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Worum geht es hierbei? Der bislang vorwiegend auf Spartenkanälen wie iMusic1 oder ZDFneo aktive Amiaz Habtu überrascht Passanten in Fußgängerzonen oder Kaufhäusern mit einem verlockenden Angebot: Mit der Beantwortung von fünf Fragen können sie innerhalb weniger Minuten bis zu 3.000 Euro gewinnen. Sie müssen dabei die Antworten noch nicht einmal selbst wissen, sondern lediglich andere Passanten benennen, von denen sie abwechselnd annehmen, dass sie die Fragen richtig bzw. falsch beantworten. Bei einer falschen Einschätzung können sie einmalig einen Telefonjoker zu Rate ziehen - doch geht dieser nicht ans Telefon, fliegt der Kandidat endgültig aus dem Spiel.
Das ganz große Vertrauen hat VOX offenbar in seine neue Show nicht, denn bereits vor der Erstausstrahlung verschob man den Sendetermin der zunächst zehn Folgen von 14 Uhr auf das deutlich zuschauerschwächere 12 Uhr. Dieser Schritt ist rein inhaltlich betrachtet durchaus zu bedauern, denn sie macht Freunden der schlichten, zurückgenommenen Unterhaltung Freude. Das Straßenquiz präsentiert sich klein, zurückhaltend und "echt", gibt sich also nie der Lächerlichkeit durch eine überbordende Inszenierung preis - was bei Gewinnen im unteren vierstelligen Bereich allerdings auch jegliche Realitätsnähe hätte vermissen lassen.
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Problematisch für einen wirtschaftlichen Erfolg ist in erster Linie, dass nie so etwas wie Spannung aufkommt und es dem Rezipienten letztlich recht egal sein kann, was mit den Akteuren passiert. Für diese eine Grundsympathie zu entwickeln, gelingt durch den lockeren Talk zwar durchaus, doch wer fiebert schon wirklich schweißgebadet vor dem TV-Gerät mit, ob eine junge Studentin nun 1.000 Euro Taschengeld bekommt oder nicht? Auch an Abwechslungsreichtum mangelt es der Sendung, denn das Grundprinzip jeder Fragerunde ist letztlich identisch. Somit musste auch der Rezensent in der zweiten Sendungshälfte feststellen, dass seine Konzentration spürbar nachließ. Als weiterer kleiner Kritikpunkt ist auch zu benennen, dass die von den Hauptkandidaten befragten Passanten keinerlei Belohnung für eine korrekte Antwort erhalten. Sie hätte man besser in den Spielablauf involvieren können, denn so degradieren sie etwas zu persönlichkeitslosen Statisten.
Ob «Wer weiß es, wer weiß es nicht?» allerdings tatsächlich auf eine durchweg aufmerksame Zielgruppe abzielt, ist die andere Frage. Gerade im Mittagsprogramm herrscht inzwischen eher die Meinung vor, dass genau dies der Lebensrealität der meisten Konsumenten nicht entspricht. Schließlich schauen unter der Woche zur Mittagszeit vorwiegend Hausfrauen (extra für die GleichstellungsbeauftragtInnen unter unseren Lesern sei das Wort Hausmänner hinzugefügt), Arbeitslose sowie einige Schüler und Studenten zu, die zu Wochenbeginn in ihrer Bildungsanstalt noch nicht allzu sehr gefordert werden. Entsprechend kann der zurückhaltende Stil der Sendung als konsumentenfreundlich betrachtet werden, denn als Begleitmedium eignet sich das Format sehr gut. Bleibt nur die Frage, ob das Massenpublikum an einer Quizshow in der Daytime interessiert ist - in den vergangenen Jahren lautete die Antwort auf diese Frage beinahe ausnahmslos nein.