Popcorn & Rollenwechsel

Smiths Offenbarung

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Kevin Smith tritt von seinem Rücktritt als Kinoregisseur zurück und plant einen absurden Weltuntergangsfilm, in dem die Menschheit gegen Jesus kämpft.

Ende 2013 erschreckte Martin Scorsese die Cineasten dieser Welt: Der Meisterregisseur, der mit «The Wolf of Wall Street» einen seiner besten und wildesten Filme abgeliefert hat, behauptet, dass bloß noch „eine Handvoll an Filmprojekten“ in ihm schlummere. Sobald diese Produktionen abgehakt sind, möchte der rasant plappernde Filmemacher mit den riesigen Augenbrauen in den Ruhestand treten. Doch was bedeutet schon ein selbst auferlegter Ruhestand? Steven Soderbergh wollte schon nach «Contagion» das Drehen aufgeben, legte dann jedoch «Haywire», «Magic Mike» und «Side Effects» nach, ehe er mit «Liberace» einen Fernsehfilm ablieferte, der in zahlreichen Ländern (darunter Deutschland) auch im Kino gezeigt wurde. Als nächstes steht für ihn eine zehnteilige TV-Miniserie an.

Und auch ein anderer Regisseur will von seinen einstigen Gedanken zum Thema Ruhestand nichts mehr wissen: Kevin Smith. Nachdem der «Clerks»-Kultfilmer von seinen Werken «Zack & Miri Make a Porno» und «Cop Out» enttäuscht war, wollte er sich nach dem für ihn völlig atypischen Thriller «Red State» vom Kinogeschäft zurückziehen. Sein Abschiedsfilm sollte das Hockeydrama «Hit Somebody» werden, dessen Drehbuch jedoch so ausführlich geriet, dass Smith den Film nun lieber in Form einer Miniserie umsetzen möchte. Stattdessen begann Smith die Arbeit am Skript zu «Clerks III», mit dem Gedanken, dass die Figuren, die seine Karriere als Regisseur losgetreten haben, sie ebenfalls beenden sollten. Dann aber verliebte sich Smith nach Beendigung des Drehbuchs in den Gedanken, einen Horrorfilm zu verwirklichen, der auf einer realen Kontaktanzeige basiert, laut der ein Mann Untermieter sucht, die sich regelmäßig zu seinem Vergnügen als Walrösser verkleiden – und im Gegenzug dafür keine Miete zahlen müssen. Smith war derart Feuer und Flamme für diese Idee, dass «Tusk» noch vor «Clerks III» angepackt wurde und bereits dieses Jahr anlaufen wird.

Eigentlich, so gab Smith bekannt, sollte nach «Tusk» dann aber definitiv «Clerks III» gedreht werden. So lautete der Plan – bis zum 30. Dezember 2013. An dem Tag überraschte Smith seine Fans mit einer ausgedehnten Ankündigung bei Facebook: Der «Dogma»-Regisseur habe am Set von «Tusk» die Freude am Filmgeschäft wiederentdeckt. Daher würde er nun von seinen Ruhestandsplänen zurücktreten. Allerdings möchte er davon Gebrauch machen, dass er mit seinen zahlreichen weiteren Verpflichtungen als Autor, Profi-Podcaster und leidenschaftliche Laberbacke, deren Tourneen stets ausverkauft sind, genügend verdient, um sich und seine Familie zu ernähren. Daher will Smith nie wieder Standard-Filmware wie «Cop Out» verantworten. Viel mehr sehne er sich danach, künftig im unregelmäßigen Abstand Projekte zu realisieren, die möglichst einzigartig sind – und Studiobossen Kopfschmerzen verursachen. Er könne es sich ja leisten, zu drehen, wann und was er will.

Den Anfang für die neue Ära in Smiths Karriere soll der kurios betitelte Thriller «Helena Handbag» markieren, ein trashiger Weltuntergangsfilm, in dem sich die Menschheit mit den bösen Mächten der Hölle zusammentut, um Jesus davon abzuhalten, die Offenbarung zu vollziehen. „Das Budget wird winzig sein, denn niemand würde jemals solch einen Film finanzieren wollen“, gibt Smith zu, dessen Religionssatire «Dogma» Mitte der 90er in den USA einige fundamentale Christen erzürnte. Es wird spannend zu verfolgen, welche Reaktionen «Helena Handbag» da erst auslöst.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Martin Scorsese ähnliche Projekte plant, dürfte verschwindend gering sein. Aber wir dürfen sicher sein, dass Scorsese auch in den kommenden Jahren die Maxime verfolgen wird, der sich Kevin Smith nun annahm: Filme drehen, die sonst niemand machen würde. «Hugo Cabret» und «The Wolf of Wall Street» sind unterschiedlich wie Tag und Nacht, dennoch haben sie (wie nahezu alle Arbeiten des Italo-Amerikaners) den unverkennbaren Scorsese-Touch. Und egal ob Scorsese seinen Worten treu bleibt oder wie Smith seine Karriere immer weiter verlängert: So lange solch eigenwillige Regisseure für Abwechslung von der ganzen Einheitsware sorgen, ist alles in Ordnung in der weiten Welt des Films!

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