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«Boardwalk Empire»: Die graue Maus unter den Sonntags-Hits

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Schon seit Seriendebüt stellt sich «Boardwalk Empire» hochkarätige Serienware am US-Sonntag in den Weg - in der Folge sanken die Zuschauerzahlen seit Season eins konstant.

Es wird ruhiger um die Geschichten aus Atlantic City. Die Drama-Serie über Mord, Erpressung, Schmuggel und Korruption in New Jerseys Casino-Hochburg der 1920er Jahre stößt auf immer weniger Interesse bei den Fernsehenden. Dabei ist es nicht unbedingt «Boardwalk Empire», das etwas falsch macht - die Kabelkonkurrenz macht derzeit einfach sehr sehr vieles richtig und schafft es ihre Serien zu Kult werden zu lassen, während «Boardwalk Empire» schlicht eine gute Serie bleibt. Es sind ohnehin nur eine Hand voll Shows, die so vermessen sind ernsthaft mit Kalibern wie «Dexter», «Breaking Bad», «The Walking Dead» oder Sportübertragungen in den USA konkurrieren zu wollen. «Boardwalk Empire» blieb in den bisherigen Staffeln allerdings nichts anderes übrig – im neuesten, vierten Durchlauf fand diese Konkurrenzsituation seinen Höhepunkt.

Mittlerweile flimmert «Boardwalk Empire» im Schnitt noch etwa zwei Millionen Menschen entgegen - dabei fing alles viel besser an. Wahrlich imposante Zahlen brachte die allererste Episode der Show um Hauptdarsteller Steve Buscemi (Foto rechts oben) hervor: 4,81 Millionen Menschen wollten am 19. September 2010 dem Seriendebüt beiwohnen. Zusätzlichen Anreiz gab den HBO-Zuschauern die Regiearbeit des Altmeisters Martin Scorsese, welcher die Premiere der HBO-Show einmalig inszenierte. Die erste Ausgabe ist von den restlichen Episoden der Drama-Serie in Sachen Publikumgsröße unerreicht, dabei konnte sich diese eine Folge gut und gerne mit den neuesten Ausstrahlungen der HBO-Aushängeschilder wie «Game of Thrones» oder «True Blood» messen.

Während Episode zwei und drei noch auf 3,33 und 3,41 Millionen Interessierte kamen, schafften es die restlichen Folgen der ersten Season nie mehr deutlich über drei Millionen Zuschauer anzuziehen, woraus ein Staffelschnittt von 3,17 Millionen regelmäßig einschaltenden Zuschauern resultierte - ein fantastischer Neustart also für den Kabelgiganten HBO, hätte sich nicht schon zu dieser Zeit ein klarer Abwärtstrend bemerkbar gemacht. Bereits 2010 lief «Boardwalk Empire» zu großen Teilen parallel zum zirka einen Monat später neu gestarteten und dennoch sehr beliebten «The Walking Dead» auf AMC sowie zum längst etablierten Showtime-Format «Dexter».

Durch diese starke, alljährliche Konkurrenz setzte sich der Zuschauerrückgang bis zu Staffel vier fort, wobei man «Boardwalk Empire» zugutehalten muss, dass es innerhalb der jeweils zwölf-episodigen Staffeln sehr konstante Werte vorzuweisen hat, die nur wenig schwankten. Trotz einer scheinbar sehr treuen Fangemeinde, die in diesem Fakt begründet liegt, stand in Staffel zwei, welche erstmals am 25. September 2011 auf Sendung ging, nur einmal eine Reichweite höher als drei Millionen Personen zu Buche und zwar zum Staffelfinale. Die anderen Ausgaben generierten zusammen einen Mittelwert von noch 2,73 Millionen Menschen - Einbußen, mit denen HBO wohl noch sehr gut leben konnte, auch wenn man beim Kritikerliebling sicher lieber mit wachsenden Zuschauerzahlen vorliebgenommen hätte.

In Staffel drei unterbot eine «Boardwalk Empire»-Episode erstmals zwei Millionen Interessierte. Nach dieser siebten Ausgabe von Season drei kamen die drei darauf folgenden Ausgaben diesem vorläufigen Tiefpunkt ebenfalls gefährlich nahe. Im Mittel schalteten am Sonntag ab 21 Uhr 2,32 Millionen Menschen in den USA HBO ein. Zu dieser Zeit lag «Boardwalk Empire» schon nicht mehr unter den besten zehn Sonntagsausstrahlungen - die Konkurrenz wurde 2013 jedoch noch wesentlich stärker.

Die beiden Großkaliber «Dexter» und «Breaking Bad» nahmen 2013 Abschied vom Fernsehpublikum. Insbesondere bei letzterer Show trieb dieser Umstand das Zuschauerinteresse noch einmal gewaltig nach oben. Die ersten drei Episoden der vierten Runde von «Boardwalk Empire» mussten es gleichzeitig mit den Zuschauerlieblingen Dexter Morgan und Walter White aufnehmen. Zusätzlich liefen die Ausgaben eins und zwei der neuen Season gegen Football-Übertragungen auf ESPN und bewegten so noch 2,38 und später 2,21 Millionen Menschen zum Einschalten. Zum Serienfinale von «Dexter» und gegen die vorletzte Folge von «Breaking Bad» war für die Eskapaden aus Atlantic City dann nicht mehr als das bis heute kleinste Publikum, bestehend aus 1,87 Millionen Menschen, drin. Ohne Dexter, dafür gegen das wahnsinnig beliebte Ende von «Breaking Bad» und mehrere «The Big Bang Theory»-Ausstrahlungen auf TBS, gelangte die HBO-Show zu 1,99 Millionen Zuschauern.

Durchschnittliche Zuschauerzahlen der HBO-Shows 2013 (Erstausstrahlungen)

  • «Game of Thrones» (Season 3): 4,97 Mio.
  • «True Blood» (Season 6): 4,24 Mio.
  • «Boardwalk Empire»: (Season 4): 2,05 Mio.
  • «The Newsroom» (Season 2): 1,8 Mio.
  • «Veep» (Season 2): 1,14 Mio.
  • «Girls» (Season 2): 0,66 Mio.
  • «Treme» (Season 3): 0,53 Mio.
Eine Verschnaufpause bot da die bisher 41. Episode am 6. Oktober. Gegen die Konkurrenz an diesem Tag, als keine Sonntagsshow mehr als 2,6 Millionen Menschen anzog, versäumte es «Boardwalk Empire» mehr als 2,09 Millionen Menschen zum Hinschalten zu bewegen. Erstmals kam die Ausrede der außerordentlich beliebten Konkurrenzserien für HBO nicht in Frage. Gleich mit etwa 16 Millionen Zusehern kehrte eine Woche später «The Walking Dead» zurück - «Boardwalk Empire» fiel wieder auf eine Reichweite von 1,9 Millionen. Besser als zur siebten Ausgabe der vierten Staffel lief es für Steve Buscemi und Co. dann nicht mehr. Den 2,16 Millionen Zuschauern an diesem Tag hinkten die verbleibenden Ausstrahlungen hinterher. Nur noch zwei Mal (Episode zehn und zwölf) schaffte es das HBO-Format mehr als zwei Millionen Zuschauer für sich zu gewinnen. Die Folge war ein Staffelschnitt von 2,05 Millionen Menschen, der sich im Vergleich zu anderen derzeitigen HBO-Shows jedoch noch vergleichsweise gut liest (siehe Infobox).

Schon seit Serienbeginn plagt sich das zweimalig Golden Globe-prämierte «Boardwalk Empire» mit einer wahnsinnig starken Sonntagskonkurrenz herum, von der mit «Dexter» und «Breaking Bad» nun zwei Formate von der Bildfläche verschwanden. Bereits am 26. September 2013 verlängerte HBO «Boardwalk Empire» für eine fünfte Staffel. Dort wird sich zeigen, ob das Format nicht vielleicht einige der Zuschauer der beiden Shows für sich gewinnen kann. Einige Episoden ohne etwaige Konkurrenzprogramme zeigten durch ihre nahezu gleichbleibenden Zahlen jedoch, dass die Probleme tiefgründigerer Natur sind und man nicht nur den beliebten anderen Shows die Schuld für das immer schlechtere Abschneiden von «Boardwalk Empire» geben darf.

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