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Im Gegenteil ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk weit entfernt davon, finanziell zusammenzubrechen. Natürlich muss an einigen Stellen hart gespart werden – beispielsweise beim WDR. Auch auf Kosten vieler Privilegien und Leistungen, die man sich in den vergangenen Jahrzehnten geleistet und erarbeitet hat. Aber die Notlage sollte auch als Chance begriffen werden: verkrustete, bürokratische Strukturen zu entzerren; effizienter zu senden; langfristiger zu planen. Die Selbstgefälligkeit und Lethargie, die sich an einigen Stellen breit gemacht hat und auch auf dem Bildschirm zu erkennen war, sollte vorbei sein – Tom Buhrows Diskussion mit Zuschauern ist in dieser Hinsicht ein willkommener Anfang. Allein schon aus diesem Grund sollten die überraschenden Mehreinnahmen nicht einfach zu den Sendern fließen: damit der richtige, harte Sparkurs nicht plötzlich aufgeweicht und inkonsequent weitergeführt wird.
Ein weiteres Argument für eine mögliche Beitragssenkung ist die Verpflichtung gegenüber gemachten Vereinbarungen: Überschüssige Mehreinnahmen müssen an den Beitragszahler zurückfließen. Dies heißt nicht, dass den Öffentlich-Rechtlichen Geld weggenommen wird, wenn der Beitrag sinkt. Nein, nur wenn der ungedeckte Finanzbedarf (dieser beträgt rund 300 Millionen Euro) durch die nun vermuteten Mehreinnahmen klar überschritten wird, dann kann die Gebührensenkung kommen. Das klingt fair. Warum also etwas daran ändern?
Contra von Manuel Weis
Wenn es um Senkungen von Gebühren geht, dann sind die Deutschen immer ganz vorne mit dabei. Niedrigere Krankenkassenbeiträge, her damit. Niedrigere KFZ-Steuer? Na logo. Welche Auswirkungen solche Geschenke an die Bürger haben, ist dann oft nebensächlich. Wieso gerade jetzt eine Senkung des Rundfunkbeitrags, den wir für ARD, ZDF und die dort angeschlossenen Angebote zahlen, diskutiert wird, ist völlig schleierhaft. Noch vor wenigen Wochen hat der neue WDR-Intendant Tom Buhrow anschaulich vor einem Flatscreen gezeigt, dass sein öffentlich-rechtlicher Sender eigentlich mit mehr als einem Bein vor dem Abgrund steht.
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Aber: Wir wollen, dass die Öffentlich-Rechtlichen auch weiterhin das Niveau halten, das sie momentan haben – auch wenn CSU-Chef Horst Seehofer an genau diesem jüngst öffentlich Zweifel angemeldet hat. Guter Journalismus, der nicht nur an der Oberfläche kratzt, kostet genauso Geld wie gute fiktionale Ware oder anständige Produktionen im Nachmittagsprogramm. «Sturm der Liebe», so seicht es daher kommen mag, kostet einfach deutlich mehr als «Familien im Brennpunkt» - und das soll bitte auch so bleiben.
Jetzt ist die Rede von ein paar Cent pro Monat, um die ein Haushalt künftig erleichtert werden könnte. Das ist bei Weitem nicht die Welt. Aber wenn man sich überlegt, für was manche ihr Geld ausgeben, dann darf mit ruhigem Gewissen gefordert werden, dass die paar Kröten für gutes öffentlich-rechtliches Fernsehen einfach drin sein müssen.