Talkcheck

Dschungel-Camp führt zur Talk-Tristesse

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Fast alle Gesprächsrunden hatten unter der Übermacht von «Ich bin ein Star» zu leiden, sogar Lanz floppte am Dienstag in direkter Konkurrenz dazu übel. Wenig gefragt war zudem Heiner Bremer.

Parteien-Ranking

  1. SPD: 4 (50%)
  2. Grüne: 3 (37%)
  3. Union: 1 (13%)
Zu Rate gezogen wurden die relevanten Talkshows von Das Erste, ZDF, n-tv und N24 zwischen dem 19. und 23. Januar.
Wenn RTL zum großen Aufmarsch der C-Promis in Australien ruft, haben die deutschen Polittalks wenig zu melden. Dies musste bereits am Sonntagabend «Günther Jauch» erfahren, das mit der Frage "Gibt es ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben?" aus der Winterpause kam. Mit nur 3,92 Millionen Zuschauern fiel die Sendung erstmals seit Juni des vergangenen Jahres wieder unter die Vier-Millionen-Marke, mit 12,5 Prozent aller Zuschauer schnitt man so schwach ab wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. Noch enttäuschender schnitt die sonst so erfolgreiche Jauch-Runde bei den jüngeren Konsumenten ab, wo mit nur 0,65 Millionen klar unterdurchschnittliche 5,0 Prozent Marktanteil einhergingen. Nur ein einziges Mal in der Geschichte des Formats wurde ein noch schwächerer Marktanteil verbucht: Im Juni 2012 in direkter Konkurrenz zur Fußball-Europameisterschaft.

Keineswegs besser erging es zwei Tage später «Menschen bei Maischberger», das ab 22:50 Uhr tapfer versuchte, die Menschen für das Thema "Wie mächtig ist organisiertes Verbrechen?" zu erwärmen. Doch gegen die zweistündige Ausgabe des RTL-Dschungelcamps blieben gerade einmal 1,44 Millionen für das ARD-Angebot übrig, was viel zu schwachen 7,7 Prozent aller Fernsehenden entsprach. Auch Sandra Maischberger kehrte somit erschreckend schwach aus der Winterpause zurück, in den vergangenen gut fünf Jahren lief es nur ein einziges Mal noch schlechter: Am 22. Januar des Vorjahres, als 7,3 Prozent bei 1,31 Millionen auf dem Papier standen - ebenfalls in direktem Wettbewerb mit «Ich bin ein Star». Bei den 14- bis 49-Jährigen sah es keineswegs besser aus, hier waren sogar nur 2,9 Prozent bei 0,24 Millionen möglich.

Doch nicht nur RTL stellte sich der langjährigen Talkerin in den Weg, sondern auch «Markus Lanz» im ZDF, das um 22:45 Uhr in die neue Woche startete. Auch hier gestaltete sich der Misserfolg der Dienstags-Ausgabe beinahe historisch, denn mit 1,31 Millionen und 7,0 Prozent fiel sie sogar noch stärker beim Publikum durch. In der gesamten Historie des zumeist sehr erfolgreichen Talks gab es lediglich vier Ausgaben, die mit 5,9 bis 6,6 Prozent noch mickrigere Werte erzielten. Unter anderem waren die Grünen-Politikerin Renate Künast sowie der SPD-Mann Patrick Dahlemann, der in die Schlagzeilen kam, weil er auf einem NPD-Parteitag eine flammende Rede gegen Neonazis hielt, Teil dieser Flop-Runde. Bei den 14- bis 49-Jährigen sahen 0,30 Millionen zu, auch die hier erzielten 3,6 Prozent waren gewiss nicht zufriedenstellend.

Am Mittwoch und Donnerstag ging Lanz dann erst nach 23:15 Uhr auf Sendung und lud im Zuge der Dschungel-Euphorie unter anderem die Ex-Teilnehmer Ingrid van Bergen und Michaela Schaffrath ein. Programmplanerisch stellte sich dies als kluger Schachzug heraus, denn an beiden Tagen endete «IbeS» bereits zu dieser Zeit und lockte viele Fans anschließend offensichtlich zum ZDF. So kam man am 22. Januar bereits auf 1,47 Millionen Interessenten und akzeptable 11,5 Prozent, bevor die letzte Folge der Woche sogar auf richtig starke 1,91 Millionen und 14,6 Prozent zu verweisen hatte. Bei den 14- bis 49-Jährigen hielt sich die Begeisterung allerdings weiterhin in sehr eng gefassten Grenzen, mehr als 5,0 und 5,8 Prozent waren bei bestenfalls 0,33 Millionen nicht zu holen.

Doch auch am Donnerstag war beileibe nicht alles Gold, was hinsichtlich Talkshows glänzte. «Maybrit Illner» fiel mit ihrer Debatte zum Thema "Wie gerecht ist die neue Rente?" beim jüngeren Publikum dramatisch durch, nur 2,5 Prozent waren bei 0,25 Millionen möglich. Immerhin interessierten sich allerdings die älteren Zuschauer für das für sie gewiss vorrangig bedeutende Thema und bescherten dem ZDF ab 22:15 Uhr respektable 11,2 Prozent bei 2,69 Millionen. «Beckmann» im Ersten brauchte anschließend um 23:20 Uhr gar kein Dschungel-Camp als Konkurrenz, um miese Quoten einzufahren: Seine Runde zum Thema Zivilcourage interessierte nur 0,83 Millionen Zuschauer, was mit katastrophalen 6,5 Prozent aller und 4,5 Prozent der jüngeren Zuschauer einherging.

Bei all diesen Flops seiner Kollegen konnte sich Frank Plasberg glücklich schätzen, dass ein «Hart aber fair» am Montag bereits um 21 Uhr ausgestrahlt wurde und bereits um 22:15 Uhr beendet war. Seine Sendung nahm sich der Gefahr des übermäßigen Zucker-Konsums an und interessierte immerhin 3,47 Millionen Menschen, was einem akzeptablen Marktanteil von 10,8 Prozent entsprach. Seit Ende November wurden keine ähnlich guten Werte mehr verbucht. Bei den 14- bis 49-Jährigen bedeuteten 4,5 Prozent bei 0,54 Millionen gar den höchsten Marktanteil seit Mitte Oktober, wo das Format auf neue Rekordzahlen zu verweisen hatte.

Ebenfalls fernab des Dschungel-Irrsinns konnte Heiner Bremer auf n-tv senden, denn «Das Duell» lief wie gewohnt am Dienstag bereits um 17:10 Uhr in Erstausstrahlung. Die hochaktuelle Debatte zum ADAC-Desaster, an der auch Grünen-Politikerin Bärbel Böhn partizipierte, kam allerdings trotzdem nur auf 0,13 Millionen Zuschauer und maue 0,8 Prozent Marktanteil. Im Dezember kam n-tv noch auf einen durchschnittlichen Marktanteil von 1,0 Prozent. Wesentlich schlimmer waren jedoch die 0,4 Prozent bei 0,02 Millionen in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen, denn hiermit war man der Sendernorm gar um 0,6 Prozentpunkte unterlegen. Die Abend-Wiederholung ab 23:15 Uhr kam mit nur 0,5 bzw. 0,3 Prozent bei einer Reichweite von 0,09 Millionen sogar noch stärker unter die Räder.

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