Inhalt:
Hinter den Kulissen
- Produktion: Networkmovie GmbH
- Buch: Axel Hildebrand
- Schnitt: Darius Simaifar
- Kamera: Bernd Fischer
- Musik: Mario Lauer
- Regie: Florian Kern
Darsteller:
Katharina Böhm («Am Ende der Lüge») ist Vera Lanz
Stefan Rudolf («GSG9») ist Jan Trompeter
Jürgen Tonkel («Die Rosenheim-Cops») ist Paul Böhmer
Nicole Marischka («Tsunami – Das Leben danach») ist Heike Steinbeck
Misel Maticevic («Blackout») ist Mario Fechtner
Florence Matousek ist Beate Köhler
Kritik:
Man hat dem ZDF-Format «Die Chefin», das vor knapp zwei Jahren erstmals im Fernsehen zu sehen war, anfangs wohl Unrecht getan. Es hat in der Freitags-Krimi-Einöde des Zweiten nämlich mehr verändert als nur die Tatsache, dass in der Serie erstmals eine weibliche Ermittlerin im Vordergrund steht. Das, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist also letztlich nicht der große Wurf. Viel mehr sollte Beachtung finden, dass man mit dem Format weggegangen ist vom behäbigen Ermittlungs-Einheitsbrei, wie ihn der Sender über etliche Jahre mit «Der Alte» oder auch «Kommissar Stolberg» präsentiert hat.
An dem für eine Freitagsserie des Zweiten ungewohnt hohen Tempo hält auch die erste von vier neuen Folgen fest. Autor Axel Hildebrand legt direkt los – in den knapp fünf Minuten vor dem Vorspann sehen die Zuschauer einen schiefgehenden SEK-Einsatz, bei dem die Drogenfahndung eigentlich einen Großhändler in München überführen wollte. Auch in der Folge bleibt das hohe Tempo erhalten.
Katharina Böhm steht dabei erstaunlich wenig im Mittelpunkt – vor allem steht sie selten, sondern hat bei den Dreharbeiten wohl wirklich gutes Sitzfleisch gebraucht. Vielmehr stiehlt ihr in der Episode „Vertrauen“ der Gastdarsteller Misel Maticevic die Show. Maticevic mimt einen V-Mann der Drogenfahndung, der mit der Polizei nach dem Misslingen der Aktion noch enger zusammenarbeiten muss. Hauptfigur Vera Lanz ist in der Episode eher der Part des ruhenden Pols zugedacht – sie verteilt Aufgaben, darf Krimi-typische Sätze wie „Ab jetzt halten Sie mich aber wirklich über alles auf dem Laufenden, verstanden?“ sagen.
Letztlich ist es aber die Figur Fechtner, die der Episode die spezielle Würze verleiht und die bis zum Ende nicht zu durchschauen ist. Solche Figuren gibt es in klassischen 60-Minuten-Krimis im deutschen Fernsehen viel zu selten. Denn bald weiß man nicht mehr, ob der V-Mann Fechtner ein Überläufer ist oder nicht. Klar, das ist keine gänzlich neue Storyline, aber in diesem Fall eine wirklich interessante. Leichte Parallelen zu «Homeland» sind erkennbar, als Fechtner mit Ermittlerin Böhm, wieder sitzend in einer Münchner Kneipe, anzubandeln versucht. Weil das Zusammenspiel der beiden Figuren derart stark ausgearbeitet ist, kann darüber hinweg gesehen werden, dass die Szenen mit dem nach dem Einsatz im Rollstuhl sitzenden Paul Böhmer (Jürgen Tonkel) unglaublich klischeebehaftet sind.
Das ZDF zeigt vier neue Folgen von «Die Chefin» ab Freitag, 6. Dezember 2013, um 20.15 Uhr.