«Beauty & The Nerd» (ProSieben)
Sucht man im Internet nach dem Sendungstitel, schlägt Google den Zusatz „fake“ vor. Kein Wunder, schließlich wirkt die Kuppel-Reality «Beauty & The Nerd» so konstruiert und überzeichnet, dass man am Echtheitsgehalt zweifeln könnte. Traumfrauen mit Traummaßen treffen auf Nerds mit Retro-Brillen, die sich durch zweifelhafte Fähigkeiten auszeichnen: klingonisch sprechen oder sich als Elfe verkleiden zum Beispiel. Und die sogenannten Beautys sind selbstverständlich so unterbelichtet, dass sie ihren IQ unter dem Sofa suchen müssen. Kurz: Das Format – übrigens vor sechs Jahren mit ähnlichem Konzept als «Das Model und der Freak» ausgestrahlt – strotzt voller Extreme und Klischees, dass man es nicht ernst nehmen konnte. Wenn man es überhaupt wahrnahm. Denn selten fühlte sich eine vermeintliche Realitysendung so überflüssig an wie diese.
«Wild Girls – Auf High Heels durch Afrika» (RTL) / «Reality Queens auf Safari» (ProSieben)
Konzept wie Kandidaten waren in diesen Sendungen so austauschbar, dass man es als Zuschauer schwer genug hatte, die «Wild Girls» von den «Reality Queens» (Foto) zu unterscheiden. Beide Shows schickten D-Promis in die Wüste, und beide zeichneten sich dadurch aus, als Wurmfortsatz des mittlerweile völlig selbstreferentiellen Reality-Genres zu fungieren: Denn fast ausschließlich waren die teilnehmenden Möchtegern-Promis selbst Kandidaten in früheren Reality- und Castingshows – ohne diese gäbe es also auch die unsägliche Afrika-Spielerei nicht. Dass beide Sendungen in Ländern spielten, die noch vor einem Jahrhundert zu den deutschen Kolonien gehörten, machte ihre Existenz noch geschmackloser. Gut, dass beide mit schlechten Einschaltquoten abgestraft wurden – Afrika muss so schnell nicht mehr befürchten, dass deutsche Reality-Sternchen seine Naturvölker belästigen.
«Die Zuschauer – Ich schaffe es nicht allein» (RTL)
Viele Menschen treffen bessere Entscheidungen als ein Einzelner – nach diesem verblüffend erfolgreichen Prinzip der „Weisheit der Vielen“ schuf RTL eine Help-Doku: Ein Mensch will eine vermeintlich lebensverändernde Entscheidung treffen und holt sich dabei die Hilfe von 50 fremden Menschen, die ihn und seinen Alltag eine Woche lang begleiten. Am Ende entscheidet das Kollektiv, welche Alternative die beste für den Zweifler ist. Das Problem an der RTL-Sendung war nur, dass die zu fällende Entscheidung keineswegs lebenseinschneidend schien: Ein Mann stand vor der Frage, ob er sich als Schlagersänger auf Mallorca versuchen soll. Hier hätte RTL ausnahmsweise mal besser aus dem Ausland kopieren sollen. Denn beim Original «The Audience» stehen die Teilnehmer wirklich vor existenziellen Entscheidungen: Ob ein Farmer, der das Land von seinen Onkeln geerbt hat, den Familienbetrieb weiterführen oder aufgeben soll, um in die Stadt zu ziehen. Ob eine behinderte Single-Frau ein Kind adoptieren soll oder ob ein erfolgreiches Glamour-Model die eigene Karriere aufgeben soll, weil sie sich unglücklich fühlt. Solche Entscheidungen machen spannende Sendungen. Und nicht die Frage, ob man es mal als Schlagersänger in der Ferne probiert.
«Helden» (RTL)
Spiegel Online schrieb, dass leider nur eine einzige Szene im RTL-Film «Helden» sehenswert sei: Die, in der ein schwarzes Loch Yvonne Catterfeld verschluckt. Vielleicht hätten sich die Zuschauer gewünscht, dass gleich ein paar andere Schauspieler mitgerissen werden – vorhanden waren genug: Heiner Lauterbach, Armin Rohde, Christiane Paul, Hannes Jaenicke, Christine Neubauer. Sie alle gaben sich bei «Helden» eine äußerst zweifelhafte Ehre. Denn der Film ging in die TV-Geschichte ein als millionenschweres Lowlight, das vor hirnrissigen Dialogen und Geschichten nur so strotzt und den Fremdschäm-Faktor hochtreibt: zum Beispiel bei der einseitig-peinlichen Darstellung ausländischer Bürger und dem tatsächlich ernst gemeinten Pathos, das man vermitteln wollte. Ein Gutes hat «Helden» aber: Man hat «Hai-Allarm auf Mallorca» als schlechtesten RTL-Film abgelöst. Offenbar haben manche Fernsehmacher auch im Jahr 2013 noch nicht viel dazugelernt.