Die Kritiker

«Tatort: Mord auf Langeoog»

von

Wotan Wilke Möhring ermittelt wieder und liefert einen weiteren gelungenen «Tatort» ab.

Inhalt


Kriminalkommissar Thorsten Falke macht Urlaub bei seinem ehemaligen Kollegen Jan Katz auf Langeoog. Der lebt mit seiner kleinen Familie und seinem 16-jährigen Schwager Florian auf der schönen Nordseeinsel. Falke kann richtig entspannen, bis eines Morgens eine Leiche zusammen mit dem halb nackten Florian in den Dünen gefunden wird. Florian ist zwar seit dem Tod seiner Eltern psychisch labil, aber einen Mord traut Falke ihm nicht zu. Also beschließt er, dem Jungen zu helfen, doch es gibt ein Problem: Langeoog ist nicht Falkes Zuständigkeitsbereich. Deshalb muss er sich mit Kriminalkommissarin Christine Brandner arrangieren, die es gar nicht lustig findet, dass jemand in ihrem Revier rumschnüffelt.

Darsteller
Wotan Wilke Möhring («Das Adlon: Eine Familiensaga») als Thorsten Falke
Petra Schmidt-Schaller («Der Tote im Watt») als Katharina Lorenz
Nina Kunzendorf («Meine Schwestern») als Christine Brandner
Leonard Carow («Gefährten») als Florian Meinders
Sebastian Schipper («Überleben an der Wickelfront») als Jan Katz

Kritik


Endlich mal nach langer Zeit ein Krimi, bei dem man nicht schon am Anfang vorhersehen kann, wie der Fall endet. Dabei ist der Fall nicht einmal kompliziert, verzwickt oder verwirrend. Es spricht schlicht so vieles dafür, dass Florian oder der heimliche Drogenhändler der Insel die Mörder sind, dass man am Ende überrascht ist, sobald sich der Fall noch mal wendet. Viel Zeit für große Geheimnisse nimmt sich der (mehr oder weniger) neue Hamburger «Tatort» mit Wotan Wilke Möhring dabei nicht. Im Gegenteil, die Auflösung kommt geradezu nüchtern daher, aber gerade das macht den «Tatort» so angenehm: endlich mal wieder eine andere Richtung.

Weg von spektakulären Mordfällen, weg von atemberaubenden Verfolgungsjagden und weg von erschütternden Verschwörungen, die bis zur Bundeskanzlerin höchstpersönlich reichen. Der neue «Tatort» ist wie der hohe Norden: nüchtern, rau und herzlich. Allerdings haben es die Autoren nicht ganz geschafft, eine stimmige Story zu erzählen. So tauchen doch hin und wieder unnötige Mysterien und Logikfehler auf. Im Briefkasten des Opfers wird zum Beispiel eine abgetrennte Hundepfote gefunden. Dieser Handlungsstrang wird weder richtig aufgeklärt, noch passt er ins Bild. Auch komisch: Warum macht Thorsten Falke bereits in seinem zweiten «Tatort» Urlaub? Hätte man Wotan Wilke Möhring nicht erst einmal im gewohnten Hamburg arbeiten lassen sollen?

Neben den immer mal wieder auftauchenden Logikfehlern macht auch die Musik einen Strich durch die Rechnung des sonst so stimmigen Kriminalfilms. Denn an stimmiger Atmosphäre mangelt es dank des trüben Wetters, der stürmischen See und den verschlossenen Inselbewohnern keineswegs. Doch sobald sich die teilweise überaus schlecht geschnittene Musik bemerkbar macht, wird man schon mal raus gerissen. Hinzu kommt dann noch die ein oder andere Stelle, in der man denken könnte, der Fernseher wäre hängen geblieben. In manchen Szenen passiert einfach Sekunden lang nichts. Nur bei genauem Hinschauen fällt auf, das die Darsteller noch atmen. Ob diese Pausen ein Stilmittel sind, muss jeder selbst entscheiden, ein bisschen befremdlich wirkt es aber schon.

Wirklich großartig im neuen Hamburger «Tatort» sind jedenfalls die Schauspieler. Die Beziehung zwischen Falke und seiner Kollegin Katharina Lorenz ist toll gelungen. Man merkt ihr das Frische, das Neue an, vermittelt aber gleichzeitig ein Gefühl von Vertrautheit, weil die beiden doch sehr nett und lässig zueinander sind. Besonders hervorzuheben ist aber das Verhältnis von Falke zur Kollegin Brandner. Das Gezanke der beiden auf einer so unterschwelligen Ebene macht richtig Spaß beim Zusehen. Dabei ist es eigentlich traurig, dass Nina Kunzendorf als Christine Brandner nicht mehr Zeit mit Falke gegeben wurde. Die ehemalige Tatortermittlerin aus Hessen spielt die Rolle so cool und nüchtern, dass sie sich perfekt ins nordische Bild einfügt. Flapsige Antworten wie: „Rufst du mich nicht an, ruf ich dich nicht an“ auf tiefstem Platt sind einfach toll.

Der neue Hamburger «Tatort» überzeugt durch eine etwas andere, realistischere Story, als es zum Beispiel beim letzten Münsteraner der Fall war. Dass das Mordmotiv eigentlich ein alt bekanntes ist, stört da nur am Rande. Der Fall passt einfach super zum Gesamtbild. Viel mehr sind es Logikfehler und die Musik, die etwas von der Stimmung wegnehmen. Zum Glück reißen das die Darsteller um Wotan Wilke Möhring wieder raus. Alles in allem also nochmal ein wirklich guter Krimi.

«Tatort: Mord auf Langeoog» läuft am 24. November ab 20.15 Uhr im Ersten.

Kurz-URL: qmde.de/67499
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