Zur Person: Valerie Weber
Valerie Weber wurde am 27. Dezember 1965 in München geboren. Nach Abitur und Studium (Germanistik, Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte) ging sie zu Radio Downtown, machte dort ihr Volo. Es folgten Moderatoren-Jobs bei Rock-Radio N1 und Radio Franken. 1995 wechselte sie als Programmdirektorin zur Ostseewelle, 1998 in gleicher Funktion nach Stuttgart zu Hit-Radio Antenne1. Seit 2004 ist sie für Antenne Bayern tätig.Zwar muss der WDR-Rundfunkrat der Personalie Weber noch zustimmen, das aber gilt als ziemlich sicher, will man doch den neuen und mit viel Vorschusslorbeeren begrüßten Intendanten Buhrow nicht gleich bei seinen ersten Entscheidungen düpieren.
Rückblick: 2004 heuerte Valerie Weber beim damals sich in einer schwierigen Lage befindlichen Sender an. Man war in Bayern immer noch Marktführer, hatte sich mit einer ausgedehnten Konzertreihe aber verschätzt und auch On Air Zuhörer an die Konkurrenz von Bayern 3 verloren. Weber machte tolle Arbeit bei Hit-Radio Antenne 1 im benachbarten Baden-Württemberg, weil sie den Sender durch ungewöhnliche (manche nennen sie schwachsinnige Promo-Aktionen) wie das Versprühen von Duftstoffen aus einem Flugzeug über Stuttgart ins Gespräch brachte. Bei Antenne Bayern drehte sie – sehr zum Missfallen des damaligen Personals – binnen weniger Wochen alles auf links. Sie schickte sämtliche Sendungen mit Ausnahme des Morgen-Programms in eine sechswöchige Pause, machte den Sommer über einen «Wunsch-Sommer» und ließ Formate mit Ecken und Kanten schließlich nicht mehr zurückkommen.
Später sagten einige Mitarbeiter, Valerie Weber habe sich benommen wie ein Elefant in einem Prozellanladen. Von ehemaligen Antenne Bayern ist nichts mehr übrig – journalistische Inhalte spielen eine geringere Rolle und werden heute anders erzählt. Zahlreiche Mitarbeiter, die eben ihren Fokus auf Inhalte legen wollen, sind gegangen, darunter langjährige Moderatoren wie Stefan Parrisius oder Stephan Lehmann. Auch Katrin Müller-Hohenstein verließ den Sender im Streit, hatte aber eben ein lukratives ZDF-Angebot. Die Bilanz von Weber ist aber schon beeindruckend: Nachdem sie einige Zeit Telefongewinnspiele bis zum Exzess trieb, musste sich nach dem Ende der 9Live-Zeit umdenken und gab ihrem Sender einen neuen Anstrich.
Alles wurde auf die Region Bayern ausgerichtet, erstmals durften sogar Moderatoren mit bayerischem Akzent ans Mikrofon. Das machte sich bezahlt: Ende 2012 hatte der Sender aus Ismaning die besten Hörerzahlen aller Zeiten: Mit mehr als 1,3 Millionen Hörern in der Durchschnittsstunde lag man nicht nur weit vor der bayerischen Konkurrenz des BR, sondern auch vor SWR 3 und 1LIVE. Mit diesem Coup strafte sie ihre Kritiker Lügen, die einst sagten, VW würde einen Sender mit ihren Gewinnspielen aufblasen wie ein Gummiboot – und zwar soweit bis es platzt und danach kaputt ist. Sie hat bei Antenne Bayern bewiesen, auch langfristig Erfolg haben zu können. Dem Sender geht es entsprechend besser denn je.
Dass nun erste WDR-Moderatoren twittern „Ich beantrage Titelschutz für «1LIVE zahlt deine Rechnung» oder «Das geheime Geräusch in 1LIVE» ist das Weber vorauseilende Klischee. Rechnung-Zahlen ist die aktuelle Major-Promo von Antenne Bayern – das Spiel aber läuft im bayerischen Privatradio schon seit mehr als einem Jahr und hat inzwischen nicht mehr den Platz, den solchen Aktionen früher hatten. Es geht Weber heute mehr um das bayerische Gefühl, die Nähe zu den Regionen und auch wieder mehr um Radio-Personalitys (auch abseits der Morning-Show). Für den WDR ist sie wohl vor allem deshalb wichtig, weil sie konsequent ist. In ihrem Steckbrief auf der Antenne-Homepage sagt Weber, dass sie Kompromisse nicht möge. Beim WDR muss, das hat Tom Buhrow deutlich gesagt, in der nächsten Zeit (massiv) gespart werden. Und Weber weiß wie man kosteneffizent arbeitet – das war ihr tägliches Brot zuletzt bei Antenne Bayern, wo sie sich mit geringeren Mitteln dem Druck von Bayern 1 und 3 erwehrte. Sie ist eine zu gute Analystin, als dass sie bei 1LIVE oder anderen Wellen jetzt direkt auf blödsinnige Gewinnspiele zu setzen und Wortbeiträge drastisch zu reduzieren. Aber sie wird sich nicht davor scheuen, Inhalte möglicherweise anders (eventuell emotionaler) ins Programm zu hieven.
Denn, dass mit Valerie Weber alles beim Alten bleibt, davon ist sicherlich nicht auszugehen. Bleibt noch die Frage, was aus Antenne Bayern wird, nach dem Weggang von Weber. Der Sender selbst wollte sich auf Anfrage von Quotenmeter.de nicht äußern. Intern hat sich der Zorn gegen die einst wenig gemochte Programmchefin, die dann sogar in die Geschäftsleitung aufstieg, gelegt. Das On-Air-Personal freut sich über Rekordreichweiten, die Redaktion ist angesichts der Fokussierung auf die Regionen Bayerns zufrieden. Mit der jetzigen Ausrichtung wird Antenne Bayern noch einige Monate – vielleicht Jahre – in Bayern vorne liegen. Es war durchaus seltsam, dass der Sender seinen großen 25-jährigen Geburtstag in der vergangenen Woche noch mit Valerie Weber beging – übrigens genau einen Tag nachdem ihr wahrscheinlicher Weggang publik wurde.
650 Menschen waren ins Deutsche-Theater in München bekommen, wo der Sender „Ein Abend im Radio“ zum Motto machte und sein Programm in etwas anderer Form präsentierte (im kleinen Bild: Weber, 3. v. l., zusammen mit Geschäftsführer Hörhammer und den Morgen-Moderatoren Leikermoser und Gerdes). Und da war er dann auch wieder, der Unmut der alten Hasen – im Nachhinein gab es Beschwerden, dass die Unternehmensführung ehemalige verdiente Mitarbeiter nicht einlud. Für Antenne Bayern stehen die Zeichen nun auf Veränderung – und das ist nach 25 Jahren vielleicht nicht das Schlechteste.