Inhalt
Hinter den Kulissen
- Serienschöpfer und Autoren der Pilotfolge: John Coveny & Hunt Baldwin
- Ausführende Produzenten: John Coveny, Hunt Baldwin, Christopher Chulack, Greer Shephard und Michael M. Robin
- Regisseur der Pilotfolge: Christopher Chulack
- Musik: David Shephard
- Kamera: J. Michael Muro
- Schnitt: Russell Denove
Zu den wenigen Menschen, die mit dem abseits einiger rauen Scherze relativ wortkargen Longmire auskönnen, zählen einerseits sein langjähriger Kumpel Henry Standing Bear (ein jovialer Barbesitzer) und andererseits Deputy Victoria Moretti. Moretti zog erst nach dem Tod von Longmires Frau in die Gegend und fand dank ihres schroffen Humors rasch Zugang zu ihrem Chef. Ganz anders als Deputy Branch Connally, ein sich stark auf seine Karriere konzentrierender Zeitgenosse, dem Longmire unentwegt vorwirft, er wäre bei der Verbrechensaufklärung nicht mit genügend Biss dabei. Sein Kollege The Ferg dagegen nimmt sich seiner Aufgaben sehr ambitioniert an, jedoch ist er etwas zu tollpatschig, um von Longmire wirklich ernst genommen zu werden.
Darsteller
Robert Taylor («Killing Time») als Sheriff Walt Longmire
Katee Sackhoff («24») als Victoria 'Vic' Moretti
Lou Diamond Phillips («Stargate: Universe») als Henry Standing Bear
Bailey Chase («Damages – Im Netz der Macht») als Branch Connally
Cassidy Freeman («Smallville») als Cady Longmire
Adam Bartley («Be Strong») als The Ferg
Kritik
Was ist «Longmire»? Die TV-Adaption einer Reihe von erfolgreichen US-Groschenromanen wird von Journalisten aufgrund seines Settings und des trocken-rauen Tonfalls gelegentlich als kontemporärer Western beschrieben, andere sehen es als Mischung aus Kriminalserie (schließlich geht es ums Lösen von Verbrechen) und Charakterdrama (immerhin liegt der Schwerpunkt des Formats auf der Trauerbewältigung des Titelhelden). Was aber hindert Fernsehende daran, jegliches Genre-Schubladendenken bei Seite zu schieben und «Longmire» einfach als vor rauer, weiter Kulisse spielende Erzählung über einen in sich gekehrten, unzufriedenen Sheriff zu sehen, der den Anschluss an die Gesellschaft und Technik verloren hat? Handlich ist diese Beschreibung von «Longmire» gewiss nicht, dafür aber zutreffend und von den irreführenden Assoziationen der eingangs erwähnten Genrebezeichnungen befreit.
Anders als die meisten aktuellen Krimiserien, insbesondere die zahlreichen quotenstarken Procedurals im stylischen «CSI»-Look, gewinnt «Longmire» seine Atmosphäre und seinen Look nicht durch Farbfilter, schnelle Schnitte und ähnliche Spielereien, sondern durch die stimmigen Landschaftsaufnahmen der spröden Landschaft, die der Titelheld seine Heimat nennt. Die wüste, weit offene Gegend ist sowohl ein Spiegelbild von Longmires freudlosem Innenleben als auch ein Gegensatz zu Longmires beengender Selbstgeißelung, die es ihm verbietet, neue Kontakte zu hegen.
Und noch einen Unterschied zu verwandten Projekten gilt es festzuhalten: Die Idee, einen harten Hund der alten Schule ins Zentrum eines Western- oder Krimiformats zu stellen, ist fast so alt wie die beiden Genres selbst. Aber im Gegensatz zur konventionellen Erzählweise, dass die alten Methoden noch immer die besten sind, zeigt sich bereits in der Pilotfolge von «Longmire», wie sehr sich der von Robert Taylor effektiv gespielte Sturkopf selbst beschränkt und mit seiner Technikverweigerung von seinen Kollegen entfernt.
Dass Longmire dennoch eine ansprechende Figur ist, liegt nicht nur am bodenständigen, keinen Hauch von Arroganz ausstrahlenden, Spiel von Robert Taylor, sondern auch an der bedächtigen Art seiner Rolle. Longmire redet wenig, aber wenn er spricht, dann sind es zumeist durchdachte, smarte Kommentare, womit er sich von seinen TV-Ermittlerkollegen und deren schnippischen Monologen abhebt. Zudem ist Longmire, trotz seiner sehr rauen Schale, eine sympathisch geduldige Figur: Innerhalb der ersten 20 Sendeminuten der Pilotfolge hat Longmire einen Unfall, besucht einen unschönen Tatort und erfährt, dass es einer seiner Mitarbeiter auf seine Position abgesehen hat – und dennoch schüttelt Longmire all diesen Stress ab, bleibt völlig ruhig. So bemitleidenswert Longmire aufgrund seiner Trauer sein mag und so weltfern er durch seinen Technikhass auch wirkt, so verleiht ihm seine Gelassenheit auch etwas Bewundernswertes.
Ebenso fällt die Chemie zwischen Taylor und der toughen, humorvollen Katee Sackhoff positiv auf: Ihre Figuren nähern sich glaubwürdig und ohne jeglichen romantischen Schnickschnack an, womit ihre Dynamik ein weiteres Zugpferd der Serie darstellt. Umso ernüchternder ist dafür, dass die zu lösenden Mordfälle in den ersten Episoden sehr beiläufig und nicht sonderlich komplex oder dramatisch sind. Auch ein Nebenplot über die sich zuspitzenden Beziehungen zwischen Longmires Heimatort und einem nahegelegenen Indianerreservat zündet nicht wirklich und bliebt so eher thematisches Beiwerk.
Wer in seinen Ermittlerserien also mehr Wert auf die Figuren und eine einmalige Stimmung denn auf packende Krimifälle legt, findet in «Longmire» ein sehenswertes neues Format. Freunde der spannenden Serienkost wiederum sollten keine zu großen Erwartungen hegen.
«Longmire» ist ab Freitag, dem 10. Januar 2014 wöchentlich um 22.05 Uhr bei RTL Nitro zu sehen.