Der Trailer
Der Trailer zu „Schmiede 21“ wurde anhand des vorliegenden Rohmaterials von der Agentur MeHappy gefertigt. Unterlegt haben die Macher von MeHappy den Spot mit dem Rap-Song „Belstaff“ von Prince Kay One – in Absprache mit der Marketing-Abteilung des Senders. Gesprochen wird der Trailer von der auch sonst bekannten RTL II-Station Voice Christian Reimer.RTL II wird im Frühjahr, wenn die Urlaubsgeschichten auf Mallorca und Ibiza zurückkehren, erfahren, ob zusammenhängende Storys, wie sie seit Staffel vier in größerem Maße bei den «X-Diaries» erzählt werden, eben auch in der sehr frühen Access Prime funktionieren. Sollte das nicht der Fall sein, bekommt man von filmpool gleich eine passende Alternative, nämlich das junge, neue Ermittlerformat. Und obendrein könnte man mit dem schon für eine zweite Staffel verlängerten «Next, Please» dem Thema Urlaub ebenfalls treu bleiben.
RTL II hat Ermittler schon in Form von «Privatdetektive im Einsatz» im Line-Up, die Serie um Carsten Stahl ist aber nicht nur eines der umstrittensten Scripted Reality-Formate, sondern zuletzt auch in der Zuschauergunst nicht mehr sehr weit oben angesiedelt gewesen. «Schmiede 21» ist jugendlicher, leiser. Der Trailer zu dem Format, unterlegt mit Kay Ones „Belstaff“, macht durchaus Lust auf mehr. Die Vorabendserie kommt schmutzig und frisch daher. Doch wie so oft bei Scripted Realitys verspricht der Trailer mehr als das eigentliche Produkt letztlich hält.
Für «Schmiede 21» hat man sich die Realität ein bisschen zurecht gebogen; das ist in Ordnung, passiert in zahlreichen Filmen genauso. Im Mittelpunkt steht ein Ermittler-Team, bestehend aus fünf Männern und zwei Frauen, die sich um straffällig gewordene Jugendliche kümmern und Verbrechen aufklären. Sie gehören direkt der Polizei an, arbeiten aber nicht in Uniform und mit ungewöhnlichen Methoden. Sie sind vielleicht mehr Sozialarbeiter, haben jeder für sich auch ein so genanntes Patenkind. Sie könnten selbst aus Problemfamilien stammen; haben aber inzwischen den rechten Weg gefunden.
Chef der Einheit ist Pino, der gleich zu Beginn der Episode bekennt: „Krasses Team, krasse Hütte“. In der Tat ist das Hauptmotiv eine klare Weiterentwicklung zum erwachseneren «Niedrig & Kuhnt», das als Arbeitsplatz ein klassisches Polizeirevier nahm. Die «Schmiede 21» ist aber mehr eine Verbindung zwischen Arbeitsraum und Großraum-WG, wie sie in den Stunden nach 18.00 Uhr bei RTL II zu sehen sind. Neben den Schreibtischen hat man nämlich gleich mal eine gemütliche Sitzecke eingerichtet. Die Krimifälle werden zudem um Private-Lines angereichert, also Storys um Liebe und Vertrauen, die sich allerdings zu Beginn (zu sehr) im Hintergrund halten.
Genau das sorgt zunächst aber für Unstimmigkeiten. Pino, der Chef der Einheit, überträgt nämlich dem Neuzugang, dem selbstverständlich tätowierten Jay, zahlreiche wichtige Aufgaben, was dem langjährigen Mitglied der Truppe, Maik, ziemlich missfällt. Wieso er nach drei Minuten des Formats derjenige ist, der laut brüllend die Besprechung verlässt, wird dem Zuschauer nicht klar. Er versteht auch nicht, wieso Pino dauerhaft weiterhin innerhalb seines Teams wenig Sozialkompetenz schreibt. Der Autor der Serie weiß es: An Konflikten und Geschrei darf es halt auch in «Schmiede 21» nicht fehlen. Innerhalb der Truppe muss es genauso krachen wie eben in der Berliner-Fernseh-WG. Nur sind solche Streits schwerer zu platzieren. Weil das Verhältnis zwischen dem Fall des Tages und den privaten Geschichten bei etwa 90 zu 10 liegt – und somit noch nicht gut ausgewogen ist - wird erst viel später klar, welche Begründung sich die Autoren bezüglich Maik ausgedacht haben. Er bleibt also über weite Strecken der Folge ein Rätsel: Dass er nicht nachvollziehbar handelt, erhöht allerdings die Qualität der Produktion nicht – im Gegenteil. Später erfährt man, dass er immer noch auf eine Kollegin steht und schlicht ein Problem damit hat, dass diese nun mit „dem Neuen“ im Einsatz ist. Der Grundkonflikt Mike vs. Jay ist also geschaffen; nur muss er mehr Raum bekommen, denn sonst ist er irgendwie überflüssig.
Was komplett zu kurz kommt, ist die im Trailer noch versprochene „authentische Polizeiarbeit“ mit Wackel-Kamera-Bildern und Spezialeinheiten. Zwar gibt es solche in der ersten Folge, aber eben nur sehr am Rande. «Schmiede 21» ist kein neues «Zugriff» und auch die Einsatz-Sequenzen sind mit der damaligen RTL II-Primetime-Scripted Reality nicht zu vergleichen. Sollen sie auch gar nicht.
Wenn filmpool mit «Schmiede 21» also dauerhaft einen gesunden Mix aus Crime-Doku mit vereinzelten WG-Soap schaffen will, dann sind einige Stellschrauben noch zu drehen. Es reicht nicht, die Ermittler am Ende einer Folge vor einem Currywurst-Wagen drei Minuten lang über ihre eigenen Probleme reden zu lassen. Zudem sind einige – sehr platziert wirkende – Sprüche bezüglich männlicher Körperteile während der Dienstzeit nicht sonderlich zuträglich.
Betrachtet man das Format an sich, dann ist es auf jeden Fall eine Weiterentwicklung im Vergleich zu «Privatdetektive im Einsatz», nicht zuletzt wegen des gelungenen Sets und des grünen VW-Busses, dem Markenzeichen der Schmiede. Entsprechend stehen die Chancen auf einen Erfolg beim jungen Publikum vielleicht gar nicht so schlecht. Für dauerhaft gute Quoten muss aber mehr gehen als das, was in der Premiere auf den Schirm kommt – aber welches Format ist schon in Folge eins so gut wie später vielleicht in Folge 50?