Inhalt
Hinter den Kulissen
- Buch: Eckehard Ziedrich
- Regie: Josh Broecker
- Musik: Siggi Müller
- Kamera: Sten Mende
- Produktion: Eyeworks
Dann aber recherchieren Brand und Simmel, dass der ehrgeizige Professor Neu, der die Studie leitet und mit deren Veröffentlichung einen Karrieresprung erreichen will, auch zum Tatzeitpunkt in der Sporthalle gewesen ist. Sein souveränes Auftreten bekommt einen weiteren Riss, als Sina, nachdem man sie aufgespürt hat, ihn der Vergewaltigung bezichtigt. Neu behauptet allerdings Tarik habe Sina vergewaltigt. Mit ihrer Anklage wolle sie ihm die Tat in die Schuhe schieben und sich an ihm rächen, weil er sie nicht vor Tarik geschützt habe.
Bis die Kommissare herausfinden, wer von beiden lügt, nutzt Simmel jede Gelegenheit, seine Liebe zum Boxsport im Undercover-Einsatz körperlich unter Beweis zu stellen. Marie punktet währenddessen mit ihren analytischen Fähigkeiten und setzt den Professor und Sina unter Druck, bis die Wahrheit schließlich ans Licht kommt.
Darsteller
Mariele Millowitsch («Nikola») als Marie Brand
Hinnerk Schönemann («12 Meter ohne Kopf») als Jürgen Simmel
Thomas Heinze («Der Minister») als Polizeichef Engler
Natalia Rudziewicz als Sina Fink
Christian Lessiak als Tarik Demir
Philipp Hochmair («Die Auslöschung») als Professor Neu
Hanno Koffler («Krabat») als Ralle Schröder
Kritik
Erstaunlich ambitioniert klingt es, wenn es eine Folge der Krimi-Reihe «Marie Brand» versucht, sich mit Psychologie auseinanderzusetzen. Insofern überrascht die jüngste Ausgabe allein in dieser Hinsicht. Auch wenn Anspruch und Wirklichkeit nicht ganz übereinstimmen, tut allein der Ansatz der Episode doch gut. Alles dreht sich um Professor Neu, seines Zeichens gnadenloser Karrierist, der das Konzept verfolgt Kriminelle mithilfe des Boxsports zu resozialisieren. Zumindest in den dargestellten Fällen ist er lediglich eingeschränkt erfolgreich. Dem Film ist das aber nur zuträglich. Die Darstellung seines Charakters ist zumindest gelungen. So sieht der Zuschauer einen Psychologen, der nicht in der Lage ist, seine eigene Persönlichkeit zu verstehen. Etwas schwieriger wird es, wenn man die boxenden Straftäter betrachtet. Die drohen des Öfteren ins Klischee abzurutschen, den völligen Absturz gelingt es aber zu vermeiden.
Alt bekannt ist hingegen die Figur des Jürgen Simmel, gespielt von Hinnerk Schönemann. Der Charakter des liebenswerten Tollpatsches, der ab und an doch einen Geistesblitz hat, ist ebenso sympathisch wie austauschbar. Gespielt ist die Rolle aber in jedem Fall sehr ordentlich. Abzusprechen ist das auch Mariele Millowitsch in der Hauptrolle der Marie Brand nicht. Besonders gut geschrieben ist ihre Figur aber in dieser Folge auch nicht. Wie sie Freud zitiert und gleichzeitig das Motorrad am Reifenprofil erkennt, ist ein Tick zu viel des Guten und nimmt dem Charakter die Glaubwürdigkeit ein Stück weit.
Zumindest in der ersten Hälfte des Films, merkt man nur durch die eingespielte Musik, dass es gerade spannend ist. Später aber gelingt es den Machern dann tatsächlich Spannung zu erzeugen – und das sogar sehr gut. Von den Längen in der Handlung, die es zu Beginn phasenweise gibt ist jedenfalls später nichts mehr zu spüren.
Ein wenig anders sieht es mit den Pointen aus – die kommen teilweise zur Unzeit, zum Beispiel als Professor Neu gerade vom Tod seines Mitarbeiters erfährt. Manchmal zünden sie auch einfach nicht so wie gewollt. «Marie Brand» ist eben keine Serie aus der «Heiter bis tödlich»-Reihe. In dem Moment, in dem die Macher das verstanden haben, funktioniert diese Ausgabe dann auch was den Humor anbelangt. Von Subtilität kann hier zwar weiter keine Rede sein, doch haben die Verantwortlichen zumindest die Brechstange weggepackt.
Etwas zu bemängeln gäbe es dann aber doch noch. Würden die Polizeibehörden unseres Landes so arbeiten, wie sie es in der Story tun, sie dürften ihre Tätigkeit wohl nicht mehr allzu lange ausüben. Eine Verdächtige ohne Durchsuchung, dafür mit Messer, in eine Zelle zu stecken sollten die Herren und Damen ebenso wenig tun, wie den Laptop eines Toten zu benutzen, nur um mal kurz etwas im Internet zu überprüfen. Das ist zugegebenermaßen ein kleiner Kritikpunkt, dennoch fällt er ins Auge.
Ohne an dieser Stelle aber nun zu viel zu verraten: Das Ende des Films ist gewissermaßen Sinnbild für das Gesamtwerk. Marie Brand und Jürgen Simmel fahren mit dem Auto in die Ferne und erzählen sich etwas vermeintlich lustiges. Die Pointe geht dabei zwar ein wenig unter, trotzdem tut das nicht wirklich weh. Die neueste Ausgabe von «Marie Brand» bietet grundsolide Unterhaltung. Weder der große Lacher noch ein besonderer inhaltlicher Anspruch sind zu erkennen, selbst wenn die Handlung, wie bereits eingangs erwähnt ambitionierter ist, als man es von der Reihe kennt. Abwechslung wissen die Macher auf jeden Fall mal wieder zu bieten. Allein das ist ja schon einiges Wert.
«Marie Brand und das Mädchen im Ring» ist am Mittwoch, 22. Januar um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.