Hingeschaut

Ein Wissensmagazin mit netten Gimmicks

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Nicht nur für Nostalgiker: Mit «Yps – Die Sendung» findet das kultige Comicheft «Yps» nun den Weg ins Fernsehen. Und zwar in Form eines kurzweiligen Wissensmagazins bei RTL Nitro.

Damals bin ich jede Woche zum Kiosk gelaufen, um mir die neuste Ausgabe zu holen - vor allem wegen des Gimmicks. Egal, ob es die Urzeitkrebse waren oder der Solar-Zeppelin. Yps gibt einem das Gefühl, Kind zu sein und Kind bleiben zu dürfen.
Moderator Jan Köppen
Zwar feierte sich das Micky-Maus-Magazin in seiner Blütezeit als die größte Jugendzeitschrift der Welt, doch mit „Yps“ hatte das Disney-Heft einen nicht zu verachtenden, harten Konkurrenten auf dem hiesigen Markt. Die Mischung aus redaktionellen Wissens- und Humorbeiträgen, eigenproduzierten sowie lizensierten Comics und Gimmicks machte das Heft von 1975 bis 2000 zu einer sicheren Bank auf dem Markt der Jugendmagazine. Nach einem misslungenen Comebackversuch im Jahr 2005 feierte „Yps“ dann 2012 mit neuem Konzept eine furiose Rückkehr – und zwar als nostalgisches Herrenmagazin für das Kind im Mann. Retro-Beiträge und eine kunterbunte Mischung aus Infos über Sport, Mode, Technik und Popkultur sowie Comics und weitere Gimmicks halfen „Yps“, sich wieder eine treue Fangemeinde zu erarbeiten.

Dieses Publikum, und gewiss auch junge Erwachsene ohne „Yps“-Erfahrung, versucht nun auch RTL Nitro mit seinem neuen Wissensmagazin «Yps – Die Sendung» anzulocken. Produziert von Endemol beyond zielt die rund dreißigminütige Wissenschaftssendung vor allem auf 25- bis 49-Jährige, die sich zwar über einen runden Themenmix informieren wollen, sich dabei aber dennoch nach lockerer Unterhaltung sehnen. Gewissermaßen «Galileo», bloß längst nicht so trivial, dafür mit mehr Haltung und Retro-Charme.

Zwar erinnert die Attitüde an die Heftvorlage, insbesondere an die aktuelle Neuauflage, inhaltlich halten sich die Parallelen dennoch in Grenzen. Ausgabe eins der von Jan Köppen zurückhaltend, aber sympathisch, moderierten Wissenssendung beschäftigt sich etwa mit Überwachungs- und Spionagetechnik – in Anlehnung an die regelmäßigen Agenten-Gimmicks des Kultheftes sowie die dazugehörigen redaktionellen Artikel über Agentenarbeit. Nicht, dass sich in Zeiten von NSA-Abhörskandalen und dem dank sozialer Netzwerken durchsichtigen digitalen Bürger solche Gimmicks auch nur fürs Agentenspielen eignen würden.

Stattdessen stellen sich heutzutage Fragen wie „Kann ich das, was Google und Facebook über mich wissen, ändern?“, Themen, denen sich auch «Yps – Die Sendung» annimmt. Internetexperten erklären Köppen daher in ironisch inszenierten Interviews, wie man seine Daten im Internet schützen kann. Manche der Informationen dürften nicht überraschen (etwa, dass es einfach ist, sich im Café ins W-LAN anderer Leute zu hacken), andere zwar naheliegend, aber trotzdem erstaunlich: Wer erst einmal seine Konten gelöscht und sein Handy weggeworfen hat, muss nur noch im Internet ein paar falsche Fährten bezüglich seines Wohnortes legen, und schon ist man angeblich nahezu unauffindbar.

Einspieler liefern passende Trivia: So berichtet Köppen von berühmten Fällen spurlos verschwundener Menschen – ob Rockstars oder Nazi-Anwälte. An anderer Stelle dreht sich alles um Tarntechnologie. Hier springt Dr. Allwissend ein, ein Berliner YouTuber, der in nerdigem Sprackduktus und mit ansteckender Begeisterung von wissenschaftlichen Errungenschaften und Erkenntnissen spricht und suggeriert. Humorvoll, aber informativ.

Im Grunde wie die gesamte Sendung – nach 30 Minuten verlässt der Zuschauer das Format um allerhand (teilweise nutzlosem, doch amüsanten) Wissen reicher. Da zudem die nerdige Aufmachung der Sendung und die gelegentlichen, kurzen themenverwandten Sketche amüsieren, ist «Yps – Die Sendung» wahrlich ein würdiger TV-Ableger für das Kultmagazin.

Kurz-URL: qmde.de/67702
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