Die Homo-Ehe ist in derzeit siebzehn amerikanischen Bundesstaaten legal und gelebte Realität. In erzkonservativen Staaten wie Utah oder Oklahoma wird gegen die gesetzlichen Beschränkungen juristisch vorgegangen. Und wer öffentlich über Schwule herzieht, der stellt sich im amerikanischen Mainstream mittlerweile weit ins Abseits. The times, they are a-changing.
Auch im amerikanischen Fernsehen wird dieser gesellschaftliche Wandel sichtbar; unter anderem dadurch, dass die sexuelle Orientierung schwuler Figuren oft nur beiläufig von Belang ist. Beim ABC-Erfolg «Modern Family» etwa, wo das schwule Paar Cameron und Mitchell nicht nur darauf reduziert wird, dass es miteinander ins Bett geht. Sicher: Auch «Modern Family» greift homosexuelle Themen auf – aber das ist bei weitem nicht der einzige dramaturgische Aufhänger des Formats, die sexuelle Orientierung von Mitchell und Cameron bei weitem nicht ihre einzige relevante Eigenschaft als Figuren.
Schon «Will & Grace», das 1998 bei NBC startete, bestach durch positiv besetzte und differenziert entworfene schwule Figuren, stellte das Thema Homosexualität aber mehr ins Zentrum als viele heutige Network-Serien mit homosexuellen Protagonisten. Unvergessen natürlich auch Ellen DeGeneres' Coming-Out in ihrer damaligen Sitcom bei ABC. 1997 schlug ein solcher Schritt noch hohe Wellen in den amerikanischen Medien.
Das stolzeste US-Format der schwul-lesbischen Fernsehunterhaltung war wohl «Queer as Folk», dessen Konzept 2000 aus dem UK importiert wurde, und loudly and proudly die Gay-Pride-Fahnen schwenkte, dass es eine Freude war. Man war laut, bunt, schrill, schwul – und verdammt stolz darauf.
Nun, fast eineinhalb Jahrzehnte später, startete bei HBO am vergangenen Sonntag «Looking», eine Serie um drei schwule Freunde im kalifornischen San Francisco: den adretten Videospiel-Designer Patrick, der online auf der Suche nach der großen Liebe ist; den Künstler Agustín, der kürzlich mit seinem Partner zusammengezogen ist und sein Sexleben mit einem Dreier aufmischen möchte; und den promiskuitiven Kellner Dom, mit fast 40 das ältere Semester der Clique, der in einer WG mit seiner Ex-Freundin lebt.
«Looking» stellt die sexuelle Orientierung seiner Charaktere wieder mehr ins narrative Zentrum und wirft einen stärkeren thematischen Fokus darauf, was es bedeutet, heute in Amerika als homosexueller Mann zu leben. Dass die Protagonisten im liberalen San Francisco wohnen, das für seine schwule Subkultur seit Jahrzehnten international bekannt ist, erlaubt vielleicht einen leichtfüßigeren, komödiantischeren Tenor, als wenn man den Stoff in der Wüste von Texas oder im ländlichen Alabama hätte spielen lassen.
Amüsant ist «Looking» nämlich trotz mancher Tappser in die Klischee-Falle durchaus geworden, während Inszenierung, Plots und Figuren deutlich erwachsener wirken als zu «Queer-as-Folk»-Zeiten. Dadurch fällt auch einem heterosexuellen Publikum wohl der Zugang leichter – nicht zu vergessen natürlich auch deshalb, weil Schwulsein in Amerika heute noch mehr zum kollektiven Alltag geworden ist, als es das vor vierzehn Jahren schon war. Und das ist auch gut so.