Die Kritiker

«Der Lehrer»

von

Die RTL-Sitcom «Der Lehrer» kehrt als Dramedy auf die Bildschirme zurück.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Produktionsfirma: Sony Pictures FFP GmbH
  • Produzentin: Astrid Quentell
  • Executive Producer: Christian Munder
  • Regie: Dominic Müller, Nico Zingelmann und Peter Gersina
  • Headautoren: Yannick Posse, Berthold Probst
  • Autoren: Peter Freiberg, Iris Kobler und Oliver Welter
Endlich gibt es ein Wiedersehen mit dem womöglich coolsten Lehrer der Fernsehgeschichte: Stefan Vollmer, seines Zeichens lässiger Pauker mit Womanizer-Qualitäten und einem riesigen Fundus an lockeren Sprüchen. Darüber hinaus hat Vollmer aber auch lobenswerte Ambitionen im sozialpädagogischen Bereich: Während seine Kollegen ihre Pflichten an einer Gesamtschule in einem von Kölns sozialen Brennpunkten nur so herunter spulen, geht er auch weite Wege, um auf die Bedürfnisse seiner Schülerinnen und Schüler einzugehen. Nicht, dass er seine weiche Seite gerne zeigen würde: Üblicherweise verkauft er sich als schroffer Kerl mit Null-Bock-Einstellung.

Mitten im aktuellen Schuljahr ändert sich jedoch die Grundkonstellation an der Georg-Schwerthoff-Gesamtschule: Eine neue Kollegin stößt zum Kollegium hinzu und wird rasch zum Opfer der Gerüchteküche. Sämtliche Schüler sind sich sicher, dass Karin „Die Neue“ Noske eine Affäre mit Vollmer hat. Derweil kämpfen sämtliche Lehrer um die Aufmerksamkeit der attraktiven neuen Kollegin – überraschenderweise lässt bloß Vollmer der Neuzugang kalt. Denn der Rowdy-Lehrer muss sich um einen seiner Schüler kümmern, der nach einem Unfall im Sportunterricht mit herben Nachrichten konfrontiert wird …

Darsteller


Hendrik Duryn («Der letzte Bulle») als Stefan Vollmer
Jessica Ginkel («Lena – Liebe meines Lebens») als Karin Noske
Ulrich Gebauer («Der Landarzt») als Günther Rose
Rainer Piwek («Weihnachten... ohne mich, mein Schatz!») als Karl Sievers
Matthias Klimsa («Berlin, Berlin») als Rüdiger

Kritik


Totgesagte Serien leben länger: Vier Jahre ist es mittlerweile her, seit die Sitcom «Der Lehrer» montags bei RTL zu sehen war. In 30-minütigen Episoden sorgte der unkonventionelle Pauker Stefan Vollmer, pointiert porträtiert von Hendrik Duryn, für einige Lacher rund um schulische Stereotypen und verspielte Abweichungen vom Penäleralltag. Hin und wieder parodierte die Sitcom aber auch das vorurteilsbehaftete Denken in der Institution Schule – sei es seitens der Schüler oder der Lehrer. Nun kehrt das Format im Fahrwasser der aktuellen RTL-Serienoffensive auf die Bildschirme zurück – mit verändertem, ja, verbessertem Konzept. 15 weitere Sendeminuten geben den Storys mehr Spielraum, außerdem weicht die schematische Dramaturgie einer deutschen Sitcom mit ihren forcierten Schlusspointen am Ende einer jeden Szene einer weniger gezwungenen Dramedy-Erzählweise.

Dieser Schachzug ermöglicht es auch, eine der Stärken der ersten Staffel deutlich auszubauen: Die dramatischeren Momente, in denen Stefan Vollmer seiner vermeintlichen Lustlosigkeit zum Trotz als einziger Lehrer Zeit und Muße findet, sich mit den emotionalen Hintergründen seiner Problemschüler zu beschäftigen. Dadurch, dass sich die Macher der neuen «Der Lehrer»-Staffel intensiver mit den Sorgen und Ärgernissen von Schülern auseinandersetzen, verlieren diese Sequenzen durchaus die pointiert-scharfe Bissigkeit, die sie in ihrer Funktion als kurzes, satirisches Element der ersten Staffel hatten. Dafür gewinnen die Episodenplots an Substanz, was wiederum dem Ensemble mehr Möglichkeiten gibt, eine größere und emotionalere Bandbreite zu zeigen. Des Weiteren setzt die Serie, wenngleich nur beiläufig, ein klares Statement, das im deutschen Bildungssystem nicht oft genug wiederholt werden kann: Schüler sollten nicht einfach aufgegeben werden, denn abseits der Schulbank gibt es viele, teils behebbare, Störfaktoren, die am Lernen hindern. Es braucht daher menschelnde Pädagogen, die sich in jeden Schüler hineinversetzen können.

In der Staffelpremiere etwa dreht sich der Kernplot um einen Schüler, der erfährt, dass er adoptiert wurde und daher in eine Identitätskrise rutscht, weil er sich sowohl über seine Zieheltern ärgert, die ihn sein Leben lang belogen haben, als auch wundert, wieso er einst von seinen leiblichen Eltern weggegeben wurde. Hendrik Duryn reagiert in seiner Rolle des coolen Paukers mit Einfühlungsvermögen auf die Sorgen seines Schülers, gleichwohl kommt auch der Spaß nicht zu kurz, wenn er etwa seine langweiligen Kollegen anschnauzt oder atypisch auf die Versuche des kriselnden 16-Jährigen reagiert, der sich nun als Revoluzzer versucht.

Der in der Staffelpremiere vorgestellte Subplot rund um die neue Lehrerin Karin Noske ist dagegen recht schematisch: Noske ist vergeben und zeigt ihren sie umgarnenden Kollegen die kalte Schulter, Vollmer flirtet aber ungebrochen weiter. Da lassen sich die Autoren überdeutlich ein Türchen für romantische Entwicklungen offen, zudem fallen die Szenen der sichtbar engagierten Jessica Ginkel im Vergleich zu den Plots rund um Duryns Titelfigur ziemlich einseitig aus, weshalb die Actrice nur selten mehr tun darf als kess oder liebenswert aus der Wäsche zu blicken. Ihr sind daher mehr Szenen zu wünschen, in denen sie sich austoben kann – Ginkels Dialogwettstreit mit einer aufmüpfigen Klasse stellt immerhin die überzeichneten Schüler-Lehrer-Dialoge aus «Fack Ju Göhte» in den Schatten und schreit daher nach einer Fortführung in späteren Episoden.

«Der Lehrer» ist ab dem 5. Dezember immer donnerstags um 21.15 Uhr bei RTL zu sehen

Kurz-URL: qmde.de/67725
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