Die Kritiker

«Helmut Schmidt - Lebensfragen»

von

Trotz Spielszenen wird aus dieser Sendung kein melodramatisches Biopic. Gut so.

Hinter den Kulissen

  • Produktion: Trebitsch Entertainment GmbH
  • Drehbuch: Sebastian Orlac
  • Regie: Ben von Grafenstein
  • Interview: Giovanni di Lorenzo
  • Kamera: Ralf Noack
  • Produzentin: Katharina M. Trebitsch
Manche Dinge verlieren nie ihren Reiz. Helmut Schmidt dabei zuzuhören, wie er über die Politik und das Leben philosophiert, auch wenn er den Begriff „philosophieren“ in diesem Zusammenhang wahrscheinlich ablehnen würde, ist eines dieser Dinge.

Dieser Film ist kein Biopic – eine Einordnung, gegen die sich auch das dazugehörige Presseheft fast mantraartig wehrt. Es ist ein Gesprächsfilm, der die biographischen Anteile, die allein durch ihre Erzählung wohl nicht die erhoffte Wirkung entfaltet hätten, durch Spielszenen unterfüttert. Allein durch die Selektion der Stellen, an denen diese eingesetzt werden, kann sich der Film schon vom Gros des Biopic- bzw. Doku-Fiction-Genres abheben. Es sind die relevanten Wendepunkte in Helmut Schmidts Leben, die hier visuell aufbereitet werden: der Moment, in dem ihm sein Vater die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend verbietet; das Treffen mit Willy Brandt und Herbert Wehner, in dem Schmidts Kanzlerschaft beschlossen wurde; die entsetzlichen Tage der Entführung Hans Martin Schleyers. Man konzentriert sich auf das, was wirklich wesentlich ist.

Doch diese Spielszenen sind, trotz ihrer gelungenen Ausführung, eher schmückendes Beiwerk. Am spannendsten ist es immer noch, diesem Helmut Schmidt zuzuhören, wie er von seinem Leben und seinem Wertegerüst erzählt. Erst recht, wenn die Fragen und Gesprächsanstöße von einem so hervorragenden Journalisten wie Giovanni di Lorenzo kommen. Di Lorenzo fragt behutsam, bedacht, aber niemals anbiedernd, interessiert, aber nie boulevardesk, erlaubt sich bei Unklarheiten eine Nachfrage, aber respektiert ein „Dazu möchte ich nichts sagen“ jederzeit. «Helmut Schmidt – Lebensfragen» findet auch deswegen zu einer guten Balance und wird nie zu einem seicht-rührseeligen Biopic oder einer diskursiv-kritischen Reflexion über Schmidts Leben und Wirken; ersteres wäre der portraitierten Person unwürdig und für zweiteres wäre es zu früh.

Das Erste zeigt «Helmut Schmidt - Lebensfragen» am Montag, den 23. Dezember um 21.45 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/68053
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