Die Kritiker

«Der Kommissar und das Meer – der böse Mann»

von

Die üblichen Probleme der «Kommissar und das Meer»-Reihe verbauen Robert Anders‘ neuestem Fall einmal mehr die Möglichkeit auf einen soliden Krimi.

Hinter den Kulissen

  • Regie: Anno Saul
  • Buch: Martina Mouchot
  • Kamera: Wedigo von Schultzendorff
  • Musik: Florian Tessloff
  • Produktionsfirma: Network Movie Film-und Fernsehproduktion
Inhalt
Im Wald von Gotland wird auf den Kunstlehrer Edvin Lundberg ein Mordanschlag verübt, den dieser schwerverletzt überlebt. Auf der Tatwaffe, einem einfachen Felsstein, wird die DNA eines männlichen Verwandten sichergestellt. Doch Lundberg hat nur noch zwei halbwüchsige Söhne, die beide über ein wasserdichtes Alibi verfügen.

Bei den Ermittlungen stoßen Robert und sein Team auf einen alten, ungeklärten Fall: Vor Jahren verschwand auf Gotland die 14-jährige Mia, eine Schülerin Lundbergs. Für Mias Vater Lars Nordin war klar, wer der Täter sein musste: Edvin Lundberg. Lars Nordin arbeitet immer noch als Hausmeister an der Schule, mittlerweile Alkoholiker, verzweifelt, dass es nie zu einer Anklage gegen Lundberg kam. Handelt es sich bei dem Anschlag auf Lundberg um einen Racheakt? Robert fühlt ihm auf den Zahn, jedoch zunächst ohne Ergebnis. Nach dem Verhör fährt Nordin, im Alkoholrausch, auf der Landstraße einen 12-jährigen Jungen an, der kurze Zeit später schwerverletzt und unansprechbar ins Krankenhaus eingeliefert wird. Merkwürdig, niemand scheint ihn zu vermissen und es existiert keine Suchmeldung, die auf die Beschreibung des Jungen passen könnte.

Auch Sonja Lundberg, die Ehefrau des schwerverletzten Lehrers, verhält sich verdächtig. Sie behindert geradezu die Ermittlungen der Polizei, verstrickt sich in Widersprüche, und lügt, als sie behauptet noch nie in der Waldhütte, dem Tatort, gewesen zu sein.

Meisterhaft gelingt Robert der Durchbruch im Fall, als er die entscheidende Querverbindung zwischen Lundberg und dem angefahrenen Jungen ermittelt: Der Junge, der Arvid heißt, ist der Sohn von Edvin Lundberg! Lundberg muss vor 13 Jahren doch etwas mit dem Verschwinden von Lars Nordins Tochter Mia zu tun gehabt und mit ihr ein Kind gezeugt haben. Ist Mia vielleicht noch am Leben?

Darsteller

Walter Sittler («Almanya – Willkommen in Deutschland») als Robert Anders
Inger Nilsson («Pippi außer Rand und Band») als Ewa Svensson
Frida Hallgren («Arne Dahl: Falsche Opfer») als Emma Winarve
Andy Gätjen («Die Holzbaronin») als Thomas Wittberg
Johan Hedenberg («Mankels Wallander – Saknaden») als Lars Nordin
Fanny Risberg («Agent Hamilton – Im Interesse der Nation») als Sonja Lundberg
Filip Arsic-Johnsson («The Stig Helmer-Story») als Arvid
Frida Hallgren («Agent Hamilton 2 - In persönlicher Mission») als Emma Winarve

Kritik:
Die deutsch-schwedische Krimireihe ««Der Kommissar und das Meer»» schafft es immer wieder sich selbst ein Bein zu stellen. Dies liegt aber nicht am Drehbuch der einzelnen Episoden, die oft eine interessante Ausgangslage liefern. Es liegt eher am Grundkonzept der Produktion, das oft ein ansehnliches Skript in der Umsetzung deutlich schmälert. Den Darstellern sind die Probleme anzusehen, die aufgrund der multilingualen Produktion aufkommen. Jeder Schauspieler verkörpert seine Rolle in der Landessprache. Während Walter Sittler und Inger Nilsson also auf deutsch agieren, bringt der Rest des Casts die Dialoge auf schwedisch über die Lippen. Dieser Umstand wirft zwei Möglichkeiten für die Darsteller auf, die beide ihr Spiel verkomplizieren: Entweder sie entgegnen im Dialog mit anderssprachigen Schauspielern ihre Parts unwissend darüber, was und wie ihr gegenüber etwas genau sagt oder sie müssen sich zusätzlich die Sätze ihrer Dialogpartner einprägen.

Ein weiterer ständiger Kritikpunkt der «Kommissar und das Meer»-Reihe liegt in der Rolle des Robert Anders begründet. Dem deutschen Kommissar, der nach Schweden auswanderte, fehlen schlicht und einfach die Ecken und Kanten. Zwar stoßen bei den handelsüblichen Krimis auch oft das klassisch gegensätzlich handelnde Ermittlerteam oder der immer wieder eingesetzte unorthodoxe Raufbold-Kommissar als Stereotypen sauer auf, dafür kann man dem langweiligen und gutherzigen Kommissar Robert Anders noch deutlich weniger abgewinnen. Deswegen überzeugen die ohnehin wenigen Minuten, die man Anders mit seiner Familie verbringen sieht auch zu keinem Zeitpunkt. Eher wirken die Sequenzen, in der der Kommissar zusammen mit seiner Frau oder seinem Kind Drachen steigen lässt völlig deplatziert.

Die Handlung von «Der Kommissar und das Meer - Der böse Mann» liest sich auf den ersten Blick dennoch interessant: Die Vergangenheit holt einen Lehrer mit Familie ein, der sich einen einmaligen Ausrutscher leistete, eigentlich mit dem Ziel einer misshandelten Schülerin zu helfen. Häufig stehen dabei vor allem die Figuren im Fokus der Handlung, die eben diesen Fehltritt des Lehrers Edvin Lundberg nicht wahrhaben wollen und sich nach Enthüllung der Geschehnisse lange Zeit in eine Scheinwelt flüchten.

Toll ist in diesem Fall Johan Hedenbergs Darstellung des Lars Nordin, der den Schulhausmeister hervorragend als gebrochenen und in die Enge getriebenen Alkoholiker darstellt. Weniger gut angelegt ist die Rolle der Sonja Lundberg: Die desillusionierte Mutter versucht bei jeder Gelegenheit ihren Mann und ihre Söhne in Schutz zu nehmen, was dem Zuschauer schon nach kurzer Zeit auf die Nerven gehen kann. Umso unglaubwürdiger kommt ihr Sinneswandel kurz vor dem Ende des 90-Minüters daher. Die Ambivalenzen mancher Figuren, die gegen Ende des Krimis zum Vorschein kommen, wirken schlicht zu konstruiert. Zusätzlich unlogische Reibungspunkte entstehen etwa, wenn dem Ermittlerteam auf halber Strecke zurück ins Revier plötzlich doch noch ein wichtiger Hinweis einfällt, nur um durch den entstehenden Zeitdruck der Verbrechensbekämpfer auf dem Weg zurück etwas Spannung aufkommen zu lassen.

«Der Kommissar und das Meer – Der böse Mann» scheitert einmal mehr an seinem namensgebenden Kommissar Robert Anders, dem einfach das gewisse Etwas fehlt, sowie an den Problemen, die die Synchronisation mit sich bringt. Das interessante Drehbuch verrennt sich in zu bemüht aufgebauten Spannungsmomenten und unlogischen Begebenheiten. Lichtblicke sind dafür die Auftritte einzelner Darsteller, vor allem das Spiel von Johan Hedenberg.

Das ZDF zeigt «Der Kommissar und das Meer - Der böse Mann» am 28. Dezember 2013 um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/68157
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