Inhalt
Hinter den Kulissen – Sommer in Rom
- Buch: Matthias Stoltze, Lothar Kurzawa, Stephan Mayer
- Regie: Stephan Mayer
- Musik: Martin Doepke
- Kamera: Michael Tötter
- Produktion: ARD Degeto, Tag/Traum
In der gemieteten Wohnung gibt es weder Strom, Wasser noch Telefon, dafür aber einen nächtlichen „incubo", einen Poltergeist. Als unverbesserlicher Italienliebhaber sieht Michael in den Widrigkeiten des Alltags nur das Positive. Funktioniert das Internet nicht, dann geht er eben zum Friseur, dort gibt es WLAN und den neuesten Klatsch. Während seine Familie bald die angenehmen Seiten Römischer Folklore entdeckt, versinkt Michael zunehmend im Chaos...
Darsteller
Thomas Heinze («Marie Brand») als Michael
Esther Schweins («Die Rache der Wanderhure») als Susanne
Mala Emde als Caroline
Leonardo Nigro («Maria, ihm schmeckt's nicht!») als Filippo
Anna Julia Kapfelsperger («Christine. Perfekt war gestern!») als Maria
Dietrich Mattausch («Der Besuch der alten Dame») als Padrone
Margarita Broich als Frau Selbach
Kritik
Ein Journalist, der seinen Träumen nachjagt, eine Frau, die sich für ihn ein Stück weit aufgibt, eine quengelnde Teenie-Tochter und jede Menge Klischee-Italiener. Das sind die Zutaten, die für den Fernsehfilm «Sommer in Rom» zusammengemischt wurden. Nach Verzehr der Inhaltsangabe sollte dann klar sein wohin die Reise geht, spätestens aber wenn man liest, dass dieses Filmstück eine Koproduktion der ARD Degeto ist.
Mit Esther Schweins und Thomas Heinze sind in den Hauptrollen dann auch zwei Gesichter zu finden, die dem durchschnittlichen Zuschauer des Ersten bekannt vorkommen dürften. Erstere wirkt in ihrer Performance als Ehefrau und Anwältin Susanne aber hölzern und kühl. Dass die Rolle tatsächlich so angelegt ist, darf hier zumindest stark bezweifelt werden – über weite Strecken erscheint es einfach nicht stimmig. Besser macht seine Arbeit da schon Thomas Heinze als Michael, besonders dessen Erzählerstimme aus dem off fällt positiv auf. Jedoch: Diese setzt nur gelegentlich ein und wenn sie es tut, dann wird kaum klar warum ausgerechnet an dieser Stelle (und warum an einer anderen nicht). Zusammen mit seiner Chefin Frau Selbach (gespielt von Margarita Broich) stellt die Rolle des Michael aber eine der wenigen wahren Lichtblicke dar. Auch die Figur der Frau Selbach kommt allerdings nur sehr selten vor. Leider muss man sagen, ist sie doch herrlich boshaft und sarkastisch.
Das Drehbuch ist gespickt von reichlich unglaubwürdigen Zufällen. So begegnet Maria, die Nichte des Padrones, der zugleich der Vermieter der Familie ist, Hauptdarsteller Michael auch als Historikerin, die ihm wichtige Information für seine Arbeit liefert. Solcherlei Zufälle – die allein schon konfus genug wirken - könnten selbstverständlich auftreten. Dass sie in einer Millionenstadt wie Rom aber in der Häufigkeit vorkommen, wie es die Autoren dem Zuschauer hier nahelegen wollen ist – gelinde gesagt – lächerlich. Das alleine würde dem Film jedoch wohl kaum das Genick brechen, ebenso wenig wie die Tatsache, dass fast alle vermeintlich Einheimischen zwischen akzentfreiem Deutsch und ihrer Heimatsprache hin und her springen, als wären sie gerade am Seilhüpfen. Nein, tödlich für den Film ist vor allem die schier unfassbare Vorhersehbarkeit der Geschichte. Schon nach wenigen Minuten Laufzeit ist absehbar wie das Ende aussehen mag, auch zu Beginn der meisten Szenen lässt sich deren Pointe schon erahnen. Ein Paradebeispiel hierfür ist ein Part, in dem sich die attraktive Maria aus ihrer Wohnung aussperrt und Unterschlupf bei Michael sucht, der – wie der Zufall es will – gerade alleine daheim ist. Ärgerlicherweise ist der Schlüsseldienst verhindert. Dass die gute Maria daraufhin bei Michael übernachten muss, braucht an dieser Stelle wohl kaum erwähnt werden.
Doch es gibt etwas, dass vielleicht noch unglaublicher ist, als die Vorhersehbarkeit. Die Rede ist von den Klischees, die im Laufe des Films genau so penetrant wie unglaubwürdig bedient werden. Denn ob man es nun glaubt oder nicht, es gibt auch Italiener, die nicht mit ihrer riesigen Familienbande auf der jeweiligen Vespa umherfahren und dabei Steuern hinterziehen und ihre Arbeit nur dann machen, wenn ihr Gegenüber einflussreiche Kontakte besitzt. Das scheint den Autoren aber niemand gesagt zu haben.
Das weitere Ensemble, neben den bereits erwähnten Darstellern, leistet dann zumindest mehr oder weniger Dienst nach Vorschrift. Traurig genug, dass dies angesichts des Films fast schon als positiv bezeichnet werden muss. Einige wenige Male kommt dann sogar so etwas wie Humor auf, etwa wenn Michael versucht seine Akkreditierung am Heiligen Stuhl zu bekommen und dabei seine Schwierigkeiten hat. Diese kurzen Momente zum Schmunzeln sind aber leider viel zu selten. Sehr angenehm ist schließlich auch die Bildsprache, fast würde man sich wünschen, dass viel mehr Bilder der Stadt zu sehen wären - und viel weniger unerträgliche Handlung.
Würde man den Ton am Fernseher ausschalten und einfach die Bilder genießen, man könnte fast glauben, es würde ein anständiger Film laufen. So aber wird man nach 90 Minuten das Gefühl nicht los, seine Zeit einfach sinnfrei verschwendet zu haben. Wer das möchte, der sollte den «Sommer in Rom» tatsächlich einschalten. Für alle anderen gilt es den Abend anderweitig zu nutzen. Insofern sei an dieser Stelle von Glück zu reden, dass sich das Erste entschieden hat, den Film am Samstagabend zu zeigen. Zumindest an Alternativen sollte es dann ja nicht mangeln.
«Sommer in Rom» ist am Samstag, den 11.Januar um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.