Das Ende von «Roche & Böhmermann»
Gerade hatte sich die unkonventionelle Talkshow mit Charlotte Roche und Jan Böhmermann aus der Nische des Digitalfernsehens herausgearbeitet und eine Nominierung für den renommierten Grimme-Preis erobert, als ihr plötzliches Ende bekannt gegeben wurde. „Leider konnte keine Einigung zwischen den Beteiligten darüber erzielt werden, wie die Sendung fortgeführt werden soll“, hieß es im Januar in der entsprechenden Pressemeldung von ZDFkultur. Das verwunderte die Branche insofern, als dass eine dritte Staffel längst als beschlossen galt und für diese sogar ein Sendeplatz im Hauptprogramm des ZDFs vorgesehen war. Über die genauen Gründe schweigen sich die Protagonisten bis heute aus. Mittlerweile kehrte Jan Böhmermann mit seinem «NEO Magazin» zurück und wird darin nicht müde, versteckte Spitzen gegen seine frühere Kollegin zu verteilen.
Stefan Raab moderiert das Kanzler-Duell
Als im Februar Edmund Stoiber in einem Interview den bisherigen Entertainer Stefan Raab ins Gespräch für die Präsentation des anstehenden «TV-Duells» brachte, wurde dies anfangs zwar noch belächelt, setzte jedoch ein großes Medienecho in Gang. Kurz darauf folgten der (vermeintlich) fixen Idee Tatsachen, denn die ProSiebenSat.1 Gruppe verkündete tatsächlich den Einsatz von Raab bei der Politiksendung. Dabei dürfte es nicht unwichtig gewesen sein, dass der Konzern ohnehin über keine charismatische Alternative verfügte, denn der bisherige Vertreter Peter Limbourg blieb in der Vergangenheit stets etwas blass und befand sich außerdem bereits auf dem Absprung zur Deutschen Welle. Am Ende überzeugte Raab alle Kritiker und wurde allgemein zum Gewinner der Debatte erklärt. Wohl auch, weil er den Herausforderer Peer Steinbrück fragte, was er tun würde, wenn er nicht „King of Kotelett“ wird.
Das Chaos um die Absetzung von «Britt»
Das Ende einer Ära wurde im März besiegelt, als der Sender Sat.1 ankündigte, die letzte noch verbliebene Daily Talkshow «Britt – Der Talk um eins» nach zwölf Jahren beenden zu wollen. Davor waren die erreichten Sehbeteiligungen stark gesunken. Als letzten Ausstrahlungstag kommunizierte man den 05. Juli und versprach zudem eine zweistündige Abschiedsausgabe. Rund eine Woche nach dieser unerwarteten Einstellung folgte dann die eigentliche Überraschung, denn anstatt der Sendung die versprochene Gnadenfrist zu gewähren, wurde sie mit sofortiger Wirkung und ohne Finale abgesetzt. Doch damit nicht genug, denn Anfang Juli teilte die Pressestelle dann mit, die letzte Ausgabe in drei Tagen spontan doch noch zeigen zu wollen. Ganz tot ist das Format dennoch nicht, denn derzeit werden bei Sat.1 Gold nahezu zur früheren Sendezeit täglich Wiederholungen gezeigt.
Cindy aus Marzahn wechselt zu Sat.1
Der angeschlagene Sender Sat.1 konnte mit der exklusiven Verpflichtung der Komikerin Cindy aus Marzahn im April ein unerwartetes Engagement verkünden. Bisher war diese nämlich lang beim Konkurrenten RTL beschäftigt. Zwar gab es hinter den Kulissen angeblich Uneinigkeiten bezüglich ihrer Co-Moderation bei «Wetten, dass..?», doch einen kompletten Wechsel hatte die Branche nicht erwartet, eher noch die vollständige Übernahme des ZDF-Klassikers. Der neue Vertrag mit einer Laufzeit von drei Jahren sicherte ihr eine eigene Comedy-Show, die Übertragung ihrer Bühnenprogramme sowie Einsätze als Moderatorin zu. Von großem Erfolg war all dies noch nicht gekrönt, denn ihre bisherigen Einsätze bei «Promi Big Brother», bei «Bezaubernde Cindy» und beim «Deutschen Fernsehpreis» sorgten meist für keine überragenden Sehbeteiligungen.
Tom Buhrow wird WDR-Intendant
Auf der Zielgerade der Wahl zum neuen Intendanten des Westdeutschen Rundfunks erschien im Mai plötzlich der damalige «Tagesthemen»-Moderator Tom Buhrow auf dem Tableau. Mit seiner Bewerbung hatte bis dahin niemand gerechnet. Umso erstaunlicher war es dann, dass er sich bereits zwei Wochen später gegen seine Konkurrenten, die im Bereich der Programmplanung über wesentlich mehr Erfahrung verfügten, tatsächlich durchsetzen konnte. Danach ging alles sehr schnell. Schon in der folgenden Woche führte er durch seine letzte Nachrichtensendung und begann vier weitere Wochen darauf seinen Dienst in der Chefetage vom WDR.
Samu Haber bei «The Voice of Germany»
Viel wurde darüber spekuliert, wer auf den Drehstühlen der Castingshow nach dem Ausstieg von Xavier Naidoo und Rea Garvey Platz nehmen würde. Im Juli ließ dann Sat.1 die Katze aus dem Sack und verkündete neben HipHop-Pionier Max Herre auch den Zugang vom finnischen Musiker Samu Haber. Dabei stellte weniger seine Verpflichtung die Überraschung dar, als vielmehr wie amüsant er seine Aufgabe ausführte. Seine lockere und spielerische Art brachte derart frischen Wind in den bekannten Ablauf, dass er sich zum unterhaltsamsten Juror des vergangenen Jahres mauserte. Der Sänger der Band Sunrise Avenue gehört damit zu den überraschendsten Neuentdeckungen des Jahres.
Das ZDF stellt sich seinen kritischen Zuschauern
Bedauerlicherweise scheuen viele Programmverantwortliche öffentliche Diskussionen über ihr Programm. Im August bildete Norbert Himmler, der Programmdirektor des ZDF, eine glorreiche Ausnahme, in dem er sich in der ZDFinfo-Talkshow «log in» nicht nur den Fragen der heimischen Zuschauer, sondern auch dem Fernsehkritiker Oliver Kalkofe sowie dem Spiegel-Redakteur Georg Diez stellte. Dass Himmler dabei nur bedingt Zugeständnisse machen konnte, war zwar abzusehen, aber die Konfrontation im Fernsehen war trotzdem erfrischend und längst überfällig. Für eine kleine Überraschung konnte Himmler dennoch sorgen, indem er verriet, eine Art deutsches «Breaking Bad» realisieren zu wollen. Übrigens machte das Beispiel vom ZDF offenbar Schule, denn als eine seiner ersten Amtshandlungen hob der neue WDR-Intendant Tom Buhrow mit dem «WDR-Check» ein ähnliches Konzept aus der Taufe.
Der Erfolg von «Under The Dome»
Eigentlich tun sich US-Dramaserien zur Primetime in jüngster Zeit im deutschen Free-TV schwer – besonders bei Produktionen mit fortlaufenden Handlungen. Doch ProSieben bewies Anfang September, dass dies doch funktionieren kann. Bis zu 23 Prozent in der Zielgruppe konnten bei der 13teiligen Mysteryreihe «Under The Dome» gemessen werden. Der Schlüssel des Erfolgs lag einerseits im zeitnahen Ausstrahlungsbeginn kurz nach der Premiere im Heimatland und andererseits in der Programmierung als Event mit wöchentlich drei Episoden am Stück. Dabei ging man sogar so weit, Vor- und Abspann der einzelnen Folgen wegzulassen, um die Dreierblöcke jeweils als XXL-Ausgaben verkaufen zu können. Weil das Format ebenso in den USA abräumen konnte, ist eine Fortsetzung für den Sommer 2014 bereits angekündigt. Um dies ermöglichen zu können, wichen die Macher beim Ende der ersten Staffel von Stephen Kings Romanvorlage deutlich ab.
Jürgen Hörner verlässt ProSiebenSat.1
Nach einer rund 20jährigen Tätigkeit für das Unternehmen kündigte Jürgen Hörner im Oktober kurzfristig seinen Rückzug auf eigenen Wunsch an. Zuvor war er Programmplaner bei kabel eins und ProSieben, dann Geschäftsführer von kabel eins sowie später von ProSieben. Zusätzlich leitete er die zentrale Programmplanung der deutschen Sendergruppe. Der Konzern verlor mit ihm einen seiner zentralsten und treuesten Mitarbeiter, der in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich am Erfolg der Sender beteiligt war. Künftig möchte Hörner als selbstständiger Medienunternehmer tätig sein.
Springer-Verlag kauft N24
Schon lang war der Sender N24 auf der Suche nach einem zahlungskräftigen Geldgeber, denn seit der Herauslösung aus der ProSiebenSat.1 Media AG arbeitete man auf eigene Rechnung. Doch kaum jemand hatte damit gerechnet, dass ausgerechnet der Axel-Springer-Verlag den Nachrichtenkanal im Dezember vollständig aufkaufen würde. Schließlich scheiterte der Konzern zwischen 2005 und 2006 aus kartellrechtlichen Gründen bereits an der Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG. Künftig wird nun die Produktion des TV-Senders mit der Redaktion der Zeitung Die Welt zusammengelegt werden und Stefan Aust als gemeinsamer Herausgeber fungieren. Weil N24 auch weiterhin die Nachrichten für die deutschen Kanäle der ProSiebenSat.1 Gruppe sowie das «Sat.1 Frühstücksfernsehen» herstellen wird, hat der Verlag damit über Umwege doch noch einen Fuß in die dortige Tür bekommen. Noch ist eine endgültige Genehmigung durch die zuständige Aufsichtsbehörde allerdings nicht erfolgt.