Inhalt
Hinter den Kulissen
- Regie: Rainer Kaufmann
- Drehbuch: Kathrin Richter & Jürgen Schlagenhof
- Musik: Martin Probst
- Kamera: Klaus Eichhammer
- Schnitt: Nicola Undritz
Nicht weniger gestresst ist Karls älteste Tochter Anna, die kurz vor den Festtagen ihrem langjährigen Freund Ben den Laufpass gab – dieser ist nämlich Frauenarzt und steckt Annas Meinung nach seine Nase all zu tief in die Angelegenheiten seiner Patientinnen. Dieser taucht trotzdem bei den Feierlichkeiten der Familie Maillinger auf, um dort Annas Gunst zurückzuerobern. Ihr jüngerer Bruder Tom wiederum ist extra mit seiner Freundin Susan und ihrem kleinen Sohn aus Afrika angereist, um Weihnachten mit der Familie zu verbringen und harmonische Stunden zu erleben. Dies nahm er sich zumindest vor – in Wahrheit aber zofft er sich ohne Ende mit seinem kapitalistischen Vater …
Darsteller
Sophie von Kessel («Klimawechsel») als Anna Maillinger
Friedrich von Thun («Familie Sonntag auf Abwegen») als Karl Maillinger
Misel Maticevic («Schnell ermittelt») als Ben
Marc Hosemann («Oh Boy») als Vince Maillinger
Fabian Hinrichs («Hochzeitspolka») als Tom Maillinger
Anneke Schwabe («Der Fürst und das Mädchen») als Miriam Maillinger
Franziska Schlattner («Die Garmisch-Cops») als Dina
Kritik
Da ist sie wieder, die redselige Großfamilie Maillinger, deren Charakterköpfe stets aneinandergeraten, ohne dass sie besonders streitlustig wären. 2008 erzählte Regisseur Kaufmann in «Das Beste kommt erst» zum ersten Mal vom Industriemagnaten Karl Maillinger und seiner illustren Familie, die sich anlässlich des 70. Geburtstages des Patriarchen auf einer abgelegenen Jagdhütte traf. Dort führte die Familienfeier zu allerhand dramatischen und manch ulkigen Situationen. Mit mehr als 5,22 Millionen Zuschauern war das sensibel überzeichnete Portrait einer Familie voller schwer vereinbarer Persönlichkeiten ein ansehnlicher Erfolg, weshalb 2012 eine Fortsetzung gedreht wurde. Anlass für das erneute Famillientreffen im ebenfalls quotenstarken TV-Film «In den besten Familien» war eine innerhalb der Familie Maillinger kontrovers diskutierte Hochzeit – und rund ein Jahr später steht nun also ein gemeinsames Weihnachtsfest an. Fans der Reihe dürfen sich auf neue Streitigkeiten und gelegentliche Versöhnungen freuen, während Neuzugänge keine Furcht haben müssen, verloren dazustehen:
Regisseur Rainer Kaufmann und die Autoren Kathrin Richter & Jürgen Schlagenhof verzichten auf die Handlung verkomplizierende Insidergags oder weit reichende Rückgriffe auf die ersten beiden Teile. Viel mehr lassen sie ihre klar umrissenen Figuren für sich sprechen, so dass sich Kenner der Reihe schnell heimisch fühlen sollten, ohne dauernde Wiederholungen durchleiden zu müssen. Gleichermaßen werden sich Neulinge schnell zurechtfinden, auch, weil sich die Familie Maillinger aus plausiblen Archetypen zusammensetzt: Da wäre der selbstgefällige und von Geldvermehrung träumende Patriarch, dann gibt es den ewigen (etwas zu missionarisch veranlagten) Gutmenschen, zudem gibt es noch das Familienmitglied mit den dauernden Beziehungsproblemen und den (mäßig) geläuterten Rebellen.
Solch starke, sich reibenden Familienfiguren können in langweilige Klischees münden, genauso sehr können sie aber auch genutzt werden, um unterhaltsame und zugleich bedeutsame Geschichten zu erzählen. Man denke bloß an die noch stärker überzeichnete Puppensatire «Die Dinos» oder an den deutschen Fernsehklassiker «Ein Herz und eine Seele». Die Treffen der Familie Maillinger zählen ebenfalls zu den guten Verarbeitungen solcher Archetypen: Zwar tragen die Mitglieder dieser Familie ihre Charakteristika wesentlich prägnanter zur Schau, als es die meisten realen Menschen tun würden, trotzdem verkommen die Figuren dank wirklichkeitsnaher Dialoge und unaufdringlicher Performances nie zu Abziehbildern.
Hilfreich ist zudem, dass Kaufmann augenzwinkernd, nie aber zu parodistisch, mit seinen Figuren umgeht. Toms Obsession mit Afrika wird etwa zum Running Gag hochstilisiert, gleichzeitig aber dadurch realistisch gehalten, als dass sein Umfeld damit umgeht, wie es im echten Leben der Fall wäre. Er erntet Augenrollen und ihm wird zudem verboten, weiter ununterbrochen von Afrika zu reden. Genauso erntet auch Patriarch Karl stets glaubwürdige Seitenhiebe auf seine kapitalistische Ader.
Der Plot plätschert bewusst ruhig vor sich hin. Es gibt keine sprichwörtliche (geschweige denn eine wortwörtliche) tickende Zeitbombe, die künstlich die Handlung vorantreibt, stattdessen erzählt Kaufmann gelassen von den Festtagsvorbereitungen der interessanten Familie, womit den Figuren genügend Raum gegeben ist, sich zu entfalten. Somit erscheinen die Streitigkeiten der Charaktere nicht unnötig melodramatisch, gleichzeitig sind die vereinzelten Momente voller Harmonie dank dieser gelassenen Herangehensweise angenehm unaufgeregt, statt vor Weihnachtskitsch zu triefen.
Alles in allem lässt «Beste Bescherung» sein Publikum bei einer pointierten, trotzdem realistischen Weihnachtsfeier Mäuschen spielen und so eine kurzweilige Dramödie erleben.
«Beste Bescherung» ist am Montag, dem 16. Dezember 2013, um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.