Ob «Wetten, dass..?», «Das Supertalent» oder «Deutschland sucht den Superstar» – Sie sind überall als Regisseur tätig. Im Schnitt verlieren die Staffeln immer mehr Zuschauer. Sehen Sie ein Verfallsdatum der Formate?
Der Punkt ist doch relativ simpel: Wenn ich Ihnen vor Jahren gesagt hätte, das Genre Quiz wird wieder eine riesen Nummer, dann hätten alle einem den Vogel gezeigt. Dann kam «Wer wird Millionär?», auch ein Format aus dem Ausland. Das hat das Segment Quiz extrem befeuert. Wir hatten Phasen, wo wir in Deutschland nachmittags Talkshows und Gerichtshows en masse hatten. Mittlerweile haben wir da Scripted-Reality. Von daher sind solche Dinge immer irgendwelchen Moden unterworfen und es gibt natürlich immer Verfallsdaten. Aber zyklisch werden die alle wieder kommen. Das gilt auch für die Diskussionen um Talente bei «DSDS» oder «The Voice».
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Ich weiß, dass «DSDS» zum Beispiel mittlerweile der Blueprint für die anderen Formate auf der Welt ist und nicht umgekehrt. Das, was wir da machen, ist daher optisch und innovativ weit vorne.
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Volker Weicker über «DSDS»
Kritiken sind teilweise subjektiv, Quoten sind allerdings messbar. Wie wichtig ist diese Währung im Fernsehen?
Machen wir uns nichts vor: Natürlich ist die Quote wichtig. Aber ich vergleiche das immer gerne mit einem Restaurant: Ein gut-bürgerliches Restaurant hat auf der Speisekarte erst mal alles stehen und sicher geht das Schnitzel mit Pommes-Frites und Roulade am häufigsten raus. Aber da stehen auch Krabben und Champagner auf der Karte. Die brauchen die nicht jeden Tag, aber die stehen auf der Karte. Wenn Sie in das Restaurant reingehen und sehen auf der Karte nur noch Wiener Schnitzel, dann gehen Sie da nicht mehr hin – selbst, wenn Sie meistens Wiener Schnitzel bestellen würden. Aber Sie erwarten eine große Karte in jedem Restaurant und wollen diese Auswahl. So sehe ich das auch beim Fernsehen: Wenn man sich bei allem, was man macht, sofort danach richtet, wie die Wirkung oder die vermeintliche Wirkung ist, dann kann das nicht zum Erfolg führen. Das ist wie bei einem Fußballer, der nur auf das Tor schießt, wenn er sicher ist, dass er trifft. Wenn der so vorgeht, trifft der wahrscheinlich nie. Die meisten Bälle gehen daneben. Aber letztlich wird das Spiel als Ganzes bewertet und das fehlt mir bei der derzeitigen Beurteilung etwas. Denn da werden ein, zwei Kleinigkeiten speziell rausgepickt, die dann groß hervorgehoben werden, sodass das Gesamtbild fehlt. So, wie jetzt auch bei Jim Knopf und den Rassismus-Vorwürfen. Wie lächerlich ist das denn?
Letzte Woche kam es zum Show-Duell «Wetten, dass..?» gegen «Das Supertalent». Die Zuschauer mussten sich wie Sie entscheiden, welche Sendung sie live verfolgen. Sie sind bei beiden Formaten Regisseur. Wie ist es, wenn Sie wissen, dass Sie in diesem Moment quasi auch gegen Ihre RTL-Kollegen senden?
Naja, ich bin freier Mitarbeiter – wie auch alle Kameraleute, Bildmischer, Technikanbieter oder Studiobetreiber, die auch für alle Sender arbeiten. Selbst der Bühnenbildner Florian Wieder hat für beide Sendungen die Bühnen gemacht. Das ist eben so in diesem Geschäft, dass man teilweise sogar gegen sein eigenes Format antritt. Es gab schon Tage, an denen zeitgleich zwei Sendungen im Fernsehen liefen, die ich beide gemacht habe. Wenn ich eingekauft werde, ist es meine Aufgabe für dieses Produkt das Beste rauszuholen. Ich bin in dem Moment dem Produzenten oder Sender gegenüber loyal, für den ich arbeite. Aber ich versuche schon solche Überschneidungen zu vermeiden. Also ich würde jetzt nicht für einen anderen Sender eine zweite «Wetten, dass..?»-Sendung machen oder ein zweites Castingformat für einen anderen Sender als RTL. Aber das ist eben so als freier Mitarbeiter.
Wie bewusst ist Ihnen während der Live-Sendung Ihre „Macht der Bilder“?
Wenn Sie anfangen darüber nachzudenken, können Sie nicht mehr arbeiten. Wenn Sie während des Schreibens eines Artikels darüber nachdenken, wie viele Leute den lesen, werden Sie keinen guten Artikel machen. Genauso ist es beim Fernsehen bei mir. Es spielt für mich keine Rolle, wie viele Leute da zugucken. Ich mache immer das Beste, was ich an dem Tag kann. Das wird auch immer so sein.
Sie sind nicht nur Regisseur bei Unterhaltung- oder Talk-Sendungen, sondern auch bei Sport-Übertragungen. Auch da gibt es Kritiker, die beispielsweise die Super-Slowmotion überstrapaziert sehen…
Auch das ist eine Geschmackssache und es gibt da keine allgemein gültigen Kriterien. Auch bei solchen Kritiken ziehe ich gerne einen schönen Vergleich: Wenn Sie den ganzen Tag in einer Einkaufsstraße auf und ab gehen, werden Sie nie auf jemanden treffen, der genau dasselbe an hat wie Sie.
Schöner Vergleich. Wie schön war denn die erneute Zusammenarbeit mit Michelle Hunziker? Der Posten der Co-Moderatorin bei «Wetten, dass..?» scheint ja noch offen?
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Ich habe sie als unheimliche Bereicherung für die Sendung empfunden. Es gibt ganz wenige solche Sonnenscheine im deutschen Fernsehen. Wenn sie bei den Proben die Tür reinkommt, dann ist das ein großer Gewinn.
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Volker Weicker über Michelle Hunziker
Zum Abschluss: Weihnachten steht vor der Tür. Wie verbringen Sie das Fest? Vor dem Fernseher…?
(lacht) Ich verbringe Weihnachten mit der Familie im Süden.
Vielen Dank für das Gespräch und frohe Weihnachten, Volker Weicker.