstellte. „Eine solche Sendung ist für Werbende erst mal nicht das ideale Umfeld“, meint die «XY»-Frau.
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Welche neuen Impulse RTL in die Sendung packt, ist vor dem Start noch nicht klar. Das Format kommt von DEF Media, die für den Sender auch «Bauer sucht Frau» produziert – das aber muss noch nichts heißen. „Natürlich werden wir uns «Augenzeugen gesucht» anschauen, allerdings ganz entspannt. Ich bin offen für alles, wie man «Aktenzeichen XY» hoffentlich ansieht. Ich denke aber, wir haben unseren Weg gefunden und aktuell besteht überhaupt keine Notwendigkeit, nach links oder rechts abzudriften. Trotzdem interessiert uns die RTL-Sendung natürlich und ich bin auf das Format sehr gespannt“, sagt Reize-Wiedemann.
Konzentrieren will sie sich bei «Aktenzeichen XY» weiterhin auf das, was das Format in jüngster Zeit so stark gemacht hat. „Ich habe den Verdacht, dass gerade Jüngere die Ernsthaftigkeit und Authentizität unserer Sendung spüren und schätzen. Vielleicht sind sie ein bisschen müde angesichts des Überangebots der leichten Kost im Fernsehen. Wir sind da ein Gegenpol. «Aktenzeichen XY» ist gut gemachtes Fernsehen mit einem großen Anliegen“, sagt sie im Gespräch mit Quotenmeter.de. Dabei ist Fernsehunterhaltung für das Publikum unter 50 und ein trotzdem seriöses Erscheinungsbild nicht immer ein einfaches Unterfangen. Reize-Wiedemann sieht dies aber nicht als Spagat. „Seriös sind wir, seit es uns gibt – so haben wir uns einen enormen Vertrauensvorschuss bei der Kripo erarbeitet. Dass wir mit Sorgfalt arbeiten und die nötige Ernsthaftigkeit walten lassen, ist für mich schlicht selbstverständlich. Es freut mich, dass unsere Regisseure unsere Einspielfilme immer besser hinkriegen. Sehr genau recherchierte Originalfälle gut aufzubereiten ist kein Widerspruch. Auch die Polizei ist mit den Drehbüchern und Filmen immer sehr zufrieden und hat selbst großes Interesse daran, dass auch die Quote stimmt“, meint sie.
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Man habe versucht sich behutsam zu bewegen – und nun ist man stolz. Stolz auf den Erfolg, vor allem bei den Jüngeren. Das wäre Leo Martin beim Blick auf die Quote seines «Augenzeugen gesucht» am Donnerstagmorgen auch gerne. Und irgendwie wäre es ihm auch zu wünschen – denn es gibt in der Tat Schlimmeres im deutschen Fernsehen als eine weitere Fahndungssendung.