Hinter den Kulissen
- Produktion: ProSaar Medienproduktion GmbH
- Drehbuch: Dirk Kämper und Lars Montag
- Regie: Hannu Salonen
- Kamera: Wolf Siegelmann
Sven Haasberger ist mit Leib und Seele Schwimmtrainer. Seine Jungs lieben ihn und auch den Vertretern der Politik ist das ehrenamtliche Engagement des 40jährigen positiv aufgefallen. Als Haasberger auf einer Veranstaltung unter freiem Himmel einen Scheck für seinen Verein entgegennimmt, füllt sich der Platz plötzlich mit einer Horde vermummter Gestalten. In einem Handgemenge geht Haasberger schwer verletzt zu Boden, der Notarzt gibt ihm kaum eine Chance, zu überleben.
Hauptkommissar Jens Stellbrink und sein Team stehen vor einem Rätsel. Doch schnell weisen Schmierereien auf ein mögliches Motiv hin. Dem Trainer wird vorgeworfen, er habe sich an seinen Schützlingen vergangen. Besonders im Internet scheint Haasberger aktiv gewesen zu sein. Unter dem Nickname „Adam“ soll er sich mit kleinen Jungen verabredet haben. Der vermummte Flashmob muss eine Art Lynchjustiz gewesen sein. Doch während für die schockierten Eltern und die Öffentlichkeit der Fall klar ist, kommen Stellbrink Zweifel.
Darsteller
Devid Striesow («Die Fälscher») als Hauptkommissar Jens Stellbrink
Elisabeth Brück («L'amour caché») als Hauptkommissarin Lisa Marx
Hartmut Volle («Wilsberg») als Kriminaltechniker Horst Jordan
Sandra Steinbach («Weissensee») als Staatsanwältin Nicole Dubois
Inga Lessmann («Vollgas zurück») als Anna Haasberger
Barbara Ullmann («Tierisch verliebt») als Claudia Haasberger
Mélanie Fouchè («Die andere Heimat») als Barbara Seitz-Ehrmann
Kritik
Irgendwas läuft da schief: Devid Striesow ist eines der großen Schauspielertalente Deutschlands. In Kürze wird er das im ARD-Film «Der Prediger» wieder beweisen können. Regisseur Hannu Salonen hat unter anderem das hervorragende «Rosa Roth»-Finale und drei von sechs «Verbrechen»-Folgen wunderbar feinfühlig inszeniert. Sogar all die Clownereien, die die bisherigen Saarbrücker «Tatorte» der Striesow-Ära so unerträglich gemacht haben, hat man abgestellt. Aber: Es ist immer noch fast genauso schlimm wie vorher.
Woran liegt das? An Striesow sicherlich nicht. An Salonen genauso wenig. Bleibt das Drehbuch als möglicher Hauptverdächtiger – und als Schuldiger am hoffnungslosen Misslingen dieser neuen Folge ist es schnell überführt. Es reicht schon, sich die Dialoge anzuhören: Stumpfsinniges 08/15-Geplapper im Stil von „Wer macht denn sowas?“ - „Keine Ahnung“ wird hier tatsächlich für tragfähig genug gehalten, um damit Figuren charakterisieren und Tragik darstellen zu wollen. „Ach, ich hab 'n Gefühl, dass das nicht stimmt“, analysiert Superhirn Stellbrink an anderer Stelle. Sogar am ZDF-Vorabend im permanenten SOKO-Wahn würden einem solche schalen Sätze wahrscheinlich um die Ohren gehauen werden. In Saarbrücken dagegen scheint das als Prime-Time-reif aufgefasst zu werden.
Aber es ist ja nicht nur das viele Unsinnige, das gesagt, und das viele Sinnige, das nicht gesagt wird, was einen das Saarland gleich im ersten Drittel der Laufzeit als «Tatort»-Entwicklungsland einstufen lässt. Es ist auch diese Mischung aus prätentiöser Überheblichkeit der visuellen Stilistik und der frustrierenden Leere von Figuren, Plots und Themen, die die Schere zwischen der Selbst-und Fremdwahrnehmung der Macher gefährlich weit auseinander spreizt. Anders gesagt: Die schnellen Schnitte bei den hastigen Besprechungen im Präsidium, die Wackelkamera, die aufs Tempo drücken will, und die präzise selektierten Perspektiven stehen im Widerspruch zum Vagen und Unausgegorenen des Drehbuchs, das sich auch jenseits der plumpen Dialogführung stets offenbart:
In „Adams Alptraum“ reiht sich stur Wendung an Wendung, Spur an Spur, Thema an Thema, Aktion an Reaktion an Aktion an Reaktion, weitgehend ohne Kommentar, ohne Wertung, ohne Haltung. Es entsteht ein gewisses Gefühl der Seelenlosigkeit, was jedwede Möglichkeit eines funktionierenden Spannungsaufbaus von Anfang an zunichte macht. Insbesondere auch, da der Täter in der zweiten Hälfte dem Zuschauer bekannt ist – eine strukturelle Spielerei, die man machen kann, wenn sich der Spannungsbogen auch ohne Whodunnit-Motiv führen lässt. Hier hingegen konnte man ihn schon nicht einmal mit dem Motiv der Tätersuche anständig führen. Sobald dieses weg ist, bricht strukturell endgültig alles zusammen.
Dem in die Hände spielt natürlich auch, dass die Figuren weitgehend auf einen Einsatz als bloße Stichwortgeber reduziert werden, um die nächste Wendung, das nächste Thema einleiten zu können. Aus dem Stoff hätte eine Parabel über Selbstjustiz werden können, doch „Adams Alptraum“ bastelt daraus eine fehlstrukturierte wie uninteressante Krimiplörre.
Jetzt, wo die ARD ohnehin aufräumt: Wie lange will man sich diese konsequenten Fehlentwicklungen aus Saarbrücken noch antun?
Das Erste zeigt «Tatort – Adams Alptraum» am Sonntag, den 26. Januar um 20.15 Uhr.