Hinter den Kulissen
- basierend auf der gleichnamigen australischen Serie
- Produktion: Blow by Blow, Essential Media, Fedora Entertainment und Sony Pictures Television
- Schöpfer: Peter Duncan
- Darsteller: Greg Kinnear, John Ortiz, Necar Zadegan, Bojana Novakovic, Tara Summers, Miranda Otto und Ian Colletti
Nein, Keegan Deane soll primär eine richtig coole Sau sein, ein „House“ im Gerichtssaal, nur mit etwas weniger Intelligenz und wesentlich mehr Herz.
Die ersten Sendeminuten zeigen am deutlichsten, wohin die Reise erzählerisch gehen soll: Keegan bekommt erstmal ordentlich die Fresse poliert, vom Schergen eines Buchmachers, dem Keegan noch knapp 60.000 Dollar schuldet. Die will Keegan nun auch schnellstmöglich auftreiben: Am nächsten Tag ist das Honorar eines Mandanten fällig. Doch, einer der großen Schocks am nächsten Morgen: Die Zahlung wartet nicht in ordentlich sortierten Dollarscheinen in seinem Büro auf ihn, sondern in Form eines Fisches, den er an ein japanisches Restaurant weiterverticken soll.
Trotz einiger Schrammen im Gesicht hatte Keegan aber erstmal die Nacht durchgezecht, sich noch eine Flamme abgeschleppt und ist am Küchentisch seines besten Freundes aufgewacht. Der ist davon wenig angetan – verständlich, schließlich hat der Mann Frau und Kinder, die er seinem versoffenen Kumpanen zumindest in dessen aktuellem Zustand nicht aussetzen will.
Die entnervte Gattin wird Keegan allerdings schneller wieder sehen, als ihm lieb ist: Sie vertritt als Staatsanwältin die Gegenseite in einem Fall, dessen Verteidigungsmandat sich Keegan in der vergangenen Nacht erpokert hat. Eigentlich soll alles ganz schnell gehen: Ein berühmter Serientäter steht mal wieder vor Gericht. Der sitzt bereits im Knast, hat nun aber seinen neunten Mord gestanden. Kurz auf schuldig plädieren, um die Todesstrafe vom Tisch zu kriegen, und anschließend mit ein paar netten Statements in die Kameras für Publicity und neue Mandanten sorgen. So stellt sich Keegan das zumindest vor. Aber dann widerruft der mutmaßliche Mörder plötzlich sein Geständnis und plädiert auf unschuldig. Und noch kurioser: Keegans Recherchen ergeben, dass da was dran ist. Gleich in seiner ersten Folge ist er einem gigantischen Polizeiskandal auf der Spur.
Vermutlich, weil jeder kleiner gehaltene Fall all die Probleme noch deutlicher offenbart hätte, mit denen «Rake» zu kämpfen hat. Die Serie scheitert an ihrer Mittelmäßigkeit, ihrer Einfallslosigkeit, ihrer Beliebigkeit. Plots, Figuren und Gags sind alle ganz nett, aber nichts, wofür man wiederkommt. Keegans Schrullen ergeben – anders als die von Gregory House oder Alan Shore – keine runde, witzige, überdrehte, aber letztlich doch glaubwürdige Figur, sondern ein Sammelsurium allerhand merkwürdiger Exzesse und Tollpatschigkeiten, in die er nach und nach tappst. Eine Dreiviertelstunde lang geht ein Kuriosum ins Nächste über.
Das mag stellenweise ganz lustig anzusehen sein, strukturell ist es aber Storytelling der untersten Schublade, und es verhindert, dass die Hauptfigur trotz all der abwegigen Situationen, mit denen sie konfrontiert wird, mehr an relevanten Charaktereigenschaften als stereotype Schattierungen vorzuweisen hat: Der Typ ist ein Womanzier, ein Lebemann, gleichzeitig aber (im Rahmen seiner Möglichkeiten) ein guter Vater und Ex-Mann und ein Versager. Auch von FOX kennt man schon lange deutlich differenzierter entworfene Figuren. Und Serien, deren Plots sich nicht nur in einem Panoptikum des Kuriosen erschöpfen, sondern wirklich etwas zu erzählen haben.